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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 17 (1. Juniheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0286

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nicht mehr genug Willen in sich hat,
um gegen seine Mangel und Feh-
ler anzukämpfen und sie zu über-
winden^ ist er ihnen untertan. So
erklärt sich auch die häufige körper-
liche Vernachlässigung der Leiden-
den. Sie haben nicht den Willen,
ihre Leiden auf ihren beschränkten
Platz zu verweisen. Sie verderben
lieber wegen dieses einen kleinen
Fehlers ihren ganzen Leib und ver-
kümmern sich damit ihr Leben.

Daß eine örtliche Beschränkung
des Leidens sehr wohl möglich ist,
zeigt gerade unsre heutige Zeit in
unzähligen Beispielen. Man be-
obachte verwundete und kranke Sol-
daten in der Garnison, wie sie ihren
oft nicht leichten Dienst glatt erfül-
len. Mancher Offizier versieht schon
lange mit einem tzolzbein getrost
seinen Dienst. Kürzlich berichtete
mir freudestrahlend einer, daß er
mit seinem neuen tzolzarm wieder
einen Bock erlegt habe und nach
diesem Beweis seiner körperlichen
Tüchtigkeit Hoffe, wieder ins Feld
zu dürfen. Blindgeschossene sind
wieder ganze Menschen geworden
und erfüllen ihre Posten in körper-
licher Arbeit. Das sind viel grö-
ßere Gebrechen, als sie die Muste-
rung der Dienstuntauglichen zeigte.

Man wende nicht ein: der ge-
wöhnliche Sterbliche habe zur Kör-
perpflege „keine Ieit". Wer Ieit
zum Ankleiden hat, hat auch dafür
Zeit. Mit ein paar Minuten täg-
lich kann jeder seinen Körper durch
leichten Sport, Gymnastik, Spiel
oder sonstige, alle Glieder gleich-
mäßig anregende Bewegung in
guter Form und Frische erhalten.
Ieder wird dabei das ihm Gemäße
finden, wenn er nur will. Am
Willen liegt's. Gr braucht nicht
als kenntlich siecher Mensch durch
das Leben zu pilgern, er hat gleiche

Pflicht und gleiches Recht auf die
äußeren tzerrenmale des Menschen
Gottes wie jeder Kerngesunde. And
er bewahrt sich dadurch auch reine
Lebensfreude, zumeist für eine lange
Lebensdauer! E. Hanrpe

Kleine Berichtigungen und
Ergänzungen

ei dem Klrnger-Aufsatz im vori-
gen tzeft ist durch ein Versehen
der Obertitel weggefallen und so
der Antertitel zur einzigen Äber-
schrift geworden. Ls muß heißen:
„Max Klinger in Gegenwart und
Zukunft 3. Der Poet im Griffel-
künstler^. — Aus technischen Grün-
den mußte der für dieses tzeft vor-
gesehene Beitrag „Weltpoliti-
sches. Bücher der Zeit für das
nächste tzeft zurückgestellt werden,
während ein Teil der zugehörigen
Bücherbesprechungen im Anzeigen-
teil des vorliegenden tzeftes schon im
Druck war. Wir müssen also bitten,
beides später in Verbindung mitein-
ander zu lesen. — Das Schlußstück-
chen von tzeft ^5 hatte nicht Fröhlich,
sondern Paul Konewka zum Ver-
fasser. tzier ist noch einer der frühen
Schnitte des Meisters, später
tuschte Konewka leider meist, und
das zeigte sich, was den Stil be-
trifft, nicht günstig.

Pfingsten

un wimmelt eine Welt; jedes
Baumblatt ist ein Land der
Seelen, und alles säugt und saugt.
Iedes kleine Leben würde erfrieren
und sinken, würd es nicht vom
ringsum wallenden Leben gewärmt
und getragen; das Meer der Zeit
leuchtet wie das Weltmeer durch
zahllose lichte Wesen, und SLerben
und Entstehen sind um die Feuer-
täler und Feuerberge des ewig wo-
genden Ozeans. Iean Paul

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