Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0639
DOI issue:
Heft 23/24
DOI article:Henkel, Max Ditmar: Die Sammlung A. Bonger in Amsterdam
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0639
men; aber das Ganze
ist eine Schöpfung
seiner Einbildungs-
kraft, angefüllt mit
liebevoll und ausführ-
licli gezeichneten De-
tails, deren Gesamt-
aspekt nur vielleicht
oftverwirrt. Indieser
Hinsicht ist Bresdin
das direkte Gegenteil
von Redon, mit dem
er ja auch sonst an
Weite des Horizonts
und psychologischem
Tiefltlick keinen
ernsthaftenVergleich
aushalten kann.
Herr Bonger besitzt
von Bresdin u. a. eine
kleine Zeichnung,
einen Winkel aus einem altertümlichen kleinen Städtchen mit einem spitzen alten Giebel-
haus am Wasser, wie sie ohne weiteres als Illustration zu einem Andersenschen Märchen
verwendet werden könnte. In diesen und anderen Arbeiten Bresdins wird man etwas an
einen anderenRomantiker, denlllustrator Dore, erinnert, der auf Bresdin auch olme Zweifel
eingewirkt hat, dem aber Bresdins Verträumtheit abgeht und bei dem schließlich alles in
Routine ausartet, und davon kann bei Bresdin, der sich sein weltfremdes, geschäfts-
unkundiges Kindergemüt bis in sein Greisenalter bewahrt hat, nie die Rede sein.
Das Bild, das man sich nach dem Vorhergehenden von Herrn Bongers Sammlertätig-
lceit machen muß, wäre ein unvollständiges, wenn wir nicht noch auf seine kostbare,
an Werken der gesamten Weltliteratur reiche Bibliothek usw. hinwiesen. Aber das ist
ein Kapitel für sich, und darauf näher einzugehen ist hier nicht der Platz.
Bresdin; nach Redons
eigenem Zeugnis ist
derselbe auf seine
Entwicklung nicht
ohne Einfluß gewe-
sen. Auch von dessen
phantastischer Kunst
besitzt Herr Bonger
verschiedene Proben.
Wie Redon flüchtet
Bresdin in eine Welt,
die es in dieser mär-
chenhaftenMischung
nirgends gibt. Die
einzelnen Elemente
hat er, gleichfalls ein
Romantiker, maleri-
schen alten Städtclien
oder einer Natur mit
orientalisch - üppiger
Vegetation entnom-
Abb. 7. Redon
Blumenstrauß
Abb. 8. Cezanne
Stilleben
ist eine Schöpfung
seiner Einbildungs-
kraft, angefüllt mit
liebevoll und ausführ-
licli gezeichneten De-
tails, deren Gesamt-
aspekt nur vielleicht
oftverwirrt. Indieser
Hinsicht ist Bresdin
das direkte Gegenteil
von Redon, mit dem
er ja auch sonst an
Weite des Horizonts
und psychologischem
Tiefltlick keinen
ernsthaftenVergleich
aushalten kann.
Herr Bonger besitzt
von Bresdin u. a. eine
kleine Zeichnung,
einen Winkel aus einem altertümlichen kleinen Städtchen mit einem spitzen alten Giebel-
haus am Wasser, wie sie ohne weiteres als Illustration zu einem Andersenschen Märchen
verwendet werden könnte. In diesen und anderen Arbeiten Bresdins wird man etwas an
einen anderenRomantiker, denlllustrator Dore, erinnert, der auf Bresdin auch olme Zweifel
eingewirkt hat, dem aber Bresdins Verträumtheit abgeht und bei dem schließlich alles in
Routine ausartet, und davon kann bei Bresdin, der sich sein weltfremdes, geschäfts-
unkundiges Kindergemüt bis in sein Greisenalter bewahrt hat, nie die Rede sein.
Das Bild, das man sich nach dem Vorhergehenden von Herrn Bongers Sammlertätig-
lceit machen muß, wäre ein unvollständiges, wenn wir nicht noch auf seine kostbare,
an Werken der gesamten Weltliteratur reiche Bibliothek usw. hinwiesen. Aber das ist
ein Kapitel für sich, und darauf näher einzugehen ist hier nicht der Platz.
Bresdin; nach Redons
eigenem Zeugnis ist
derselbe auf seine
Entwicklung nicht
ohne Einfluß gewe-
sen. Auch von dessen
phantastischer Kunst
besitzt Herr Bonger
verschiedene Proben.
Wie Redon flüchtet
Bresdin in eine Welt,
die es in dieser mär-
chenhaftenMischung
nirgends gibt. Die
einzelnen Elemente
hat er, gleichfalls ein
Romantiker, maleri-
schen alten Städtclien
oder einer Natur mit
orientalisch - üppiger
Vegetation entnom-
Abb. 7. Redon
Blumenstrauß
Abb. 8. Cezanne
Stilleben