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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 17 (1. Juniheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0275

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auf Kroatien und Slawonien, auf
Bosnien und tzerzegowina, Dalma-
tien und Teile des Kustenlandes
beschränkt, während die wenigen
Italiener geschlossen wohnend nur
in Südtirol zu finden sind. Nur
die Deutschen und die Madjaren
haben je zwei Sprachhauptgebiete,
die ersteren das der deutschen Al-
penländer und das der Sudeten-
länder, die letzteren eins in Mittel-
ungarn und eins in Siebenbür-
gen — die Szekler Sprachinsel.

Außer diesen Sprachhauptgebie-
ten findet der Betrachter noch tzun-
derte von größeren und kleineren
Sprachinseln, Deutsche bewohnen ihre
übergroße Mehrzahl und geben so
Hundertfältigen Anlaß zu nationa-
len Reibereien und Anfeindungen.
Könnte man diese versprengt woh-
nenden zwei bis drei Millionen
Deutsche zusammenschließen, so ge-
wänne man zweierlei: erstens eine
unberechenbare große Verminderung
des nationalen tzaders, und zwei-
tens: eine sehr beträchtliche Stär-
kung des Deutschtums.

Was für die deutschen Sprach-
inseln gilt, gilt ebenso für die an-
derssprachigen. Ich behaupte, daß
eine erfolgreiche Lösung der Natio-
nalitätenfrage nur durch umfang-
reiche Austauschsiedlungen
möglich ist. Der Einwand, es sei
unausführbar, Millionen von Men-
schen umzusiedeln, kann gar nicht
gemacht werden, denn schon während
des Weltkrieges sind tzunderttau-
sende von Menschen, Männer, Wei-
ber und Kinder, mit Sack und Pack,
wenn auch provisorisch, umgesiedelt
worden. Die Erfahrungen, die hier-
bei gemacht wurden, werden uns zu-
gute kommen, jahrzehntelange Ar-
beit wird der größten Schwierigkei-
ten tzerr werden.

tzaben wir nicht, um in diesem
Kriege zu siegen, unmenschliche An-
strengungen gemacht? Würde sich
ein gleiches nicht lohnen, um das

Abel an der Wurzel zu fassen?
um neuerliche Kriege möglichst zu
verhindern?

Arbeiten wir auf den natio-
nalen Ausgleich hin und da-
durch auf eine gediegene Anter-
lage für den Völkerfrieden! ^

Friedel

Kriegsgemüse

aß trotz allen Verordnungen,
trotz der ausgedehnten Aufklä-
rungsarbeit, die nach allen Rich-
tungen HLn geleistet worden ist,
immer noch ungeheure Massen eß-
barer Naturprodukte ungenutzt ver-
kommen, ist ein Amstand, der nur
denjenigen überraschen kann, der
sich der tzartnäckigkeit nicht erin-
nert, mit der zu allen Zeiten selbst
die Vertreter der gebildetsten Stände
in allen Fragen des Essens und
Trinkens sich gegen die Einfüh-
rung des Reuen gewehrt haben.
Nicht nur der Bauer, dem man im
Scherz oft große Abneigung, neue
Speisen auch nur versuchsweise an-
zunehmen, vorwirft — auch die
aufgeklärtesten Städter sind in die-
ser Beziehung schwer zu überzeugen.

Die Pflanzen, die ich beim Schrei-
ben dieser Zeilen im Sinn habe,
sind die Kriegsgemüse, anders
gesagt: die eßbaren AAnkräuter^
unsrer einheimischen Flora, von
welchen sehr viele Arten ganz
außerordentlich weit verbreitet sind
und in ungeheuren Massen auf-
treten. Ohne mühsame Beacke-
rung der Scholle und ohne irgend-
welche Kosten für Aussaat und
Gewinnung könnten wir garben-
weise eßbare Gewächse an allen
Straßenrändern aufraffen und unsre
Küche auf mannigfaltigste und
schmackhafteste Weise bereichern,
wenn wir uns nur die kleine Mühe
nähmen, die an Straßenrändern,
auf verlassenen Bauplätzen, auf
Schutthaufen an der Peripherie
unsrer Städte, an Flußufern und

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