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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: „Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolre“ oder die Zollernsche Fehde im Jahre 1423, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0072

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67

A man stürmen oder anlanfen sollt;
Orcr jeglicher that, was er wollt.
r,y As haben dieselben gar wol genossen,
^hrer ward noch nie einer geworfen noch gestoßen;
Ann ihrer einem siel ein Pfeil ans einen r)'"ß,
As ward ihnen von Gottes Gnaden zur Stande Bich.
Acr imch allen voraeganaenen Sachen,
-,s A Man die Rechnung aii der Beute auf Zollern sollte machen,
A waren derselben ein Theil voran;
As wundert manchen Biedermann.
umstellten zu Zollern gar wol das Thor,
All die Notwiler bleiben mußten davor,
A wallten denn geben Thorwartlohn;
mußten sie da. außerhalb stau.
»Ar da man Stürmens pflag,
^m Abend vor unserer Frauen Tag,
A ßcß man die Rotwiler die Vordersten sein;
As nahmen sie Schadens viel und auch Pein,
es achten sie nit sehr,
stiegen und schossen nur desto mehr
As Hürden (Schanzkörben) als wären sie blind.
" Oettinger und sein Gcsind
rs« ^^hAeu sich fast, es that ihnen noth.
Mcm aber gegen Stätten in das Kloster entbot
Ar Necken, die da lagen um großen Sold,
etliche mit Silber, etliche mit Gold,
D,A?r>ren schnell und rannten dar;
^ D > ^ wurden der großen Steine gewahr
kA auf die von Notwil und auch ander,
<L: Börsen wurden so nncnblander (so wüthend)
tzh Ipwchen: „Wer hat anfanaen dies Gankelsvi

„Wer hat anfangen dies Gaukelspiel?"

SiAs Allch: „Es Han gethan die von Notwil".
,L„ ^"rllen: „Haben sie cs denn ihnen selber angetragen,
Ünd ^ auch allein Gewinn und Verlust haben,"
Eü Aßvten hinab wieder gen Stätten,
^nd v > - betten,
An diedern Leute werfen und morden
^ ^>plcl und unter den Hürden (Stnrmdächern);
^le w^ vit ablan,

-wollten je an den Ehren bestan.
u,, .währte wohl ans acht Stund;
A beiden Seiten lagen etliche tod, etliche wund.
A Man also lange 'focht und wüst (tobte),
^a ward ein Friede gcrnft (Friede besprochen),
manf der Oettinger da selber sprach:
Ihal?!?" ^g so groß Ungemach
^ b ich gohörr noch gesehen,
will ich wol in Wahrheit gestehen.
AM wolle mich des ferner lassen frei,
'AA A bei solchem Ungemach je wieder sei.
AA ^ Gott im Himmelreich,
. Hiemn ^ uie mehr desglcich".
° wollen wir das lassen bestan
AianÜ?^"ben, '

da wir'es haben gelan (wo wir es haben gelaßen)
> r. ""d Wurf in das Hans (Schloß) geichach,
Taü n'Awan die Mauern und Häuser brach,
iind A ^w. Schüsse und Würfe wieder büßten (vergälte!),
Ta« A, uiit dürren Mauern behelfen mußten.
Alan ? l. ihnen überall Alles nit,
Alst ^wnier näher mit hübscher Sitt';
Dabi-i r- Sturmdächern und Holzbürden
SM >°°l ^

zbürden (Faschinen),

» "" ^eumert wurden, . loslasicn) wollt
" sw nit anssetzen (ausgcben, Al"" ß
Oettinger verhieß den Seinen gwßen AA ,
A Städte würden das nit in die Lange treiben,
Ari?v ^ bllb ihnen eigentlich vor,
' Und^" ^ Lothringen gar ui'geAr (ungc 1 A sammelten),
L Ar von Baden Sammlung hatten (Krngvvon ,a
Tie ÄAvnt Macht schier wollten retten.
TanAAA nuch vernahmen die Mähr,
Sw » mit ihm selber wär.
^ Und 2AAen bch von Tag zu Tag,
Sie »AAwn rnn den Berg einen Hag,
Zn Äbten ihrer gewartet Han
ALvmAAu am Berge ans einem Plan.
2« Sv MX. daß sie wären kommen dar,
^ Tlas sw wol geworden gewahr,
"wn dazu hält gethan,

