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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: „Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolre“ oder die Zollernsche Fehde im Jahre 1423, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0077

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klug, überlegend und weit friedfertigeren Sinnes; er hatte
viel Verständnis für eine geordnete weise Landesverwaltnng
und erwies sich auch als ein wohlwollender Schirmherr der
Kirche; seine Regierung war ein Glück für das total herunter-
gekommene Ländchen, welches er mit vieler Mühe und Aus-
dauer und großer Sparsamkeit nach und nach wieder etwas
herausbrachte. Noch in seinen alten Tagen verehelichte er sich
im Jahre 1432 mit einer wackeren Hausfrau, der Ursula
v. Näzüns in Granbündten, Tochter des Freiherrn Heinrich
v. N. und hatte die große Gnade, in dieser überaus glück-
lichen Ehe den in der Hauptsache ans seinen zwei Angen
stehenden schwäbischen Zollernstamm fortznpflanzen und aus
derselben zwei hoffnungsvolle Zollernsprossen, Jost Niklas und
Heinrich Vinigen zu erhalten. Der edle Nebabilitator des
Zollernhanses Graf Eitelfritz starb schon den 31. September
1439 H Es ist unrichtig, wenn Laßberg a. a. O. den Oet-
tinger mit Ursula v. Natzüns verehelicht sein und dieser Ehe
zwei Söhne Jost Niklas und Heinrich entsprossen läßt; der
Oettinger war allerdings — aber kinderlos und unglücklich —
verheiratet seit Anfang d.J. 1407 mit Anna v. Sulz, Tochter
des Grasen Hermann v. Sulz und Margaretens geborener
Gräfin v. Hohenberg, deren Todesdatum sich bis jetzt hat
nicht feststellen lassen. Noch zu seinen Lebzeiten hatte sich
Graf Eitelfritz ernstlich mit dem Gedanken getragen, sein in
Trümmern liegendes Ahnenschloß wieder erstehen zu lassen,
hatte auch im Jahr 1429 bereits mit dem Bau („werlichen
pawe mit eiuem Tore") begonnen, wurde aber an dessen Fort-
setzung durch die Städte, voran Augsburg und Ulm, welchen
immer noch vor einem Wiederauftauchen und Sichfestsetzen
des gefürchteten „Oettinger" bange war, ernstlich verhindert.
Die Stadt Augsburg hatte sich in dieser Angelegenheit direkt
an Gras Eitelsritz gewandt und ihn u. a. daran erinnert, daß
ja die „Burg Zolr mit seinem Rate, hayssen und getun als
aiu Nauphaus zerbrochen worden" und nach des Kaisers
Machtgebot nie wieder erstehen solle! Diese Unterstellung ist
indes nicht richtig, soferne Graf Eitelfritz wohl zu der Belage-
rung, aber keineswegs zu der Zerstörung mitgewirkt, sich viel-
mehr über letztere in einer an die verbündeten Städte ge-
richteten Eingabe 6. 6. 28. Juli 1423 sehr beschwert hatte.
'Nicht richtig scheint indesseil zu sein, daß die Städte, wie da
und dort zu lesen, dem Weiterbau der Burg mit gewasfneter
Hand sich widersetzt und die Augsburger alle zusammen-
gebrachteu Baumaterialieu verbrannt hätten. Was dem Vater
noch nicht möglich war, ins Werk zu setzen, das sollte dem
Sohne Jost Niklas, mit welchem sich eine neue bessere Aera
für das Zollernhaus wieder eröffnet, gelingen. Gras Jost
Niklas ließ nicht nach, bis der über die verödete Stätte seiner
Stammburg ausgesprochene kaiserliche Fluch und Bann wieder
zurückgenommen wurde, was insbesondere ans die Verwen-
dung des stammverwandten Markgrafen Albrecht v. Branden-
burg geschah. Dieser war auch hauptsächlich für die Zu-
sammenbriugung der hiezu nötigen Geldmittel thätig; und
fand die Grundsteinlegung; nachdem Kaiser Friedrich III. im
Jahr 1453 die ausdrückliche Erlaubnis zum Wiederaufbau
erteilt, endlich am 21. Mai 1454 unter großer Feierlichkeit

0 In dein Werke des Jakob Schrenck von Nozingen:
Austissiinorum Impsratorum etc. coiitinuMuin et adsolntuin, Oeni-
porlti excuciedat ^oLNllis ^§ricc>Ia, 1601", dem sog. „Ambraser Helden-
buche" befindet sich unter zahlreichen anderen Bildnissen berühmter
Persönlichkeiten auch das von Dominikus Cnstodis zu Innsbruck in
gr. Fol. tüchtig gestochene tzZolla Lattist-r ton. ctel.") Porträt des
Grafen Eitelfriedrich I. v. Zollern.

