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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: „Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolre“ oder die Zollernsche Fehde im Jahre 1423, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0071

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66

Da ward aber kein Urtheil gefällt,
5° Sie sprachen ihn an um Ehr und Gut,
Des war den Herren nicht wohl zu Muth,
Sie stellten das Recht bis nwrnends am Morgen.
Der Oettinger begann seiner Ehren zu sorgen,
Er ritt vom Gerichte zu Mitternacht
6° Heimlich still und ohne Ueberbracht (Geräusch).
Da seiu die Herren warteten zu dem Rechte,
Da lvar er in der Nacht weg mit seinen: Knechte.
Die von Rotwil widerstritten ihn da zur Hand
Und rannten gen Zollern hinab in das Land
65 Und nahmen ihm der Kühe viel.
Das dünkt ihn ein böses Widerspiel,
Des nahm er weder Ehre noch Frommen.
Ihm ward geraten, er sollte zur Richtung kommen,
König Sigmund richtete sie nach beider Sitte da (nach beider Gebrauch).
Des war der Oettinger billig frob,
Denn sollt er in Recht sein gestanden,
Es war ihm nit wohl gegangen zu Händen;
Er trieb seinen Schimpf und Spott,
Wo er war bei seiner Nott.
^ Er sprach: „ich bin der Richtung froh;
„Wer sie bricht, eine Bürde Stroh
„Ist er dem Andern zur Strafe verfallen;
„Ich rede es in keinem Schallen, (Prahlen)
„Die Bürde Stroh will ich verwagen
6° „Und will auf die von Rotwil lagen (lauern)
„Der Tage einen, so es mir fugt;
„Nun sieh wie haben sie mich beklugt" (überlistet)
Die Gerichtsbriefe er nit recht ansach,
Gar schier er die Richtung brach,
66 Und griff sie abermals an zu Notenzimbern und zu Beringen
Und meint, ihm sollt da besser gelingen,
Denn ihm zuvor gelungen was.
Er hatte sich auch bewahret baß,
Und wollt sie also Han micdergeleit
6« Alles ohne Recht und ohne Widerseit (ohne Herausforderung).
Er hatte die Richtung vergessen gan;
Des nahmen die von Rotwil eben wahr,
Sie klagten die Geschichte manchem Mann,
Das er ihnen das hätte räuberlich gethan,
6b Und thatcn das mit Geschriftcn kund
Den Städten, die mit ihnen waren im Bund.
Die Städte schickten ihre Botschaft herum
Und brachten ihn aber kum (kaum) /
Gen Tübingen zu einem Rechte (Gerichtstag).
"o Die von Rotwil hätten das Ihre gern gehabt ohne Fechten;
Mit Urtheil forderten sie von ihm zwei Tausend Pfund
Ans dieselbe Zeit und ans die Stund
Für die Wegnahme, die er wider Ehren hatte genommen;
Des hatte er kleine Ehre und wenig Frommen,
rob Da sich mn das Geld verlaufen das Ziel.
Gar gern hätten das gehabt die von Rolwil
Sie schrieben ihm etwas oft darum:
Jetzt macht er es schlecht, jetzo krumm,
Spott gab er ihnen daran,
Und sprach, er wär ein glückhaftig Mann,
Er hätte einen Würzburger funden (?),
Und wollten ihm also gelingen zur Stunden,
So wollt er die von Rotwil schier ansgericht Han,
Daß sie ihn dürften nnverklagt lau.
"b Danach über einige Zeit, als ich sage,
Wollten die von Rotwil reiten zu Tage (zu Gericht).
Dennoch mocht er seine Tücke nit lassen,
Er fing ihrer achte ans des Reichs Straßen.
Alles unbewahrt seiner Ehr,
Des ist er ein schwacher Herr.
Da die von Rotwil vernahmen das,
Um ihre Gefangenen es ihnen ungemnth was,
Die Misscthat that ihnen zumal weh.
Was soll ich euch nun sagen meh!
i6b Dennoch hätten sie gern gesucht Glimpf,
Es war aber Alles ein Schimpf.
Sie schufen, daß von Wirtenberg die Herrschaft
Zn ihm schickte ihre ehrbare Botschaft,
Warum er ihnen die Ihren gefangen hätte.
i6v Spottend er antwortete und zu ihnen redte.
Das begann die von Rotwil verdrießen
Und gerieth Eins zu dem Andern fließen. (Eins kam zum Andern).

