DOI Heft:
Heft 15 (1. Maiheft 1917)
DOI Artikel:Bonus, Arthur: Sachliche Staatsgestaltung: als Deutschlands Parole für die Völkerzukunft
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0129
Sachliche Staatsgestaltung
als Deutschlands Parole für die Völkerzukunft
>^-^^ie schlimm, eigentlich hoffnungslos im sogenannten „geistigen
H^Kampf" der öffentlichen Meinung der Völker zu Beginn des
Kriegs unsre Lage war> das hat sich uns erst im Verlaufe ganz
enthüllt. Auch wie sehr die tzandhabung der Neutralität bis zur un-
mittelbaren Kriegsteilnahme von dieser öffentlichen Meinung abhängig
war und ist, merken wir an immer neuen Beispielen. Ls war England
gelungen, die Äberzeugung der Welt für seinen Liberalismus zu er-
obern und Deutschland als dieser Form politischen Lebens unzugänglich
und deshalb kulturfeindlich in die feierliche Acht und Aberacht der sich
für kultiviert haltenden Völker zu tun. Hugo Preuß hat in seinem Buch
über das „deutsche Volk und die Politik^ diese Zusammenhänge außer-
ordentlich klar aufgewiesen, zugleich die große Gefahr (der er selbst erlegen
ist), daß wir in Deutschland uns selber von diesem englischen Ideal um-
werfen lassen.
Man verstehe: es gibt zweierlei Liberalismus. Der eine, der sich
gegen die Reste des A.nterdrückungsstaates wehrt. Diesem Liberalismus
gehören wir alle mehr oder weniger, und man kann unsrer Meinung
nach gar nicht schnell genug mit den tzemmungen und Bevormundungen
aufräumen, die noch von daher stammen. Auch dem preußischen Wahl-
recht: denn was nun einmal mit Wahlrecht gemacht wird, das soll mit
einem gerechten und nicht mit einem schlechten gemacht werden. Von
diesem Liberalismus ist der andre zu unterscheiden, der als moralische
Schutztruppe vor der spezifischen „liberalen", nämlich der kapitalistischen
Gesellschaftsordnung steht. Der „Liberalismus", dem alle Volksfreiheiten
nur ebensoviel Hebel sind, um die wirtschaftlich Schwachen der „freien"
Ausbeutung auszuliefern. Diesen antisozialen Scheinliberalismus der
Milliardäre und Trustmagnaten wollen wir uns nicht unter dem Titel
des echten aufschwätzen lassen.
9?
l. Maiheft tSir ,XXX, ,s>
als Deutschlands Parole für die Völkerzukunft
>^-^^ie schlimm, eigentlich hoffnungslos im sogenannten „geistigen
H^Kampf" der öffentlichen Meinung der Völker zu Beginn des
Kriegs unsre Lage war> das hat sich uns erst im Verlaufe ganz
enthüllt. Auch wie sehr die tzandhabung der Neutralität bis zur un-
mittelbaren Kriegsteilnahme von dieser öffentlichen Meinung abhängig
war und ist, merken wir an immer neuen Beispielen. Ls war England
gelungen, die Äberzeugung der Welt für seinen Liberalismus zu er-
obern und Deutschland als dieser Form politischen Lebens unzugänglich
und deshalb kulturfeindlich in die feierliche Acht und Aberacht der sich
für kultiviert haltenden Völker zu tun. Hugo Preuß hat in seinem Buch
über das „deutsche Volk und die Politik^ diese Zusammenhänge außer-
ordentlich klar aufgewiesen, zugleich die große Gefahr (der er selbst erlegen
ist), daß wir in Deutschland uns selber von diesem englischen Ideal um-
werfen lassen.
Man verstehe: es gibt zweierlei Liberalismus. Der eine, der sich
gegen die Reste des A.nterdrückungsstaates wehrt. Diesem Liberalismus
gehören wir alle mehr oder weniger, und man kann unsrer Meinung
nach gar nicht schnell genug mit den tzemmungen und Bevormundungen
aufräumen, die noch von daher stammen. Auch dem preußischen Wahl-
recht: denn was nun einmal mit Wahlrecht gemacht wird, das soll mit
einem gerechten und nicht mit einem schlechten gemacht werden. Von
diesem Liberalismus ist der andre zu unterscheiden, der als moralische
Schutztruppe vor der spezifischen „liberalen", nämlich der kapitalistischen
Gesellschaftsordnung steht. Der „Liberalismus", dem alle Volksfreiheiten
nur ebensoviel Hebel sind, um die wirtschaftlich Schwachen der „freien"
Ausbeutung auszuliefern. Diesen antisozialen Scheinliberalismus der
Milliardäre und Trustmagnaten wollen wir uns nicht unter dem Titel
des echten aufschwätzen lassen.
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