Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

DOI Heft:
Heft 18 (2. Juniheft 1917)
DOI Artikel:
Müller, Johannes: Intellektualismus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0296

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zntellektualismrrs

lles, was gegenwärttg jung ist im deutschen Volke, sammelt sich, ge-
trieben von einem tiefen Lebensinstinkt, zum Kampfe gegen den
Intellektualismus. Der Krieg als elementarer Erwecker des Lebens
hat die Gedankengespinste und Weltanschauungsfesseln zerrissen und uns
von der Befangenheit in Theorien befreit. Das war für alle triebkräf-
tigen Herzen ein unmittelbares Erlebnis. Wir wollen Fühlung mit der
Wirklichkeit gewinnen und die Quellen des Lebens erschließen. Wir wollen
nicht wie Faust „alle Wirkenskraft schauen", sondern sie als schöpferische
Gärung entbinden und allen „Samen" zu keimendem Werden bringen.
Das ist aber nur möglich durch eine neue Art Leben.

Diesen einzig möglichen Weg stehen wir im Begriff zu verfehlen, weil
ihn die meisten nicht sehen, nicht finden. Sie wollen alle heraus aus dem
Intellektualismus, aber sie wissen nicht wie, oder versuchen es auf eine
Weise, wie sie nicht Herauskommen, sondern sich immer aufs neue darein
verfitzen. Sie suchen den Intellektualismus auf intellektualistischem Wege zu
überwinden. Das heißt aber, den Teufel durch Beelzebul austreiben.
Dadurch wird man eine bestimmte Brt Intellektualismus los, aber er»
liegt einer anderen. Man entringt sich vielleicht dem begrifflichen, aber
gerät in den symbolischen. Oder statt eines gelehrten Wahns verhüllt uns
ein visionärer Wahn die Wirklichkeit. Schon bisher störte uns doch z. B.
der Vorstellungsdunst unsrer Belletristik das ursprüngliche Erlebnis von

2. Iuniheft 19N (XXX, 18)

237
 
Annotationen