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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Beck, Paul A.: Zum steten frommen Andenken an das 700jährige Jubiläum des Prämonstratenser-Reichsstifts Schussenried, [2]
DOI Artikel:
Sauter, Reinhold: Programm des Diözesan-Archivs zu einer Suevia Sancta (schwäbische Legende) oder Verzeichnis der bekannten und bis jetzt erforschten heiligen, seligen und frommen Personen des Schwabenlandes , [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0055

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47

Prediger als intellektuellen Urheber der schöllen Feier. Der
dritte und letzte Redner, Pfarrer Hofele, schloß die Reihe der
Toaste mit einem Hoch auf Papst und Bischof, sowie auf die
königlichen Majestäten von Württemberg. Nach beendetem
Mahle begab man sich wieder in das noch dichter wie am
Vormittag besetzte Gotteshaus zurück, wo feierliche — flott-
gesnngene — von dem P in Sch. wohlbekannten Professor
Birkler komponirte Vesper und nach derselben Prozession in
der Kirche mit dem Allerheiligsten und dem Magnnsstabe
stattfand. Nicht weniger als 15 Geistliche waren es, welche
das Fest mit ihrer Anwesenheit beehrten; und die Zahl der-
selben würde eine noch größere gewesen sein, wäre es nicht
an einem Sonntag abgehalten worden. Nachmittags hatte
sich, nachdem ein beträchtlicher Theil der Auswärtigen scholl
nach dem Vormittagsgottesdienste sich wieder nach Hause be-
geben, eine noch größere Anzahl Fremder eingefunden; und
mag sich die Gesammtzahl der nicht einheimischen Festgäste,
welche theils zu Fuß, theils mit der Bahn, theils auch auf
den bekannten oberschwäbischen „Einspännern" anlangten, auf
gegen 8000 Personen belaufen haben, eine Menschenmenge,
wie sie Sch. schon lange, vielleicht seit der i. I. 1813 ge-
feierten Seknndiz des Abtes Siard II., wo das Reichs-
prälatenthum znm allerletztenmale in seiner Pracht und Prunk-
haftigkeit zum Vorschein kam, nicht mehr in seinen Mauern
gesehen hat. Nach dem mittäglichen Gottesdienste kam die
angeborene Fröhlichkeit des Oberländers noch zu ihrem volleil
Rechte. Es entwickelte sich ganz von selbst ein heiteres Volks-
fest auf den festlich dekorirten Straßen und in den vielen
Wirthschaften des Ortes, bis Abends die Musik des nahenden
Fackelzugs und der Beginn der allgemeinen Illumination, des
Glanzpunktes der weltlichen Feier, die frohe Menge zum reich-
beleuchteten Klosterhofe rief. Ueberraschend war der Fackel-
zug sämmtlicher Sch.'er Vereine und der Schuljugend, welcher
vom Rathhause ans durch einen Theil des festlich beleuchteten
Ortes, dann den Kirchenweg hinunter durch das sinnig ver-
zierte und beleuchtete, jedem Schussenrieder arüs Herz ge-
wachsene „Thörle", eines der ältesten klösterlichen Baudenkmale
und Wahrzeichen von Sch., mit Lampions und Petroleum-
fackeln zum Abteihof sich bewegte, dessen Gebäude ringsum
beinahe sämmtlich, vor allen die „Abtei", in herrlichem Lichter-
schmucke erglänzten; nur das ehemalige Kloster stand wie in
stiller stummer Trauer und gleichsam in ernstem Schweigen
im vollen Dunkel da. Der stattliche Auszug gieng in einem
Kreise vor die „Abtei", wo Halt gemacht und, während
Raketen stiegen, Flammen sprühten und der weite Raum in
bengalischer Beleuchtung erstrahlte, von dem Liederkranze und
der Musikgesellschaft je ein Stück vorgetragen wurde. Der
Klosterhof bot einen schönen feenhaften Anblick, welchen die-
jenigen, die ihn geschaut, nicht so bald aus dem Gedächtnisse
verlieren werden. Zum Schlüsse zog man zum fröhlichen Bankette
in „Löwen" ab, bei welchem noch ein Toast auf Ihre Majestät
die Königin mit Rücksicht auf deren nahes Geburtsfest aus-
gebracht wurde.
So endete ohne jeden Mißton ein wahrhaft christliches
Volksfest im edelsten Sinne des Wortes, bei dem Religion,
pietätvolle Pflege geschichtlicher Erinnerung und gesellige Freude
sich in schönster Harmonie verbanden und welches zugleich
als eine großartige Manifestation zu Gunsten des Ordens-
standes sich kundgab. Die Oberländer aber, welchen erst kurz
vorher, am 4. August d. I., ein so schönes, zum Theil auch
historisches Fest in Keßlegg anläßlich der silbernen Hochzeit
der fürstlichen Ehegatten v. Waldburg-Zeil-Wnrzach gelungen,
haben mit diesen beiden Feiern wieder einmal gezeigt, daß sie

