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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 16 (2. Maiheft 1917)
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Schumann, Wolfgang: Von kommenden Dingen
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Schairer, Erich: Die Reformbedürftigkeit des Kleinhandels
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0186

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wissenschaftlicher (Linstellung, welche freilich über Milliarden Linzelein«
drücken Gesamtheiten nicht sieht. In der Sehart des Wurms ist die
Welt über alle Maßen verwickelt, für den Vogel ist sie übersichtlich.
Äberblick haben heißt nicht: Millionen Einzelheiten kennen, sondern:
Bestimmendes wissen. And dieses Wissen läßt sich von einem Men»
schen auf den andern übertragen. Endlich die beliebteste Zweifelfrage:
Läßt irgend etwas von solchen Plänen und Gedanken sich verwirklichen?
Diese Frage ist falsch gestellt. Man kann nicht vorher beweisen, daß das
Flugschiff fahren wird, man kann aber auch das Gegenteil nicht „be-
weisen". Man kann es nur wollen — und wenn der Wille lange ge-
nug gespannt bleibt, so fährt es zuletzt. Lange genug! Denn freilich,
der Wille, der freie Wille im Dienst der Menschheit, bezweckt nicht, selbst
zu ernten. Seine Lrnte reift vielleicht in tausend Iahren. Lr bezweckt,
Saatgut zu schaffen und zu säen. Dies ist vielleicht die tiefste Linsicht,
zu der nach manchem Anderen auch Rathenau sich bekennt.

Wolfgang Schumann

Die ReformbedürftigkeLL des KLeinhandels

^M^^ir werden nach dem Kriege unsre ganze Wirtschaft sozusagen von
V Hneuem aufbauen müssen; aber wir sollten sie gewiß nicht so auf-
^^^bauen, wie sie vorher gewesen ist. Der Bauer oder der Fabri-
kant, dem sein Anwesen niedergebrannt ist, wird beim Beubau nicht
wieder die alten Pläne hervorsuchen lassen. Lr wird versuchen, das neue
Gebäude weiträumiger, zweckmäßiger, heller aufzuführen und einzurichten
als das alte — und wenn er sich dazu auch vielleicht einen ganz
neuen, jungen Baumeister verschreiben müßte, der andere Grund-
sätze gelernt und andere Ideen im Kopfe hat als der von anno
dazumal. And zu dieser Neugestaltung wird ihn nicht etwa bloß die
Gelegenheit verführen, sondern der Zwang der Dinge wird ihn dazu
drängen, ob er möchte oder nicht. Es gilt für ihn, einen erheblichen
Vermögensverlust wettzumachen dadurch, daß er sein künftiges Linkommen
steigert; das kann er aber. nur, indem er die Wirtschaftlichkeit des Be-
triebes erhöht. Also: indem er, wo es irgend möglich ist, kraftvergeu-
dende Rmwege vermeidet, brachliegende Möglichkeiten ausnützt, Unord-
nung ab-, Zusammenhänge Herstellt.

In dem Großbetrieb „deutsche Wirtschaft" wird bei der Wiedererrich-
tung des Gebäudes auch eine ganze große Abteilung vollkommen umge-
staltet werden müssen. Die bisherige Maschinerie der Gütervertei-
lung arbeitet mit viel zu viel Reibungsverlusten und einem Viel zu
großen Aufwand von vergeudeten Kraftüberschüssen. tzier muß eine neue
angeschafft werden, die mit der tzälfte der Bedienung ein besseres Er-
gebnis liefert und nur halb so viel Brennstoff verbraucht. Sie wird
müßige tzände und verschleuderte Kapitalien freimachen, damit sie an
anderer Stelle werteschaffend miteingesetzt werden können.

^ehen wir uns einmal den alten Apparat an, dessen Aufgabe es ist, als
^letzte Station auf einem oft allzu langen Wege die Wirtschaftsgüter
des täglichen Bedarfs in die tzände der Verbraucher zu legen: den
 
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