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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 14 (2. Aprilheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0119

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des Vernünftelns nicht mit dem
Bürgerrocke ab und findet sich auch
in einen als notwendig begrif-
fenen unbedingten soldatischen
Gehorsam schwerer als der Hand--
arbeiter, Landwirt oder gar der
Zögling langjährigen Drills.

Der tzirnarbeiter ist etwas an--
deres als der Nebenmann, mit
dem ihn Wehrpflicht und die Not
der Ieit in die gleiche Neihe stel--
len. Kameraden und auch manche
Vorgesetzte nehmen aber zuweilen
vorschnell an, daß der Brillenmann
mit dem Buch im Tornister als
etwas Besseres gelten will. Tut
er gar in Meldungen und Denk--
schriften Vorschläge, die aus tüch--
tigen Fachkenntnissen heraus neue
Lichtstreifen über bisher wenig
durchforschte Gebiete werfen, so gilt
das als ein Vordrängen gegenüber
Leuten, die doch auch wissen, was
sie wollen, und schon oftmals den
Erfolg für sich hatten.

Wie viel Zeit für Nebengedan--
ken, wie wenig Drängen zum Kern!
Glücklich sind wir so weit, mit der
Allgemeinheit der gleichen Wehr-
pflicht Ernst zu machen; einiger--
maßen hat sich das Mißtrauen zwi-
schen den politischen Parteien ent-
giftet. Vielfach wird anerkannt, daß
gerade die Durchdringung unsres
Volkes mit verschiedenartigen Bil-
dungsstoffen und Methoden die
Schwierigkeiten täglich neuer Auf--
gaben überwinden ließ. Wenn aber
einer eine Frucht aus seinem Gar-
ten anbietet zu allgemeinem Ge--
nusse und ernsthafter Prüfung —
so steigt der Verdacht auf, daß er
sich aufspielen will, oder der Beid,
daß man nicht Ahnliches selber ge-

zogen hat. So macht sich fühlbar,
daß in unserm Volke die einzelnen
Stände immer noch zu wenig von-
einander und von unerläßlicher Ar--
beitsteilung zum Wohle des Ganzen
wissen. Dazu sollte der Krieg hel--
fen, in dieser Richtung sollte die
tiefer schürfende Kriegsliteratur ar--
beiten. Neben der Zähigkeit, die
den Schützengraben hält, ist die
Kenntnis der Erdschichten, auf Grund
derer die Anlagen schneller und
zweckmäßiger entstehen, notwendig.
Der umständliche Chemiker, der hin--
ter scharfen Brillengläsern Wage
und Retorte beobachtet, ermöglicht
dem Artilleristen, dem tzandgrana--
tenwerfer erst die Vollwirkung. Wer
sich entzückt an dem Anterseeboot--
wagnis und der Art, wie sich unsre
Flieger immer neuer Macht und List
auf der Stelle gewachsen zeigen, sollte
nicht der Männer vergessen, die jene
vornehmlich in Deutschland gefunde--
nen und ausgebildeten Methoden
der Intelligenzprüfung anwenden,
durch die es möglich ward, den
tüchtigen Mann auch an die Ma--
schine zu stellen, die seiner Befähi--
gung am besten gerecht wird. Vom
ganzen Volk aber, auch von der
ganzen Kultur getragen wird die
deutsche Wehr. Ludwig Grimm

„Tod und Frühling"

on Tod zu Tode wird verstrickt,
Wer nur die Vielheit hier erblickt.
Er müht sich ab an den Geweben
And nenntdas schön und würdig leben.
Doch Mensch und Tier und Meer und

Land

Sind nur des Ewigen Gewand/

Aach einer Apanischad von Paut
Eberhardt ^

Unsre Bilder und Aoten

^«^ie Großstadt reibt sich den Schlaf aus den Augen. Drunten ist All--
^-H^Itag, Armut, Mühe und Schmutz — sie fegen die Straßen, sie holen
aus den tzäusern den Kehricht zusammen, sie laden ihn auf die
Wagen. Da hinten aber steht Anserer Frauen Kirche hoch in den Morgen
hinauf — die hat solcherlei ein halb Iahrtausend lang gesehn, die blickt

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