das „Festen" verstehen, und dürfen die Einwohner von Sch.
— geistliche und weltliche Vorstände voran — um so mehr
auf dasselbe stolz sein, als sie es rein ans sich selbst, ohne alle
fremde Hilfe und Anregung, in so kurzer Vorbereitungszeit ^)
zu Stande gebracht haben, wie es auch stets ein rühmliches
Zengniß für ihren Gemeinsinn, ihre Pietät und Interesse für
die Geschichte ihres Ortes sein wird. Und — ^dieser Sinn
für die Geschichte der engeren Heimat kann auch unter dein
Volke nicht genug gepflegt werden, — hat doch ein bayerischer
König, Max Joseph der I., das tiefwahre Wort gesprochen:
„In der Vaterlandskunde gründet die wahre Vaterlandsliebe."
Nachdem es nun die jetzige Generation verstanden, ein un-
vergeßliches Fest zu bereiten, wie seit Menschengedenken, jeden-
falls seit Klosterzeiteii keines mehr in Sch. erlebt worden ist,
von welchem Kinder und Kindeskinder noch reden werden, so
dürfen wir uns wohl der Hoffnung hingeben, daß anno
Domini 1983 auch die kommenden Geschlechter, so Gott will,
hinter ihren Vorfahreil nicht Zurückbleiben und diesen Tag
nicht vergessen werden!
Schussenried aber möge allezeit von seinen Schutzheiligen,
der hl. Jungfrau Maria, dem hl. Magnus und dem Ordens-
ftifter Norbert beschirmt bleiben und möge immerdar über
seinem Weichbild ein günstiges Geschick walten!

Programm
des Diözesan-Archivs zu einer Lnevin Lnncta
(schwäbische Legende) oder Verzeichniß der bekannten
und bis jetzt erforschten heiligen, seligen und
f r o m men Personen desSch w abenlandes.
Von Pfarrer Or. Sauter.
(Schluß.)
III. Heilige Märtyrer Schwabens.
1) Der heil. Pelagius, Patron der Diözese Konstanz,
(Festfeier 28. Aug., ch 284).
2) Die heil. Afra, Patronin von Augsb., (7. Ang.,
ch 304).
3) Die heil. Regis winde (Lauffen), (15. Juli,
ch9. Jahrh.)
4) Der heil. Meinrad (Silchen?) (Einsiedlen), (21.
Jan., ch 861).
5) Die heil. Wiborada (St. Gallen), (2. Mai,
ch 10. Jahrh.).
6) Der heil. Mangold, Abt in Jsny, (18. Febr.,
ch 1100).
7) Der sel. Merbod (Mehrerau), (23. März, ch 1120).
8) Der heil. Erminold, Abt von Prüfening, (6. Jan.,
t H21).
9) Der sel. Ernest (Zwiefalten), (7. Septbr., ch 1148).
10) Der sel. Ludwig von Brugg (Ravensbg.), (I.Mai,
15- Jahrh.).
*) Wenn dem Festprogramm nicht eine größere Ausdehnung ge-
geben wurde, wie z. B. durch Einschiebung einer das Geschichtliche be-
handelnden Festrede beim Mahle oder Bankett, durch Abhaltung eines
feierlichen Trauergottesdienstes am folgenden Tage, Bekränzung der noch
vorhandenen Gräber von Aebten und Konventnaien, durch Einladung
der noch in Deutschösterreich bestehenden Prämonstratenserklöster Wilten
bei Innsbruck, Geras und Schlägl in Erzösterreich, Neu-Reich in
Mähren, Strahow, Tepl und Seelau in Böhmen, der benachbarten
Herrschaften und hervorragenden Persönlichkeiten, sowie aller noch leben-
den Geistlichen, welche ehedem in Sch. gewirkt, und aller auswärts an-
gesessenen angesehenen Schussenrieder, durch Prägung einer Denkmünze,
wie sie von der Drentwetllschcn Prüganstalt zu Augsburg hübsch und
billig hergestellt werden re., - so ist dies Alles auf Rechnung der kurzen
Vorbereitungszeit zu setzen.
 
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