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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: „Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolre“ oder die Zollernsche Fehde im Jahre 1423, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0076

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^ "vv sich von seinen früheren Freunde» verlassen,
^ ' H'cht gerne gesehen oder gar gemieden sah —
"Wo sind nun die, die ihm zugeschvbcn Han?
In seinen Nöthen sie ihn nnn lau,
Sie sehen ihn nun ungern au,
Des ums; er sein ein vertriebener Mann,
Ich rath, das; er sich kehr zu Gott,
Seid er ist sogar worden zu Spott
"'od — wurde er ans dem Rückweg von Lothringen
Ulcht "" Rhein als Freibeuter, welches Metier er eben
^grifs konnte, von Ludwig Herrn zu Lichtenberg anf-
i^doch nach Leistung des Ursehdeschwurs zu Anfang
N i^^bs 1424 wieder freigelassen; nicht richtig ist es, daß
um diese Zeit, wie da und dort zu lesen, von
3ürd^"^ombergern gefangen genommen und nach Mömpel-
»„h^lwleppt worden sei. Im Jahr 1425 hält der alte
Kampfhahn bereits wieder eine Belagerung im
ttf^ asserbnrg bei Colmar ans und den 25. Januar 1426
nach verschiedenen vergeblichen Bersnchen die
Russöhnnng zwischett ihm und den Städten des
worauf er wieder in sein ehemaliges
"reu durfte. Herr desselben war aber nnn aller-
süngerer Bruder

^ ^ch^derschiedenen Zwischenfällen

waltet tiefes, dtlrch die vielen an seilte st>eksön-
^Eälüpften Sageil gefördertes Dunkel und sind die Äeach-
darüber äußerst verworren lllld widersprechend. Immer-
etwas daran zu sein, daß er in der Zeit von
ichiev ^0 von der Gräfin Henriette von Württemberg,
ülif ^"versöhnlichen Feindill, nicht unmöglicher Weise gar
^^^nlassuug seines eigeilen mit ihm längst zerfallenen
^itelfriedrich, welcher des Oettingers Rache wegen
l'iG:?'?^ von der Herrschaft immer noch zu besorgeil hatte,
l^.Z auch nicht' ohne Grund gefangen genommen und
äcll'd-^eit — nlan spricht von 7 Jahren — zu Mompel-
»vch ^ ^nein Tllrllle, deil man lange Zeit hernach immer
»ilschz^! "Dettingertnrm" genallilt, eingesperrt gehalteil, bezw.
B) Seuiacht worden ist. Auf einmal aber, nachdem
^sck vergessen, taucht der „Alte" ein Jahr nach dem
^»gen ^^lviedrichs I., einem Traumbild gleich ans langst

ein

ledrich I. lieber die folgenden Erlebnisse des

! 'ei>,

.-...e -Seiten im Herbst 1440 in Stuttgart ans, kehrt
sw»/ H^"uat ganz bescheiden und in sich gekehrt ,;u-
>de,i, r uvch - - ^ ' - -
klii»,.. stv wilden

uvch Lehenbriefe ans — kurz es scheint in dem
AidliiW^u unbändigen Mann eine vollständige innere
h'^u zi/',v^^n^Wngen und derselbe ein stiller Mann ge-

lle

k —, ivn^^' seinen alten Tageii wilrde er gar noch
Ms.,.?" ev innner eiilige Anlage iil sich gehabt, stiftete
!^e>n in das Hohenzollerukloster Stetten lind trat,
u»cb '^u Hans bestellt und er, der Unversöhnliche, sich
i>^ ^k- La/^ Feillden vertrageii, eine Wallfahrt nach
^ ^v an. nun nn's^oi- er nicht mehr zurückkehren

'»in.

i)aus von welcher , ^
lx ^nlan/ov ov, der Ruhelose, Unstäte, ferne von seinem
l4an^F uian weiß nicht recht wo — am 30. Sep-
" beschloß 0'^ schon iiil Jahr 1429) seine Pilger-
kMgeschivimdcn, Jahrc in den: tiefsten Leiden,

Hvlterqualen nur das Herz der Feindin weiden.
i>t, U'n s,'N Augen Schnee zur Erde niedersallen,
wH'als s 'Ich -Lclwite! sicht nian's, >vie die Winterslvcken wallen,
lllw ist , Strahlen Sonne durch die Kcrkerwand,
HeN ^ ivii! z; Uch dAark verdorret INI gewaltgen heißen Brand.
Hip . wie z? D"Uersirenge lvirkt des Bien scheu herber Schmerz,
Kscw w Mcn,J^A^">vuue glüht Verzweiflung dinch das Herz.
Und u^lassen, kann er wankend kaum sich halten,
Mcht konnten diesen Helden znm Geripp gestalten.

