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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 18 (2. Juniheft 1917)
DOI Artikel:
Klinger, die Gegenwart und die Zukunft, 4: Klingers "Zelt"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0305

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die Mägde dern Stierbezwinger (9), der schießt den Schwanenprinzen
ab ((0) und bekommt eine Rose dafür (((). Nun ist die selige Iugend-
liebe da ((2), doch leider kommt bald der Raubzug mit dem verlangenden
Ritter von Blatt 5 ((3). Der Geliebte unterliegt der Aberzahl ((U, seine
Schöne verzweifelt, da gibt ihr ein Hexlein einen Zaubertrunk: „Nimm's,
und wir fliegen davon^. „Ihn verlassen? Rie!" ((5). Abrigens wär es
jetzt auch zu spät: der Zudringling ist schon da und erwischt sogar das
wegfliegende tzexenmädel noch in der Luft am Bein ((6). Lr tötet es, die
Schale des tzokuspokus verdampft, er reitet mit der tzeldin als seiner
Beute weg ((7). Und durch weite Riederung fernen Bergen zu ((8). Rnd
auf einsamem Saumpfad nun mitten durch wildes FelsgehLnge M). tzo,
da saust ein Bergsturz herab, Tiere und Reiter überwirbelt's, nur die
Schöne, wie sich's gehört, verschont's, und so klimmt sie flüchtend und nackt
den tzang hinauf (20). Guck, was da kommt! denkt oben am tzang erfreut
der Sklavenhändler (2(), setzt sie wieder aufs Maultier und treibt die ein-
trägliche Last stadtwärts weiter (22). Rm Tor läutet er die große Glocke:
„Feine Ware, hochfeine Ware!" (23). Der Königin gefällt sie (2tz, die
Dienerin entzückt sie <25) . . . tzalt, jetzt konimt ein Intermezzo! Die
große Göttin der Liebe selbst! Gleichgültig wie die Rnsterblichen des
Schicksalsliedes thront sie über den Wolken, während sich rings die Mensch»
lein ob ihrer Rähe totzappeln, bis sie wie abgefallenes Laub weggespült
werden (26). Also weiter: die neue Sklavin tanzt Funken und Flammen,
und die Fürstin brennt dabei an (27). Die Fürstin wird lesbische Poti«
phar (28), sie bietet der Angeschmachteten alles Köstliche an Gewand und
Schmuck (29). Die aber läßt sich lieber nackt auf dem Turm anketten, als
daß sie sein vergäße, dessen Ramen sie noch auf ein Baumblatt kritzelt
(30). Die Fürstin bedroht sie nachts niit dem Dolch (3(). Als alles ver-
geblich bleibt, kniet diese Tolle vor der großen Göttin selbst: verschaffe
d u mir Gehör! Aber die tzimmlische ist nicht für Lesbisches, mit verächt-
lichem Finger schnippst sie der Zusammenbrechenden, als hätte sie den bösen
Blick (32). Lmpört ist sie, die tzimmlische. „Alter Zauberer du, Meer-
greis, herauf aus der Flut! Du bist ja mein gutes Onkelchen, hilfst du
mir nur, daß die Rechten zusammen kommen!" (33). So sucht er den
Stier-tzelden, der also noch mit dem Leben davongekommen ist, bei seinem
einsamen Trauern im Walde auf und flüstert ihm ein (3H. Aus einem
Traumwege treibt's den Geliebten nun durch Rhododendronhänge, und
siehe da: ganz in der Ferne schwimmt das Rebelgebild des schlafenden,
schwimmenden Weib-Ideal-Glücks heran <35). Und wird sein Leitbild,
das ihn sicher führt, wie schmal, wie sich verlierend der Felsschluchtpfad
auch sei. Dort hinten taucht der Turm schon auf, wo es zum Erdenleben
sich verkörpern kann, — wo sie gefangen schmachtet — sie (36). Zunächst
aber kommt die Zauberhöhle: hier muß er durch (37). And während die
Diener schon mit der mächtigen Trage bereit stehn, um die Line vom Turme
zu holen, und wie er sich das mit der Waffe erzwingen will — greift ihm
der Zauberer gelassen mit der unverwundbaren tzand ins Schwert. „Da
ist noch die andre, die zwischen euch steht! Erst die Bedingung: den
Kopf ab — der andern!" (38). Wie schwer es ihm werde, er tut's!
Da flackert's von Irrlichtern durch die Luft. Verfünffacht spukt der
abgeschlagene Kopf. Das Weib-Glück-Ideal jedoch, das schlafende er-
wacht. Ach, es erwacht mit Entsetzensschrei, denn der tzieb, der die
Anschuldige mordete, traf auch es selbst (39). Noch freilich wird der

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