Der ^

und in Anwesenheit vieler vornehmer Gäste statt,
nannte Markgraf als Familienhaupt, Erzherzog


von Oesterreich, Herzog Philipp von Burgund, ^
graf Karl von Baden, legten verschiedene Golds
Silbermünzen in den Grundstein und thaten die -
lstt"

Hammerschläge; der Graf v. Fürstenberg trug den ^

deit der Herr v. Brandts bereitet hatte. Jost NiklaH
zu diesem Zwecke silberne Kellen und Hämmer mit denAW^
dieser Herren anfertigen lassen, welche man noch 200 G
später vorwies. Die in Merians Schwaben und auch ^
wärts abgebildete Burg erhob sich fester und majestätisch^
zuvor; sie war durch hohe Wachtürme geschützt, neun
führten in das Innere; in der Folgezeit hatte nattteutluv.^)
Sohit von Jost Niklas, Graf Friederich, der berühmte
von Augsburg, viel zu ihrem Ausbau beigetragen; ^
mal während des dreißigjährigen Krieges hatte die
kriegerische Aktion zu bestehen , als sie am 13. April
nach über ^jähriger Einschließung vor dem Herzog
hard III. von Württemberg kapitulierte, das darauftAP ^
Jahr aber wieder in die Hände der Kaiserlichen üb^b^
welche fortan bis zum Jahr 1798 eiu Besatzungsr^ch . ^
der Burg erhielten. Dies war und blieb in der
der Bau, wie er sich bis in unser Jahrhundert hore^
dings schließlich in sehr baufälligem traurigem ZnstmiH'
wurde gar niemand mehr hinanfgelassen, weil die
radezn dem Einsturz nahe war und immer Steine ^58
herabrollten — bis zu der in unfern Tagen 1850ZD^,
erfolgten Neuaufführnug H der großartigen herrlichen ck"
Königs- und Kaiserburg im mittelalterlichen Stick^^,,
Schlosses so hoch und hehr wie keines in deutsche»
auf Hohenzollerns schlankem Gipfel ans Stülers
Hand erhaltet! hat. Eine neue Burg sondergleichen
uun hier oben — wie wir hoffen, bis ans Ende aller
als ein Wahrzeichen der Verbrüderung zwischen
Süd, welcher ihr edler kgl. Bauherr mit wahrhaft go-
tischem Sinn die stolze Devise: „Vom Fels zum ych
geben und damit ein kommendes einiges DentschH ftcP>
heißen, welches dann sein kaiserlicher Bruder mit dem ^
Volke geschaffen hat. Was der Dichter (P. Pfitzer)
Zeiten deutscher Hoffnungslosigkeit geträumt und
er die Helden der Vorzeit vor seinem Geistesauge vorüber?
ließ, das ist nun aufs herrlichste in Erfüllung gego>'9
„Doch die Helden sind geschieden,
Die Vergangenheit ist tot!
Seele! von des Grabes Frieden
Wende dich zmn Morgenrot,
Gleich dein Aar, der einst entflogen
Stnnfens Nachbar nnd iin Flng
Zoller ns Ruhm bis an die Wogen
Des entlegenen Ostmeers trug.
Adler Friedrichs des Großen!
Gleich der Sonne decke du
Die Berlassnen, Heimatlosen,
Mit der gvldnen Schwinge zu!
Und mit mächtgem Flügelschlage
Triff die Eulen, Naab nnd Weih!
Stets empor znm neuen Tage,
Svnncnange, kühn und frei!"-

st Der einzige noch erhaltene Ueberrest der nrspriüM
ist die katholische St. Michaelskapelle.

Me"'


Stuttgart, Bnchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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