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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: Aus dem militärischen Leben des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0024

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19

Klagend bricht der Dichter darob in folgende Worte ans:
Es wird die Brust so schwer und bang;
Denn seines Scheidens letzte Worte,
Sie haben keinen Tröstungsklang.
Unvorbereitet hat getroffen
Ihn seiner letzten Stunde Schlag,
Da wird denn auch der Tag des Todes
Ein thranenschwerer Leidenstag.
Es mag der Enkel betend weilen,
O Fürst, bei deinem Trauersarg,
Er mag für dich zum Ew'gen flehen,
Und sey in seinem Fleh'n nicht karg.
Er lege immer eine Rose,
O Fürst, ans deinen Leichenstein;
Das Denkmal, welches er Dir weihet,
Soll ein Gebet um — Gnade sein!"
^ ihm schied zu früh ein Fürst von vorzüglichen Eigen-
! namentlich von einer ausgeprägten Gerechtigkeits-und
chx?^^igkeitsliebe und großem Selbständigkeitssinn, dabei
de/heftiger aufbrausender Gemütsart, welche sich mit
infolge zu starken Genusses der feurigen Ungarn-,
^n'onbürger- und Serben-Bosnier-Weine, welche er, als Kriegs-
bon echtem Schrot und Korn etwas ans einen guten Trunk
sj g,i Quelle schätzen gelernt, leider bis zum Jähzorn
üeM ^ ^'enn der Fürst aus die beständig von ihm in der Hand
l>„Q?e goldene Dose schlug, war ein Donnerwetter im Anzug
chx, ^Kete inan allgemein diese Dosenmanöver. Er war — ans
ch^Umgeschlechte entstammt, welchem außer ihm noch
2z ^A'ider, der (am 27. Februar 1689 geborene, den
HÜ^Ptember 1709 zu Dnbno in Rußland gefallene) Prinz
' ^"Httünnel und der bereits genannte Prinz Friedrich
^> 3 cmgehvrten — ein Kriegsheld fast sondergleichen, einer
^»ers f P Soldaten seiner Zeit, welcher bei jeder Gelegenheit
le^ chstockenen Sinn und glänzende Bravour an den Tag ge-
!>^i/^ lreuer ergebener und zuverlässiger, bis zum Enthn-
hc,i,s begeist^ter Anhänger Oesterreichs und seines Kaiser-
'«heroischer, an die alten Helden der Vorzeit und
str M3e, an die alten deutschen Ritter gemahnender Paladin
f^/st^U'eichischen Armee, in deren Rnhmesannalen er ewig
en wird, ein unvergänglicher Typus altösterreichischer
An persönlichem Mut, an kriegerischer, alles mit sich
^,i, ^"der Tapferkeit, an tollkühnem Eifer, sich mitten ans den
ßch/^en heraus und vom Becher hinweg in das Gewühl der
kki,ii?.i stürzen, an der Ausdauer, die bis ans äußerste
^bertraf er fast alle, die mit ihm zu gleicher Zeit lebten
Ein selbständiges großes Oberkommando hat jedoch
!iih^ ^Hepander ans längere und entscheidende Zeit nie ge-
.^te er sich in dieser Richtung noch zu erproben
Egen allgemeinen überwog in seiner Person der Han-
u Heerführer und würde ihm wohl zu einem großen
^m^huando die Ruhe und Sicherheit, jene Berechnung,
st>iEgkeit, Umsicht und Ausmessung gefehlt haben, welche
hil^Aopeii Schlachten-Denkern und Lenkern zum Siege ver-
wird er denn weniger als ein berühmter Ober-
Schlachtenmeister, wie Prinz Eugen, an dessen
als einer seiner getreuesten Paladine meistens focht,
lste ^ vielmehr als ein großer Kriegskapitän, so ungefähr,
^ tapfern Anführer der mächtigen Freischaren
Jahrhunderte gewesen waren, anzusehen sein. Leider
H>>ht^ Andenken — und insoweit läßt es sich auch hier
^Phen, sein weiteres Leben und Wirken, insonderheit
Uch stisternngsthätigkeit wenigstens zu streifen — durch eine
auch kurze Wirtschaft sehr getrübt und hat er als
ih^ edlen und guten Charaktereigenschaften, an welchen
^Aß nicht gefehlt, umstrickt von schlechten Kreaturen,

