rischen Balkanstaates, wo „Analpha-
beten zu Professoren und Salon«
löwen zu Staatsrnännern gemacht
werden^, den ehrlichen Spiegel der
Wahrheit, zuweilen vielleicht auch
den Zerrspiegel der Satire vorge-
halten und so ein recht geschicktes,
mit Scribeschen Mitteln arbeitendes
Theaterstück zuwege gebracht. Eins
freilich stört den feiner Empfinden«
den dabei: wie wir uns heute für
Shaw bedanken, auch wenn er sei-
nem. Patronatsvaterlande England
eins auswischt, so sollten wir auch
die Treber von dem Komposthaufen
unsrer Feinde verschmähen: unser
reinliches Schwert braucht solche tzil-
fen abtrünniger Söhne nicht, und
unsre Theater sollten sich für zu gut
dazu halten, solch schmutziges Wasser
auf die Mühle ihrer Erfolge zu
leiten. Friedrich Düsel
Zum Somme Film
* ber den Somme-Film, der jetzt
auf den Lichtbühnen gezeigt wird,
ist in der Tagespresse schon viel Lob
geschrieben worden. Einzelne Bil-
der, die er zeigt (etwa der Blick die
zertrümmerte Straße von Peronne
entlang, die Sicht durch den Wald
im Kampfgebiet, dann das Sprin-
gen der großen Mine und manche
sonst) sind ebenso schön wie sie
düster sind — mancher Knabe, der
sie jetzt sieht, wird ihrer-noch als
Mann gedenken. And alle die
Einzelbilder sind mit Maßhalten,
Klugheit und Geschmack zu einem
Ganzen geordnet, das nicht nur für
die Daheimgebliebenen interessant
und lehrreich ist, sondern auch zu-
gleich erschüttert und erhebt.
Aber zu zwei Punkten der Vor-
führung möchte ich eine Bemer-
kung machen.
Erstens zu den Schriftstücken
zwischen den Bildern. Genügt da
nicht die allerknappeste tatsächliche
Mitteilung? Einige dieser Sätze
erinnern mit einer billigen Ten-
denz Daran, wie es unsre Gegner
machen, um Neutrale zu gewin-
nen. Ich habe im Ausland deut-
lich bemerkt, daß ihnen das nicht
nur mißglückte, sondern daß es
auch unlustig gegen ihre Bilder
machte. Was vom Somme-Film
gezeigt wird, spricht so, daß der
Verzicht auf tendenziöse Schreiberei
dazu nicht nur vornehmer wäre,
sondern ganz unzweifelhaft auch
zweckmäßiger. Die Gewalt des
Ganzen wächst bis zu monumenta-
ler Wucht, die agitatorischen Eti-
ketten ziehn von ihr ab.
Zweitens: man sichere sich doch
beim Aberlassen des Films an-
ständige Musik. Was dort, wo
ich die Vorführung sah, in Dres-
den, an Begleitmusik geboten wurde,
war Anfug und beinah skandalöser.
Nur ein Beispiel: bei der Gipfe-
lung, beim Sturm — „o quel
plaisir d'etre soldat" aus der „Wei-
ßen Dame" von Boieldieu. Da
hört doch nicht nur Verschiedenes,
sondern alles auf. Kann denn nicht
für den ganzen Film von einem
Sachverständigen ein Musikpro-
gramm aufgesetzt und dessen Durch-
führung ausbedungen werden? A
Hindenburg als Lleber-
Barbar
er so wie ich seit tzugo Lede-
rers erstem Auftreten für seine
Kunst geschrieben hat, der ist wohl
vor dem Verdacht einer verständnis-
losen Herabsetzung sicher, wenn er
im Angesicht des neuen Ledererschen
tzindenburgs vor einem Irrwege
warnt. Nicht den Künstler, versteht
sich: wenn Lederer unsern Marschall
nun einmal so sieht, so fühlt, so
muß er ihn so gestalten. Aber et-
waige allzu willige Nachbildner und
das Publikum.