Darnach unlängst zur Stund
Ward zusammengemahnt der schwäbische Bund
i6b Gen Ulm und wurden dort zu Rath,
Daß sie ihn wollten überziehn gedraht (alsbald),
Und widersagten ihm alldo.
Des waren die von Rotwil froh;
Die Städte zogen mächtiglich gen Stätten*) dar
Mit ihrem Zeug und großer Schaar.
Da das vor den Oettinger kam,
Für einen Spott er das nahm.
Die Städte nicht lange da lagen,
Hübscher Abenteuer sie pflagen,
"b Gar sie sich an den Berg leiten (legten),
Kein Scharmützel sie ihm verseilen (versagten),
Spottlich er sie empfing,
Noch spottlicher es ihm erging;
Es begannt ihn auch verdrießen,
ibv Da sie den Berg wollten beschießen,
Und hatte es alles für einen Spott,
Er Hähnt, daß Niemand außer Gott
Ihm den Berg möcht abgewinnen,
Wie er schätzte in seinen Sinnen,
ibb Des ist er fürwahr wol betrogen,
Da mancher Stein zu ihm ist geflogen,
Die Meister Claus Hetzet hat gesendet
Und ihm das Haus hat zertrennt,
Ohne was Oswald Klein und die Andern Han gethan.
i6° Das will ich also lassen bestan.
Denen von Rotwil lag es schwer an;
Denn er hielt ihnen acht gefangene Alaun
Anders denn man Gefangene halten soll;
Das ward ihm fürwahr vergolten wol.
i6b Dennoch mochte er seinen Spott nit lau,
Er ruft herab: „Ich habe eine Henne schon ^
„Ans Eiern sitzen, die will nicht ausbrügen (ansbrüten law '
„Ihr sollt sie mir nit zu sehr mühen;
„Wenn ihr schießt zu sehr, ihr werdet sie wecken,
n° »Ich fürchte, ihr wollet sie heftig schrecken,
„Daß ich Mangel an jungen Hühnern muß Han,
„Euer Schießen sollt ihr unterwegs lau."
Zur Hand ihm der Spott und Schimpf gelag,
Da man gerieth (anfing) Nacht und Tag
nb In das Hans zu Wersen und zu schießen.
Es that ihm sehr verdrießen,
Daß man ihm so manchen Gruß sendte,
Der ihm das Haus fällte und trennte;
Dennoch erzeigt er sich mit den Seinen frisch,
16° Wie wol sie wenige Pfefferfisch
Aßen, und selten versuchten Wein;
Wie mochten sie dabei fröhlich sein?
Daß man sich also ans den Berg zog
Und von Stätten von den Frauen flog,
16° Des waren die von Rotwil Anfang (die Urheber),
Etliche zu Stätten es gar sehr gram (grämte),
Daß sie die guten Herbergen räumen wollten,
Des hatten ihrer manche entgolten,
Daß sie sich so nah durften wagen,
i°° Und so harter Abenteuer pflagen;
Man schoß und warf, daß sie da lagen.
Desgleichen thaten sie ihnen wiederum.
Sie'dünkten etliche zumal dumm,
Daß sie zu Stätten nicht bleiben wollten.
i°b „Ich wollt, daß wir sic nehmen sollten »
Des thnn wir nit, man sprach, wir hätten sie geschvtw
Doch mußten sie rucken zu ihnen ans dem Dach,
Darum ihrer ein Theil sprach,
Die Notwiler wollten ihnen ihre Ehre nehmen,
6°° Des mußten sie sich übel schämen.
Noch ward derselben nit viel wund,
Das ist dem ganzen Heere wol kund;
Ihr Harnisch war sowol gehär't,
Daß er sich Schuß und Wurf erwehrt.
6°b Fern hinten war ihre Art,
Man sah dieselben nit viel ans der Fahrt, ^siii
*) Stätten ist ein Dorf mit einem 126t gestifteten^, "
Gnadenthal" genannten Frauenkloster, Dominikanerordens ^ V
Zollernberges, wo die Grafen von Zollern begraben
Zeile 184,
 
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