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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Landkapitels Ehingen a./D., [6]: Kirchen und Kapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0072

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erbaut und am 25. November 1719 durch den (Luffragan
Ferdinand Konrad Geist, Bischof von Trikal, eingeweiht, diente
als Lycenmskirche, bis die Lehranstalt anno 1812 in das Franzis-
kaner-Kloster verlegt wurde. Am 4. August 1812 wurde sie
geschlossen und sofort als Kameralamts-Fruchtkasten und Salz-
magazin eingebaut, seit dem 2. Mai 1841 aber wieder zur Ab-
haltung des Gottesdienstes für die Gymnasisten verwendet.
Sie ist im italienischen Renaissancestil erbaut, hat sehr reiche
Stukkatur-Arbeit und Freskogemälde in Medaillonsorm. Sie
war einst eine sehr schöne und jedenfalls die schönste Kirche
der Stadt. Jetzt hat sie wieder 1 Orgel und 3 Altäre, aber
immer noch'ärmlich. Anno 1769, 6. August, brannte der
Thurm, vom Blitze getroffen, ab, 6 Glocken schmolzen dabei.
Er mußte bis auf die jetzige Höhe abgetragen und frisch ge-
deckt werden. Noch fehlen die Glocken.
4. Die alte Spitalkirche bildete mit den übrigen
Gebäulichkeiten ein Viereck, machte im Laufe der Zeit ver-
schiedene Metamorphosen durch, ist jetzt exsekrirt und eingebaut
zu bürgerlichen Zwecken.
5. Die Gottesackerkirche zum hl. Martin ns,
in spätgothischem Stil, liegt vor der Stadt an der Straße
nach Ulm. Der Chor ist gewölbt, die Decke im Schisse flach,
lieber dem westlichen Giebel befindet sich ein kleines Thürmchen
mit Glöcklein. Erbauungszeit unbekannt. Am Mittwoch in
der Bittwoche ist Gottesdienst darin. Der Todtengräber ist
Mesner. Unterhaltung und Knltkosten trägt die kombinirte
Stiftungspslege, welcher der früher abgesondert verwaltete Fond
einverleibt worden ist.
6. Die St. W o lf g an gs kir ch e, wurde anno 1499
eingeweiht durch den Konstanzer Weihbischos Daniel, Bischof
zu Bellein; anno 1789 wurde sie geschlossen und verkauft.
7) Die St. Michaels-Kapelle neben der Pfarr-
kirche. Sie wurde anno 1507 gestiftet, denn Hieronymus
Winkelhofer, röm. kais. Maj. Kaplan und Sollicitator, Pfar-
rer zu Nasgenstadt, hat anno 1507 in sie eine ewige Messe
gestiftet, und zwar auf dem „lieben Frawen Altäre in Sauet
Michaels Capell vff sanct Blasts Kürchhoff". Anno 1786
wurde diese Kapelle geschlossen und anno 1822 ganz abge-
brochen.
8) Die St. Nikolauskapelle auf dem Nikolaus-
Thor zwischen der oberen Stadt und Vorstadt, wurde anno
1385 eingeweiht, einst eine Zierde der Stadt. Der Sage
nach soll diese vor allen andern Kapellen gestanden sein. In
diesem Jahrhunderte wurde sie exsekrirt, zu einem Gefängniß ein-
gerichtet und ist in neuester Zeit abgebrochen worden. Da-
mit hat die Stadt einen Schmuck weniger.
9) Die St. Katharinen-Kirche beim Siechenhaus;
10) Die Groggenthalkirche; 11) Die St. Bernhards-
kirche beim Salmansweiler-Hof, alle 3 abgebrochen, letztere
anno 1815.
12) Die Marchthaler-Kirche zur hl. Elisa-
beth a beim hohen Haus.
13) Die St. Anna-Kapelle vor dem Ulmer Thore,
ist klein und ohne Altar, steht unter einer alten, hohen Linde.
Gemeinschaftliche Andacht findet in ihr nicht statt. Sie wird
durch freiwillige Beiträge unterhalten.
14) Die Kapelle auf dem Stofs elberg wurde
anno 1853 wieder neu hergerichtet. Vikar Hoch in Steiß-
lingen kollektirte die nöthigen Mittel. Am 27. Novbr. 1853
wurde sie feierlich eingeweiht. Sie steht auf dem höchsten
Gipfel des Berges, von wo aus sich eine ausgezeichnete Aus-
sicht eröffnet, gen Westen über die Alb hin, gen Osten über