Daß Lederer tzindenburg so sieht,
wundert mich freilich. Er muß das
ausgezeichnete Wintersche Bildnis
kennen, das aus persönlicher Be-
beten zu Professoren und Salon«
löwen zu Staatsrnännern gemacht
werden^, den ehrlichen Spiegel der
Wahrheit, zuweilen vielleicht auch
den Zerrspiegel der Satire vorge-
halten und so ein recht geschicktes,
mit Scribeschen Mitteln arbeitendes
Theaterstück zuwege gebracht. Eins
freilich stört den feiner Empfinden«
den dabei: wie wir uns heute für
Shaw bedanken, auch wenn er sei-
nem. Patronatsvaterlande England
eins auswischt, so sollten wir auch
die Treber von dem Komposthaufen
unsrer Feinde verschmähen: unser
reinliches Schwert braucht solche tzil-
fen abtrünniger Söhne nicht, und
unsre Theater sollten sich für zu gut
dazu halten, solch schmutziges Wasser
auf die Mühle ihrer Erfolge zu
leiten. Friedrich Düsel
Zum Somme Film
* ber den Somme-Film, der jetzt
auf den Lichtbühnen gezeigt wird,
ist in der Tagespresse schon viel Lob
geschrieben worden. Einzelne Bil-
der, die er zeigt (etwa der Blick die
zertrümmerte Straße von Peronne
entlang, die Sicht durch den Wald
im Kampfgebiet, dann das Sprin-
gen der großen Mine und manche
sonst) sind ebenso schön wie sie
düster sind — mancher Knabe, der
sie jetzt sieht, wird ihrer-noch als
Mann gedenken. And alle die
Einzelbilder sind mit Maßhalten,
Klugheit und Geschmack zu einem
Ganzen geordnet, das nicht nur für
die Daheimgebliebenen interessant
und lehrreich ist, sondern auch zu-
gleich erschüttert und erhebt.
Aber zu zwei Punkten der Vor-
führung möchte ich eine Bemer-
kung machen.
Erstens zu den Schriftstücken
zwischen den Bildern. Genügt da
nicht die allerknappeste tatsächliche
Mitteilung? Einige dieser Sätze
erinnern mit einer billigen Ten-
denz Daran, wie es unsre Gegner
machen, um Neutrale zu gewin-
nen. Ich habe im Ausland deut-
lich bemerkt, daß ihnen das nicht
nur mißglückte, sondern daß es
auch unlustig gegen ihre Bilder
machte. Was vom Somme-Film
gezeigt wird, spricht so, daß der
Verzicht auf tendenziöse Schreiberei
dazu nicht nur vornehmer wäre,
sondern ganz unzweifelhaft auch
zweckmäßiger. Die Gewalt des
Ganzen wächst bis zu monumenta-
ler Wucht, die agitatorischen Eti-
ketten ziehn von ihr ab.
Zweitens: man sichere sich doch
beim Aberlassen des Films an-
ständige Musik. Was dort, wo
ich die Vorführung sah, in Dres-
den, an Begleitmusik geboten wurde,
war Anfug und beinah skandalöser.
Nur ein Beispiel: bei der Gipfe-
lung, beim Sturm — „o quel
plaisir d'etre soldat" aus der „Wei-
ßen Dame" von Boieldieu. Da
hört doch nicht nur Verschiedenes,
sondern alles auf. Kann denn nicht
für den ganzen Film von einem
Sachverständigen ein Musikpro-
gramm aufgesetzt und dessen Durch-
führung ausbedungen werden? A
Hindenburg als Lleber-
Barbar
er so wie ich seit tzugo Lede-
rers erstem Auftreten für seine
Kunst geschrieben hat, der ist wohl
vor dem Verdacht einer verständnis-
losen Herabsetzung sicher, wenn er
im Angesicht des neuen Ledererschen
tzindenburgs vor einem Irrwege
warnt. Nicht den Künstler, versteht
sich: wenn Lederer unsern Marschall
nun einmal so sieht, so fühlt, so
muß er ihn so gestalten. Aber et-
waige allzu willige Nachbildner und
das Publikum.
Daß Lederer tzindenburg so sieht,
wundert mich freilich. Er muß das
ausgezeichnete Wintersche Bildnis
kennen, das aus persönlicher Be-