zu wenig verwertet, sich dadurch die Herzen seiner Unter-
thanen entfremdet und sich einen zum mindesten gemischten
Nachruhm erhalten. Einigermaßen mag zu seiner Entschuldi-
gung dienen, daß er in seiner Jugend nie zur Regierung be-
stimmt war und infolge dessen seine Vorbildung beinahe aus-
schließlich nur auf den militärischen Beruf Bezug nahm; im Feld-
lager und Kriege gleichsam ausgewachsen und mit der Zeit ein gar
martialischer Herr geworden, hatte er trotz des guten Willens,
sein Volk glücklich zu machen, fast gar keine Idee vom Regieren,
namentlich von einer geordneten Verwaltung und vom Finanz-
wesen; so konnten die ärgsten Mißstände nicht ausbleiben,
unter denen die Süßsche Greuelwirtschaft weitaus der größte
war, und bekam man an Stelle des früheren Odalisken-
regiments ein Vezierregiment; in der That hatte sein Regiment
einen ihm von seinem langen Aufenthalt in den asiatischen
Vorlanden her anhaftenden orientalischen Beigeschmack; als
alter Tronpier an einen Leibjnden gewöhnt, konnte er eines
solchen auch im Stillleben der Regierung nicht entbehren, war
aber leider, aller und jeder Menschenkenntnis bar, bei der
Auswahl einem der größten Jndengauner des gannerreichen
18. Jahrhunderts in die Hände gefallen. Sodann hatte der
Fürst vorher in zu großen Kreisen sich bewegt, war zu sehr
und zu lange an die unumschränkte Gewalt eines Oberstfeld-
Herrn-Gouvernenrs und an den strengsten Gehorsam seiner
Untergebenen gewöhnt, um sich in vorgerückterem Alter in die
ihm durch die Landesverfassung anferlegten Beschränkungen und
überhaupt in die kleinen beengenden Verhältnisse seines Landes
finden zu können; und mußten seinem Heldengeiste die oft
ins Kleine gehenden, mühsamen Regierungsgeschäste in Ver-
bindung mit den vielen ihm von den Landständen gemachten
Schwierigkeiten zuwider sein. Aber auch die tatsächlich nichts
anderes als „die altwürttembergische Familiensippe" verkörpernde
Landschaft selbst, von vornherein gegen den Herzog und seine
Familie wegen des Neligionswechsels, bezw. wegen ihrer
Katholizität eingenommen, und höchst mißtrauisch, dabei aber
keineswegs immer von der Sorge um das Wohl des Landes,
sondern oft von recht eigennützigen Beweggründen (Herrschsucht,
Familienversorgung re.) geleitet, war nicht ohne alle Schuld,
wußte ihn nicht richtig zu behandeln und trug seinem Cha-
rakter und Wesen viel zu wenig Rechnung, erbitterte ihn viel-
mehr immer mehr und mehr durch ihren konstanten Wider-
spruchsgeist, durch die kleinlichsten fortgesetzten Nörgeleien und
nicht am wenigsten durch ihre krasse Unduldsamkeit, mit welcher
sie in peinlichster Weise über den dem herzoglichen Hause nur
mit vieler Mühe gestatteten katholischen Privatgottesdienst, so-
wie darüber mit Argnsangen wachte, daß über dieses mini-
malste Maß von Duldung — wenn überhaupt hier nur von
einer solchen gesprochen werden darf — nicht hinausgegangen
wurde. Daß „der Herzog" allerdings seit über 200 Jahren
wieder der erste katholische Fürst in Altwürttemberg, der aber
das „Zeug" zum Konspirieren und Jntrignieren gar nicht
besaß, vielmehr eine kerngerade Natur war, „das Land habe
wieder katholisch machen wollen", wie die Landschaft mit den
Prälaten in ihrer übertriebenen Katholiken-Perhorreszenz wähnte,
ist in nichts erwiesen und nichts weiter, als ein — Angst-
märchen. Das Höchste, was der Herzog in dieser Richtung
erstrebt haben dürfte, möchte das gewesen sein, die katholische
Religion, welcher er und seine Familie angehörte, ans dem
unwürdigen und empörenden Zustande, in welchen dieselbe in
seinem Stammlande versetzt war und welcher sich in einer-
ganzen Reihe von Protesten, Behelligungen und Plackereien
Luft machte, heranszureißen und derselben etwas mehr Frei-
heit zu verschaffen. Schließlich darf bei einer gerechten Benr-
 
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