Alles ist ihm fremd geworden, alles leer im Vaterlande;
Er will fort, da ihn: zerrissen alle teuren Lebensbande.
Nach dem Hort der Christen, nach dem heiligen Grab des Herrn,
Zieht ihn seines Herzens Sehnsucht, seines Innern Heller Stern.
Doch er kann es nicht erreichen, sterbend schauet ihn der Strand „
So endete ein Fürst, welcher in seinen Verhältnissen,
mit seinen Fähigkeiten, seiner Thatkraft und Kühnheit seine
angestammte Herrschaft unter anderen Umständen ebensogut
hätte in die Höhe bringen können, wie er dieselbe durch sein
maßlos leidenschaftliches, allen Nechtssinnes und auch allen
häuslichen Sinnes bares Wesen, sein Händelanfangen mit
aller Welt, seine vielen abenteuerlichen Unternehmungen und
seine üble Landesverwaltnng an den Rand des Verderbens
gebracht und sehr geschmälert, wie er seine treuen Unter-
thanen in namenloses Elend versetzt und endlich noch die ehr-
würdige seit Jahrhunderten stehende Stammburg seiner Ahnen
der Zerstörung überliefert hat, mit welcher der unglückselige
Familienhader im Zollernfchen Hanse quasi seinen Gipfelpunkt
erhält. Man hat deshalb den dämonischen Grafen nicht ganz
ohne Grund schon den bösen Genius des Zollernhanseö ge-
nannt; gleichwohl muß man ihm etwas mehr wie bisher bei
einer einigermaßen gerechten Abwägung seiner Individualität
und Thaten neben manchen unleugbaren persönlichen Vor-
zügen die wohl nicht ganz richtige Erziehung und den un-
seligen, ihm durch sein ganzes Leben nachgehenden, auf ihn
aufs schlimmste einwirkenden und ihn schließlich ganz ver-
wildernden Familien- und Bruderzwist zu gute halten; und
kann man nicht ohne Teilnahme an dieser ursprünglich so gut
angelegten, aber unglücklich ausgefallenen, an dieser wilden
dämonischen, dabei aber imponierenden und romantischen Er-
scheinung des Mittelalters vorübergehen, welche als ein echter
Typus der Vorzüge, wie der Fehler eines bald nach ihm ent-
schwundenen, der heutigen Welt nicht immer gleich verständ-
lichen Zeitalters dasteht und deren sich auch längst begreif-
licherweise die Sage und Dichtung bemächtigt hat. — Deik
meisten Vorteil ans dieser Zollernfchen Fehde bezw. dem Ver-
fall des Zollernschen Hauses zog die angrenzende und in
ihrer Freundschaft mit Zollern eben nicht so ganz uneigen-
nützige Grafschaft Württemberg, an welche Graf Fritz wohl
znm Tort seines Bruders Eitelfriedrich schon den 3. Dezember
1415 einen bedeutenden Teil seiner Herrschaft, anönähmlich
seines unveräußerlichen Anteils an Burg Zollern und Hech-
ingen, unter Vorbehalt des Rückkaufs um 2690 fl. verkauft
hatte. Auf die Einnahme des Hohenzollerns hatte die poli-
tisch schlaue und (gleich ihren nächsten Vorgängern und Nach-
folgern in der Negierung) auf Landesvermehrnng bedachte
Gräfin Henriette von Württemberg gleich zngegriffen und im
Jahr 1424 dem Negiernngsnachfolger Grafen Eitelfriedrich I.
von Hohenzollern einen Revers ansgestellt, „daß sie die Herr-
schaft Hächingen und Messingen mit ir znbehör zu Händen
ingenommen habe, unschädlich siner Erbschaft, rechten vnd ge-
wohnheit", dieselbe aber erst in; Jahr 1429 nach mancherlei
Wandelfällen an Eitelfritz unter beträchtlichen neuen Opfern
desselben zurückgegeben, auch am 12. Mai 1429 den denk-
würdigen für Württemberg überaus günstigen Gröninger Erb-
vertrag geschlossen, wonach die ganze Herrschaft Zollern für
den Fall des Anssterbens des Hohenzollernschen Manns-
stammes als volles Eigentum an Württemberg fallen sollte.
Graf Eitelfritz war wie sein Bruder, der „Oettinger" ein
tapferer, unerschrockener Mann, welcher ebenfalls viele Kriegs-
züge, n. a. einen Hnsitenfeldzug mitgemacht, eine Zeit lang
in österreichischen Diensten gestanden und nach Italien ge-
zogen war, aber im Gegensatz zu jenem nüchtern, bedachtsam,
 
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