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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 15 (1. Maiheft 1917)
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Corbach, Otto: China im Weltkriege
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Schumann, Wolfgang: Friedenserhaltung und Friedensgestaltung, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0142

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richtungen eröffnet fich dadurch ein Markt. China ist ein Agrarstaat,
und doch verfügt es über keinerlei moderne Einrichtungen, um den
Boden zu bearbeiten."

Zu allen diesen Möglichkeiten wollen die Amerikaner den Chinesen
durch ihre überschüssigen Geldmittel verhelfen. Sie werden dadurch vor
allem den Chinesen selbst, in zweiter Linie Iapan, am allerwenigsten sich
selbst nützen. Sich selbst nicht einmal dann, wenn China sich auf ein festes
Bündnis mit Amerika und England einlassen sollte, das eine Gruppie-
rung Iapan-Bußland-Deutschland in Schach halten könnte. Alle japa-
nisch-chinesischen politischen Gegensätze ändern nichts daran, daß die Lenker
der ostasiatischen Mächte sich schließlich immer wieder in dem Bestreben
zusammenfinden, den europäischen und amerikanischen Cinfluß aus ganz
Asien auszuschalten. Indem die deutschfeindlichen Völker der weißen
Rasse die aufgewachten Völker des fernen Ostens zu tzilfe rufen, um die
siegenden Mittelmächte doch noch zu überwinden, bringen sie die Ge-
samtheit der weißen Menschheit in Gefahr, im Endkampfe um die Erd-
herrschaft gegenüber der gelben Rasse zu unterliegen. Otto Lorbach

Friedenserhaltung und Friedensgestaltung !l

^^^^ir haben den Kern, die grundlegenden Äberzeugun-
^SNHgen der organisierten Friedensbewegung betrachtet. Tut man
^^^ihr damit nicht unrecht? Iedes Gedankengebäude besteht aus
einem Kern, den klar herauszuarbeiten und theoretisch zu befestigen seine
Rrheber besonders bemüht sind. Darum herum aber liegt eine Reihe
von minder scharf geprägten Gedanken als ein System von Vorausset«
zungen oder Folgerungen, die manchmal bedeutsamer sind als der Kern
des Gedankensystems selbst. Von solchen Folgerungen habe ich oben
schon gesprochen. Gleichviel, aus welchem theoretischen Grunde man es
tut — wenn man überhaupt auf die „Ausschaltung kriegerisch erregter
Massen", auf Entwicklung des zwischenstaatlichen Rechtes, auf eine „Ver-
nünftigung" und tzöherentwicklung der politischen Methoden wirkt, so tut
man wohl in den allermeisten Fällen wertvolle Friedensarbeit. Und zwar
zunächst und zumeist im Dienste der Erhaltung des Friedens, wie er nun
einmal heute noch aussieht, des bewaffneten, leicht, allzu leicht in Krieg
übergehenden Friedens.

Zu den einstweilen noch sehr unscharf geprägten Voraussetzungen
des ursächlichen Pazifismus aber gehört der Gedanke, daß Friede über-
haupt etwas anderes ist, als die uns bekannte „Waffenruhe^, etwas
noch nie Dagewesenes, daß ein dauernd und mit einiger Sicherheit
erhaltbarer Friede erst einmal die Folge einer Umgestaltung der Welt sein
kann. Wie wenig die Friedensbewegung aus diesem hochbedeutsamen
Gedanken zu machen wußte, wie unscharf er erfaßt worden ist, wie er
statt einer lebendigen Erkenntnis eine rein dialektische Voraussetzung
des Pazifismus war, das glaube ich gezeigt zu haben. Denn eben dieser
Friede ist das „Beue", was unbedingt „geschaffen^ werden muß,
wenn man den pazifistischen Gedanken nicht aufgeben will. Die Welt dünkt
uns eben kein Mechanismus, in dem schon einmal die Vorbedingungen
für den echten Frieden irgendwie auftauchen werden, damit wir dann
zugreifen können. Wir wollen durchaus nicht abwarten, bis alle Welt
die mageren Erkenntnisse Frieds bezüglich des Verkehrs und des Inter-
 
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