DOI Heft:
Heft 17/18
DOI Artikel:Schmidt, Paul Ferdinand: Walter Gropius
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0503
bauten, der Meisterhäuser und der ersten Törtener Siedlung. Sie führten Gro-
pius einen gewaltigen Schritt voran, ohne in der Wohn- und Arbeitspraxis endgültige
Resultate zu bringen. Das Werkstättengebäude mit seiner prachtvollen Konsequenz in
Eisenbetonkonstruktion und einheitlicher umschließender Glasbaut bedeutet freilich
eine ganz große Leistung, von strenger Größe und Zeitgemäßheit. Aber die inneren
und äußeren Reibungen waren auch in Dessau so groß, daß er noch rechtzeitig die
Folgen zog und 1928 ausschied, um sich fortan in Berlin ganz dem Problem der
Massensiedlung zu widmen.
lmmerhin konnte er außer den erwähnten Arbeiten noch das Arbeitsamt in Dessau
vollenden, einen Bau von geistreichster und heiterster Leichtigkeit, eingeschossig auf
dem Grundriß eines Ilalbkreises, in durchsichtiger Eisenkonstruktion und durchweg mit
Oberlicht in den übersichtlich angeordneten Gängen und Büros: es muß eine Art Er-
quickung, ja Erholung für ihn gewesen sein, diesem Spiel mit graziösen Linien nach-
zugehen.
Die Meisterhäuser in der Burgkühnauer Allee, darunter sein eigenes Wohnhaus, haben
sehr viel von dieser aus der Technik des Betonbaues hervorgegangenen Grazie; sie
wirken vor allem von
außen in ihrer waldarti-
gen Umgebung sehr be-
stechend und bilden als
Gesamtheit einen Vor-
läufer der kollektiven
Weißenhofsiedlung bei
Stuttgart, an der er ja
auch mitgearbeitet hat,
und werden als Muster-
beispiele des klaren sach-
gebundenen Wohnstils
unserer Zeit bestehen blei-
ben. Aber im Innern sind
sie, ähnlich wie die Rei-
henhäuschen der Arbei-
tersiedlung Törten, eini-
germaßen von prakti-
scher Brauchbarkeit ent-
fernt, weil allzuviel ex-
perimentiert und die
Methodeüberdie mensch-
liclie Brauchbarkeit /je-
o
stellt wurde. Die zweige-
schossigen Kleinstwoh-
nun?en in Törten be-
O
deuten als technische
Leistung des simultanen
f abrikartigen Serienbaues,
in gemischter Beton- und
Plattenweise hergestellt,
und in ihrer fabelhaften
Raumausnützung zwei-
fellos Wertvolles^ sind
pius einen gewaltigen Schritt voran, ohne in der Wohn- und Arbeitspraxis endgültige
Resultate zu bringen. Das Werkstättengebäude mit seiner prachtvollen Konsequenz in
Eisenbetonkonstruktion und einheitlicher umschließender Glasbaut bedeutet freilich
eine ganz große Leistung, von strenger Größe und Zeitgemäßheit. Aber die inneren
und äußeren Reibungen waren auch in Dessau so groß, daß er noch rechtzeitig die
Folgen zog und 1928 ausschied, um sich fortan in Berlin ganz dem Problem der
Massensiedlung zu widmen.
lmmerhin konnte er außer den erwähnten Arbeiten noch das Arbeitsamt in Dessau
vollenden, einen Bau von geistreichster und heiterster Leichtigkeit, eingeschossig auf
dem Grundriß eines Ilalbkreises, in durchsichtiger Eisenkonstruktion und durchweg mit
Oberlicht in den übersichtlich angeordneten Gängen und Büros: es muß eine Art Er-
quickung, ja Erholung für ihn gewesen sein, diesem Spiel mit graziösen Linien nach-
zugehen.
Die Meisterhäuser in der Burgkühnauer Allee, darunter sein eigenes Wohnhaus, haben
sehr viel von dieser aus der Technik des Betonbaues hervorgegangenen Grazie; sie
wirken vor allem von
außen in ihrer waldarti-
gen Umgebung sehr be-
stechend und bilden als
Gesamtheit einen Vor-
läufer der kollektiven
Weißenhofsiedlung bei
Stuttgart, an der er ja
auch mitgearbeitet hat,
und werden als Muster-
beispiele des klaren sach-
gebundenen Wohnstils
unserer Zeit bestehen blei-
ben. Aber im Innern sind
sie, ähnlich wie die Rei-
henhäuschen der Arbei-
tersiedlung Törten, eini-
germaßen von prakti-
scher Brauchbarkeit ent-
fernt, weil allzuviel ex-
perimentiert und die
Methodeüberdie mensch-
liclie Brauchbarkeit /je-
o
stellt wurde. Die zweige-
schossigen Kleinstwoh-
nun?en in Törten be-
O
deuten als technische
Leistung des simultanen
f abrikartigen Serienbaues,
in gemischter Beton- und
Plattenweise hergestellt,
und in ihrer fabelhaften
Raumausnützung zwei-
fellos Wertvolles^ sind