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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 14 (2. Aprilheft 1917)
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Fuchs, Emil: Nicht bitter werden!
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0073

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Nicht bitter werden!

^^üngst saß ich mit einem Großindustriellen zusammen zur Beratung
^Müber die zweckmäßige Gestaltung einer Millionenstiftung. Ihm lag
gleichzeitig daran, mir etwas von den Schwierigkeiten seiner wirt-
schaftlichen Lage zu zeigen, die seinen Plänen und Wünschen ihre Grenze
setzte. Da erhielt ich einen starken Eindruck von dem, was auch den
größten Unternehmern die Konkurrenz bedeutet, die Konkurrenz, von der
sie alle wissen, daß sie nach dem Krieg mit neuen Mitteln und neuen
' Fähigkeiten zum Wettkampf bereit sein wird. Wie viele Werke, die
schon in die zweite Linie gedrängt waren, konnten sich durch Kriegsarbeit
erholen und aufschwingen! Sobald man das begriffen hat, sieht man die
Gier nach Gewinn, die uns Unbeteiligten mitten im Lebenskamps unsres
Vaterlandes oft so widerlich und gemein vorkommen will, immerhin auch
noch anders an. Da tobt der alte Kampf eines jeden um seine Arbeit,
seine Pläne, seine A.nternehmungskraft und schließlich seine Familie mit
den andern, die ihn in zweite, dritte Linie drücken könnten. Die meisten
dieser Menschen haben schwere Opfer auch an lieben Menschen gebracht^
aber sie lassen nicht nach mit der zähen Energie, mit der ihre Familien
sich oft aus großer Armut emporgearbeitet haben, weiter zu ringen. So
gesehen zeigt ihr Kampf die ungebrochene Kraft eines Volkes. Kämpfen
wir nicht alle trotz der Opferwilligkeit gegen das Ganze auch wieder
darum mit den andern, daß unsre Familie an Stellung, an Vermögen,
an Körperkraft nicht herabgedrückt werde unter die andern?

In diesem Kampfe nun zeigt sich, daß alles schwere Schicksal jene
innere Zähigkeit und Spannkraft, jene Familienhaftigkeit des deutschen
Volkes noch nicht gebrochen hat, aus der seine wirtschaftliche Stärke sich
schuf. Gewiß, es geschehen schlimme, gemeine Dinge, denn Schufte sind
darunter, bei denen nicht dieses Starke und Gute, sondern schmutzige
Habsucht alles ist. Aber diese Menschen würden die gewaltige Schwierig«
keit nicht schaffen können, in der wir stehen. Was nichts als schlecht und
gemein ist, das kann man schon bändigen.

Nein, d a liegt die Schwierigkeit, d a liegt das Erschreckende unsrev
Lage: auch jene starke Zähigkeit und Familienhaftigkeit, die wir nicht
entbehren wollen, schafft an diesem Kampfe voll Neid und Bitterkeit,

2. Aprilhest 191? (XXX, 14)

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