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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 23/24
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Scharf, Alfred: Ein bisher unbekanntes Bildnis von Domenico Ghirlandaio
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0630

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betenden Bischofs wiedergegeben, ein Motiv, das sich auf der Berufung der ersten Jünger
in der Sixtinischen Kapello (vorn, fünfter Kopf von rechts) wiederholt.

Auf die Frage, ob das Profilbildnis Fragment einer größeren Komposition sei, läßt sich
nur ungefähr Antwort geben. Wir wissen von zerstörten oder verlorengegangenen
Fresken Ghirlandaios in Santa Croce, in der Grabkapelle des Giovanni Francesco Tor-
nabuoni in Santa Maria sopra Minerva in Bom, in der vatikanisclien Bibliothek u. a.
Auf allen Freskobildei'n Ghirlandaios stehen die Porträtierten dicht gedrängt. Da das
Profilbildnis auf beiden Seiten von isolierendem Baum umgeben wird, ist vielleicht der
Schluß berechtigt, daß das Bildnis keiner vielfigurigen Darstellung angehöi't hat. Dagegen
hat Ghirlandaio Francesco Sassetti und seine Frau, in späterer Zeit Giovanni Tornabuoni
einzeln als Stifterfiguren in Adorationsgeste ganzfigurig kniend dargestellt. Das Profil-
bildnis könnte ein geretteter Ausschnitt aus einem solchen Stifterbildnis sein. Giovanni
Tornabuoni kniet etwas nach vorn gewendet vor einer Landscliaft, während Francesco
Sassetti reliefartig im Profil vor einen neutralen Grund gesetzt ist. Das Bildnis des Un-
bekannten steht also formal durch seinen Beliefcharakter dem Sassettibildnis näher
als dem Bildnis des Giovanni Tornabuoni, eine Beobachtung, die die vorgeschlagene
Datierung noch befestigt.

Erste Hälfte des 15. Jahrh. Beliquienschrein der hl. Prudentia

Zu dem Beitrag: »Meisterwerke altkirchlicher Kunst aus Westfalen«

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