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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 22.1930

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Heft 23/24
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27696#0652

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KUNST-LITERATUR

HOWARD CROSBY BUTLER: EARLY CTIUR-
CITES IN SYRIA, FOURTII TO SEVENTH
CENTURIES. Edited and completed by E.Bald-
win Smith (Princeton monographs in art and
archaeology) Dep. of art and arch. of Princeton
university igagfol., 2 ,j4S.,mita88 Abb.imTexle.
Butler starb ig2a plötzlich in Paris. Seine großen
Arbeiten in Syrien und Sardes wurden von Prince-
ton weitergeführt, und es wirkt zunächst als an-
genehme Überraschung, daß nun doch auch noch
ein zusammenfassendes Werk über die christliche
Baukunst Syriens erscheint, das wir der Hingabe
und Opferwilligkeit seines Freundes E. B. Smith
verdanken. Der erste Band sucht die Geschichte
nach den drei Jahrhunderten geordnet zu geben,
zwischen das 5. und 6. Jahrhundert ist ein Ab-
schnitt über die Klöster eingeschoben. Es war
Smiths Aufgabe, die europäische Literatur zu be-
rücksichtigen und Butlers Ansichten damit in Be-
ziehung zu setzen. Das Buch bringt manches Neue.
Dem ersten historisch-beschreibenden, d. h. denk-
malkundlichen Teile folgt ein zweiter Teil »Analy-
sis«, worin nach einer Gesamtübersicht Grundriß
und Aufbau, Verzierung, dann schr wertvoll Nach-
richten auf Grund der Inschriften und endlich
Ursprung und Einflüsse behandelt werden.

Man liätte eigentlich von der Zusammenfassung
mehr erwartet. Das liegt wohl daran, daß auch in
diesem Sclilußbande der eng auf Zentralsyrien ein-
gestellte Gesichtskreis derart ängstlich festgehal-
ten ist, daß da eine Art Übereinkommen vorzu-
liegen scheint: nur nicht die Euphratgrenze iiber-
schreiten, Armenien selbst muß streng gemieden
werden, von Iran und seinem Feuerstempel natür-
Jich gar nicht zu reden. Daß Syrien ein Stein-
land ist und der Osten mit dem Rohziegel arbei-
tet und in ilim denkt, ersclieint den ITerren neben-
säclilich. Sie vergleichen nicht, selien dalier aucli
nicht, wo der Stein im Mittelmeersinne geformt,
wird und wo er der Verkleidung von Lelnnziegel-
bauten entsprechend umgebildet ist. Man kann Sy-
rien nicht gerecht werden, wenn man nur die stei-
nige Mitte im Auge hat und die Küste sowohl wie
das aramäische Hinterland im Norden Mesopota-
miens unberücksiclitigt läßt. Wenn Smith sicli ge-
gen die Bedeulung dieses Gebietes in der darstel-
lenden Kunst ausspricht, so bedenkt er nicht, daß
das Judentum und der Semitismus in Syrien nichts
zu tmi liaben mit dem Machtsemitismus der Kirche
in den Theologenschulen von Edessa und Nisbis.

Josef Strzygowski
MAX TIAUTTMANN: DIE KUNST DES
FRÜITEN MITTELALTERS. Im Propy-
läen-Verlag zu Berlin. ig2g.

Von den 16 Bänden der nunmehr vollendeten
Propyläen-Kunstgeschichte, die im November ig2 3
bcgonnen und genau sechs Jalire späler mit dem
vorliegenden Band abgeschlossen wurde, ist der

über die Kunst des friilien Mittelalters einer der
wichtigsten. Hauttmanns, des zu früh Verstorbe-
nen Name, den allein das Titelblatt nennt, muß
ergänzt werden durcli den seines Freundes Hans
Karlinger, der seinerseits wiederum mit sei-
nem Schüler Peter Iialm die begonnene Arbeit
Hauttmanns fortgesetzt und voUendet hat. Wie
dies irn einzelnen geschelien und wie sich der An-
teil der Bearbeiter und Fortsetzer des Nachlasses
auf das Gesamtwerk verteilt, ist im Vorwort ange-
geben. Tatsächlicli hatte Hauttmann nur ein Frag-
ment liinterlassen, aber dieses war immerliin so-
weit gedielien, daß iiber die Grundeinstellung ge-
genüber dem schwierigen Thema ein Zweifel kaum
möglicli war. Neben den Einzelabschnitten, die
nacheinander die christliche Kunst des ersten Jahr-
tausends und die Kunst des romanischen Stils (hier
wunderbar gegliedert Baukunst — Plastik •—
Werlikunst und Malerei) behandeln, sind es vor
allem die 600 Abbildungen und Tafeln und das
ilmen gewidmete Verzeichnis (mit seinen selir er-
schöpfenden Angaben), die den Wert dieser Kunst-
geschichte bestimmen. Aucli die Disposition dieses
Bilderteils hat Hauttmann noch in seinen Grund-
linien bestimmen können, und das ist für die Be-
urteilung der Gesamtleistung selir wesentlich. In-
wieweit aber die allgeineine BJickriclitung in dies
auf weiten Strecken immer nocli unerforschte Ge-
liiet an KJarheit gewonnen hat, das beweist u. a.
Hauttmanns eirrleitendes KapiteJ über die altchrist-
Jiclie Kunst, die dem liellenistisch-römischen Mit-
telmeerkreis eingegliedert wird. Biermann

ITALIENISCHE STUDIEN. Paul Schubring
zum 60. Geburtstag gewidmet. Mit 78
Textabbildungen uncl 1 Porträt. ig2g. Verlag
Karl W. Hiersemann, Leipzig.

Die freundliche Sitte unserer Wissenschaft, die
Sechzigjährigen mit einer Festschrift zu überra-
schen, hat als vorläufig letztes Resultat die Schu-
bring-Festschrift ergeben, die insofern angenehm
von gewissen Vorgängern absticlit, als sie fast aus-
schließlich ein Stoffgebiet behandelt, demderTitel
entlehnt ist. Besonders symbolisiert der Beitrag von
Tancred Borenius den Sinn dieser Publikation,
wenn er eine Reihe unbekannter Cassoni vorstellt.
Paul Clemen berichtet an der Hand zahlreicher
Abbildungen über die Geschichte der heiligen Fina
von San Gimignano. Alexander Dorner entwickelt
die Raumvorstellung in den Reliefs des Trecento
und Quattrocento. Sehr bedeutsam auch Gronaus
Beitrag iiber ein Bildnispaar im Kestner-Museum
zu Hannover, das er als Werk des Baldassare d’Este
erhärtet und mit Bianca Maria von Mirandola
nebst ihrem Gatten Galeotto I. Pico identifiziert,
Unter den insgesamt i3 Beiträgen seien ferner ge-
nannt der von Oskar Fischel unter dem Titel »Mae-
stri del Disegno«, der von Erich Haenel ttber Mai-
 
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