die Donau-Ebene und die ganze Landschaft mit Hunderten von
Ortschaften bis zu Ulm und an die bayerische Grenze.
15) Die alte Kapelle am Glocke nthurm wurde
anno 1689 niedergerissen.
Jede Kapelle hatte noch anno 1746 (s. Visitat.-Protokoll)
ihre Fabrik und ihre eigenen Einkünfte, deren Rechnung vor
dem Pfarrer abgelegt wurde, mit Ausnahme von Dinten- und
Herbertshofen, wo dem Abte von Villingen als Territorial-
Herren solche abgelegt wurde.
In der Pfarrkirche waren anno 1746 12 Altäre, elegant,
besonders der neue des hl. Florentius, dessen hl. Leib aus
dem Eoerneterium Enlepollii zu Rom vom Generalvikar Blau
anno 1660 hieher transferirt wurde; sodann 10 Kelche, 2
Monstranzen, 2 Uiborien und gute Paramente.
Bruderschaften.
Nach dem Visitations-Berichte von 1734 (Dekanatamts-
Protokoll) bestunden damals folgende Bruderschaften allhier:
1) die zum hl. Rosenkranz; 2) die zum hl. Sebastian;
3) zum hl. Florian und 4) zum hl. Joseph.
Kaplanei - Pfründen.
Wir haben oben gehört, daß bis 1505 die Zahl der
Kaplaneien aus 21 angewachsen war; anno 1610 wurden sie
auf 9 reduzirt; heute bestehen nur mehr 2 Stadtkaplaneien
und 2 ständige Vikariate. Diese alten Kaplaneien sind den
Wenigsten bekannt, daher will ich sie anmit namentlich auf-
führen.
In die Pfarrkirche waren gestiftet:
1) Die Heiligkreuzpsründ, um 1345 vom Grafen Konrad
von Berg und Schelklingen gegründet.
2) Die Magdalenapfründ, anno 1360 von Konrad von
Schelklingen dotirt.
3) Die Johann Baptist-Pfründ, anno 1358 durch Jo-
hann Heinzelmann, Bürger von Ehingen, gestiftet.
4) Die Peter und Panls-Pfründ, anno 1358 von Luzia
der Grysin, einer Patrizierin aus Ehingen.
5) Die Dreifaltigkeitspfründ anno 1390, von Peter
Sattler, Bürger der Stadt.
6) Die 2. Peter und Panls-Pfründ, anno 1410 von
Elisabetha Raichler.
7) Die Dreikönigspfründ anno 1425, von Hans Hößlin.
8) Die Kammerpfründ in der Kapelle neben dem Glocken-
thurm, anno 1497 von Hans Wagner, Pfarrer und Kämmerer
in Oepsingen, gestiftet.
In die Frauenkirche auf dem Berge:
1) Die Dreieinigkeits- und Unsere Liebsrauen-Pfründe,
anno 1365 von Stadtpfarrer Johann Münster von Bern ge-
stiftet.
2) Die Georgenpfrückd, anno 1409 von Elisabetha
Kunzen.
3) Die Peter und Panls-Pfründ, anno 1487 von Anna
Kündig.
4) Unsere Liebfrauenpfründ, anno 1489 von Georg Dachs.
5) Die 3 Aemterpfründ anno 1503 von Hans Steiner.
In die Spitalkirche:
1) Die Heiliggeist-Psründ, anno 1366 von Ulrich Frihlin.
2) Unser Lieben Frauen Krönung- oder Höflingerische
Psründ, anno 1505 von Hans Höflingen
3) Die Martinspfründ, anno 1454 von Adelheid Kunler.
(Fortsetzung folgt.)


L-tuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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