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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 16 (2. Maiheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0225

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und rnehr: dre wir allesamt auch
die Schönheit des Altertums emp-
fanden und die wir nach unsrer
Iugend Vermögen das Verständnis
der hellenischen Welt pflegten, wir
fühlten doch geradezu mit Wonne
das Band zur tzeimaterde hin, an
das Roßmäßlers tzinweisungen aufs
Große und Kleine ringsum uns
Lebendige knüpften. Das beglük-
kende Verhältnis zum Gesehenen
und Gehörten, zum Erlebten, das
Mit-Sein — von der Kunst her
kann's kommen, aber auch von der
Naturwissenschaft her. ^Die Natur
ist weder ein Betschemel noch eine
Vorratskammer noch auch eine Stu-
dierstube, sondern sie ist unser aller
gemeinsame tzeimat, in welcher ein
Fremdling zu sein jedwedem Schande
bringt." Das war Roßmäßlers Lieb-
lingsspruch, und wieviel mehr als
Naturkunde hier und tzeimatschutz
dort keimt phanero- oder kryptogam
in diesem Satz! Auch Roßmäßler
gehörte zu den Vorbereitern der
neuen deutschen Volkskultur, in deren
Entwicklung wir nun mitten inne
stehn. A

Kunstwartbilder im Feld

Ans wird geschrieben:
or ein paar Wochen schickte ich
eine Anzahl Kunstwart-Bilder an
drei verschiedene Adressen ins Feld.
Die Antworten, die ich erhielt, dürf-
ten auch für Sie von Interesse sein.

Ein junger Student schreibt als
Unteroffizier aus Posen: »Ietzt ist
unsre kleine Stube für jeden von
uns ein Stückchen seiner Welt, in
der er gerne lebt; für E. die gute
Frau und das Kind (er hat sich
das Bild ,Kaminfeuer< ausgewählt),
für Th. die Fröhlichkeit der tzeimat
(Osterspaziergang), für mich das Ge-
denken an die Freunde.« Ein Offi-
zier aus Galizien: »Ich glaube, es
hätte Ihnen viel Freude gemacht,
zu sehn, wie meine Kerls voller
Eifer daran gingen, die richtigen

Plätze für die Bilder zu suchen.
Einer meinte, jetzt könnte man sich
viel wohler fühlen, als wenn dau-
ernd diese ruthenischen tzeiligenbil-
der auf uns starrten.« And ein
Soldat, der nur eine Dorfschule
besucht hat: »Eine Viertelstunde spä-
ter prangten die schönen Bilder schon
an der Wand. Ein jeder wollte
einen besseren Platz für jedes Bild
wissen. Sie sollten gesehen haben,
wie sie mit Rägeln und tzammer
umherrannten und den Anterstand
schmückten. Sogar von den andern
Anterständen kamen sie, um die Bil-
der zu sehen und wenn möglich eins
zu bekommen. Aber ,die Bilder
bleiben Hier' hieß es aus aller
Mund.«

Könnte nicht Vielen Soldaten sol-
che Freude gemacht werden? Ich
glaube, es bedürfte dazu nur eines
tzinweises im »Kunstwart«. Gerade
im Anterstand) der den Soldaten
jetzt das tzeim ersetzen muß, wäre
es für manchen eine Wohltat, wie-
der gute Bilder zu sehen; und
manchem andern wird vielleicht hier
erst klar werden, was Kunst ist. Ich
meine, hier wäre nicht nur Freude
zu machen, sondern auch Erziehungs-
arbeit zu leisten." Schopbach

Kleine Ergänzungen und
Berichtigungen

ei der Ausgabe von Notgeld-
scheinen (vergl. Kw. XXX, (5,
S. (30) hat man bereits in einigen
Städten die Gelegenheit nicht un-
benutzt verstreichen lassen und wirk-
lich Hübsches Papiergeld gedruckt.
Dresden ist da als löbliches Bei-
spiel zu nennen. Wollten alle Stadt-
gemeinden hier Aufgaben sehn! Das
Ausland sähe dann auch einmal:
wir könnten bessere Reichsbank-
noten und würdigeres Metallgeld
haben, an unseren Kräften fehlt's
nicht. ^ tz

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