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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 15 (1. Maiheft 1917)
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Schumann, Wolfgang: Friedenserhaltung und Friedensgestaltung, 2
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Unna, ...: Männlicher Nachwuchs
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0149

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schwcrchen Kriaften hcrben wir die Gestcrltung des Friedens vorbereitet.
Dcrnn werden sie, die wissen wcrs Krieg ist, uns helfen, auszuforschen,
auszudenken, auszuproben, was Frieden ist. And die zu tausendfacher
Kraft vereinten Kräfte tzunderter werden den Weg zur Friedensgestab-
tung, den langen Weg zur Friedenserhaltung antreten.

Wolfgang Schumann

Männlicher Nachwuchs

chon vor diesem Kriege haben unsre Sozialpolitiker die Gefahren,

die unserm Vaterlande aus dem Nachlassen des Geburtenüberschusses

^»^drohten, in wachsendem Maße erörtert. Nach diesem männermor«
denden Kampfe werden sie erst recht das beherrschende Thema bilden. Es
ist darum schon jetzt an der ZeiL, über die Grundlagen des Problems auch
in der weiten Öffentlichkeit Aufklärung zu verbreiten.

Da wäre vor allem festzustellen, daß sich das Problem selbst unter den
FoLgen dieses Krieges noch etwas verschoben hat. Gibt es wohl eine Mög-
lichkeit, gerade den Verlust an männlichem Menschenmaterial wieder
zum Ausgleich zu bringen?

Bekanntlich werden durchschnittlich auf je ^00 Mädchen s06 Iungen ge«
boren. Seit Iahrhunderten schon und in allen Kulturländern ist in dem
scheinbar zufälligen Wechsel der Geschlechter bei genauerer Erhebung diese
merkwürdige Regelmäßigkeit beobachtet worden. Aber mit derselben er-
staunlichen Gesetzmäßigkeit zeigt sich eine höhere Sterblichkeit des männ»
lichen Geschlechts sowohl im frühesten Lebensalter wie auch im Alter der
Geschlechtsreife, so daß sich in den Berufsjahren das Geschlechterverhältnis
durchaus zuungunsten der männlichen Bevölkerung verschiebt. In Europa
ergab sich schon VsO insgesamL ein Frauenüberschuß von rund Mil»
lionen. Die germanischen Völker sind daran am meisten beteiligt. Durch-
schnittlich entfallen in Europa auf je lOO Männer l02 Frauen. In Deutsch-
land kamen am Dezember VlO auf 32 0^0 männliche 32 885 827 weib-
liche Personen. Das macht also einen Aberschuß von 8^5 66j Frauen, ein
Aberwiegen um annähernd 3 v. tz. aus.

Nun liegt die Befürchtung nahe, daß die erwünschte und angestrebte
Geburtenvermehrung dieser Tendenz wiederum zu noch stärkerem Aus-
druck verhelfen könnte. Das müßte, da der zur Lhelosigkeit verurteilte
Frauenüberschuß größtenteils auf eine selbständige berufliche Existenz an-
gewiesen wäre, zu einer neuen Steigerung der wirtschaftlichen Konkurrenz
unter den Geschlechtern führen und somit dazu beitragen, den Männern
die tzeiratsmöglichkeiten weiter zu erschweren. Natürlich hätte das ein
weiteres Sinken der Geburtenziffer zur Folge. Auch wenn man be-
rücksichtigen will, daß in manchen Kreisen gerade die berufstätige Frau
heutzutage schon als Lhegenossin bevorzugt werden mag, weil sie zum
Unterhalt der gemeinschaftlichen Lebenskosten beitragen kann, wird an
jenem traurigen Geburtenergebnis dadurch nichts geändert. Denn er-
wiesenermaßen und leicht begreiflicherweise ist gerade die Fruchtbarkeit
solcher Ehen gering.

Kann die so vorgeschrittene biologische Wissenschaft hier praktisch raten?
Man erinnert sich der Aufsehen erregenden Verkündigungen des Profes-
sors Schenk, der durch künstlich geregelte Anterernährung der Mutter das
werdende Geschlecht des Kindes beeinflussen wollte. Natürlich haben sich
 
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