Wollten sie den Oettinger gerettet Han.
Sie meinten die Städte mit Drohung vom Berg zu treiben,
Und wähnten, sie sollten fliehen, sie dürften nit bleiben.
Des haben die Städte Lob immer mehr,
Daß sie erjagt haben solche Ehr,
Und so wehrlich und mnthig sind bestanden,
Daß man das sagt in allen Landen.
Darnach über einige Zeit nit lange
Tödete der Oettinger der Gefangenen
^ Drei, die warf er nackend heraus
lieber die Mauer zu Zollern vom Hans.
Das bekümmert alle Städte sehr,
Daß er die wider Gott und Ehr
So schamlich ermordet hat
2°° Ohne Schuld und ohne Missethat.
Dem durchlauchtigsten König Sigmund
War dies alles wol gethan kund.
Darum schrieb er und gebot bei königlichen Hnlden,
Bei schwerer Schmach und treffenden Schulden (schleunige Strafe),
E Fürsten, Herren, Rittern, Knechten und Städten,
Daß den Oettinger niemand sollte retten,
Da er lange Zeit ein Räuber wäre gewesen.
Und möchten Arme noch Reiche vor ihm nit genesen;
Er gebot besonders dem Herzoge von Lothringen und Markgrafen
von Baden,
2'° Daß sie sich der Sache nit annühmen, noch den Städten znfügten
Schaden.
Denn das wollt er von ihnen Han,
Daß sie des gänzlich müßig sollten gan.
Doch daß ich da Eins nit vergesse,
Kein Mann sah herrlichere Messe,
Denn die Städte an den Berg haben geleit (verlegt),
Von der man in dem Land allenthalben seit,
Daß Kanfmannsgnt so wohlfeil da sei,
Dazu wären alle Kanflente Zolles frei;
Des Hab der Oettinger immer Dank,
320 Daß er den Kanflenten keinen Zwang
Weder mit Bodenzins noch mit Zöllen thut. -
Darum haben sie ihm einen Keller gut
Den Berg hinauf gebauen (gcbanet),
Gon Grund herrlich und nanen (neuen),
ii„d darin gestellt viel starke Katzen (Stnrmdächcr),
Die weder Mäuse noch Ratzen,
Noch einen Dieb darin lassen laufen.
Denn ein Kratzen und ein Raufen
Erhob sich, wenn Jemand, der dazu nit gehört
33» Sich gegen den Keller irgend empört.
Also war der Keller Tag und Nacht
Heimlich und ohne Ueberbracht (Geräusch),
Von den Katzen wohlbehnt (gehütet).
War der Oettinger des wohlgemuth,
33b Weiß Gott wol; das wollen wir lassen gan,
Wir sollen fürbaß in die Sage gan (in der Erzählung fortsahren).
Da naht der Winter und viel Kälte heran;
Da ward er erst ein fröhlicher Mann,
Er meint die Städte müßten vom Berge ziehen,
3" Sie blieben den Winter nit da, sie müßten fliehen.
Die Städte legten sich aber darein,
Daß sie vor dem Hanse (Schlosse) wollten sein,
Und daß es gewonnen würde.
Sie setzten Basteien und machten Hürden (Stnrmdächer),
3" Mit Graben rückten sie immer hinzu
Und machten denen ans der Beste Unruh.
Da das der Oettinger ersach,
Zn seinen Helfern er da sprach:
„Ich muß mich selber hinabmachen,
3b« „Und lugen (spähen) nach den Sachen,
„Daß ich einen reißigen Zug ansbringc;
„Ich hoffe, daß cs mir schier gelinge;"
Und redte und erdachte, was er knnt,
Bis daß er fand einen Fund,
333 ii„d schwur ihnen wieder zu kommen,
Oder das Schloß Speisen zu frommen (zu verproviantieren)
Und wollte zur Stund seinen Bruder den Chorherren
Mit andern Gesellen hinanfschickcn und sie mehren (verstärken). H

') Es scheint nicht nötig mit Herrn v. L. nähren zu lesen, da ja
das Verprovianti-wcn schon erwähnt ist.
 
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