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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 18 (2. Juniheft 1917)
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Klinger, die Gegenwart und die Zukunft, 4: Klingers "Zelt"
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Weltpolitisches: Bücher der Zeit 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0306

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Anselige das Anheil nicht gewahr. Die GeiMr holen ihm ja die Er«
sehnte befreit vom Turme herab (^O), und wie er sich ihr selig zu er»
kennen gibt, sieht er's nicht, wie die Zaubergesellschaft beim Wegfliegen
hohnlacht (^tz. Eine Liebesnacht im Walde; als sie erwachen, hören sie
die Stimmen seines Volkes, das ihn sucht (H2). Nun reiten sie festlich
gekleidet heim ins eigene Land: Getreue, Hier bring ich euch meine Kö«
nigin! (^3). Da rächt sich die Ermordete. Aus dem Wasser Herauf
hebt sich ein Hanptloser Mädchenleib, und der Kopf in seiner tzand klagt
ihn an (W. Aus seinem ergenen Lande weg jagt ihn die Tote (^5). Dann
aber setzt sie ihr tzaupt wieder auf, daß wie beim Gretchen der Walpurgis-
nacht nur der rote Strich am tzalse bleibt, und so rudert sie das verletzte
Traum-Weibs-Glück gelassen in den Ather zurück. Schwebe da weiter
im Anerreichten! Anten in der Tiefe liegt wieder das Zelt (H6).

Ich bekenne: als ich diesen Zyklus zuerst besah, war ich enttäuscht. Die
Blätter srnd mehr als die der andern Zyklen, nicht nur an Durchführung,
sondern auch an, sagen wir: Liebe verschieden. Sind einige, beispielsweise
die Große Göttin (26), so fein wie die besten Klingers durchgestaltet, so
sind andre nur flüchtige und manche ziemlich harte Skizzen. An Zeichen-
fehlern ist das „Zelt" besonders reich. Aber auch im Wesen des Klinger-
schen Schönheits-Ideals scheint sich einiges verändert zu Haben: die Frauen«
körper sind nicht so herb, wie in der früheren Klingerschen Griffelkunst,
sie sind moderner, sind da und dort fast mondaine geworden — man
denkt gelegentlich an Korsett und Spitzenhemden. Sehr schön ist wieder
vieles in der Landschaft, auch sehr ausdrucksvoll instrumentiert — sogar
auf unsern bescheidenen Wiedergaben noch wird man das ahnen, wenn
man zum Beispiel die Landschaft über dem „Zelt^ mit der auf dem Blatt
mit dem Schwanenprinzen vergleicht. And nicht nur hinsichtlich der In-
strumentation ist die Landschaft je nach dem meteoro- oder psychologischen
Wetter verschieden, auch hinsichtlich ihrer Form. Blume, Baum, Berg
und Wolke sind wie Regen und Sonnenschein mit den Schickungen nicht
nur verbündet, sondern zu Ausdrucks-Linheiten verwoben. Äberhaupt
könnte ein Geist wie Klinger beim nur rein zeichnerischen Motiv ja
gar nicht bleiben, selbst wenn er selber die Fabel nur als einen Faden
auffaßte, der zu Motiven führen soll. Der Drang zum Vertiefen arbeitet
immer. Beispielsweise: gegen den Schluß hin ist nicht nur Zauberei in
den Bildern, sondern eine unheimlich echte Dämonie, die sogar zu der
Klingerschen Stimmungsfülle uns noch unbekannte neue Farben zufügt.

WeUPolitisches

BLcher der Zeit 11

en Mangel eines politisch-geschichtlichen Schrifttums in Deutsch-
land hat man den Deutschen, besonders im tzinblick auf englischen
und französischen Reichtum, oft zum Vorwurf gemacht. Während
des Krieges hat da natürlich ein starker Amschwung eingesetzt; nun war
die Nachfrage und damit das Angebot allgemein. Daß aber der sachliche
Gewinn zum zahlenmäßigen im erfreulichsten Verhältnis stand, darf man
angesichts der Flut allzu rasch gefertigter Aufklärschriften bezweifeln.
Wir greifen aus vielleicht fünfzig Werken im folgenden einige bezeichnende
und einige bedeutsame heraus.

Eine große Zahl von Büchern hat die Vorgeschichte des Krieges
zum Gegenstand. So geht Paul tzerre nach einer kurzen Einleitung

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