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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Erasimy, Ludwig: Zur Geschichte des Wallfahrtsorts und Klosters Heiligenbronn: Oberamts Oberndorf in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0091

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86

war. Wer den Gottesdienst versehen, ist nnbekannt. Wohl
geschah es von Rottweil oder Schramberg oder Oberndorf ans.
Besonders in Rottweil war ja eine große Zahl Kleriker.
Heiligenbronn gehörte anch zu dem Dekanat Nottweil und
zur Diözese Konstanz.
Die Kapelle stand bei der Quelle. Weil sie sich zu klein
erwies, so soll nach der Legende, weil auch der Boden rings-
um zu sumpfig war, etwa 400 Schritt südöstlich davou auf
einer Anhöhe eine geräumige schöne Wallfahrtskirche gebaut
worden sein. Das Gnadenbild, in die neue Kirche gebracht,
kehrte wunderbarer Weise immer wieder in die ursprüngliche
Kapelle zurück. Die neue Kirche mußte aufgegeben werden
und das Wallsahrtskirchlein wurde erweitert.
Der tiefe Kern der Wahrheit iu dieser Legende ist jeden-
falls der, daß Gnadenbrunnen und Gnadenbild nicht getrennt
werden sollten. Weist ja auch symbolisch der Brunnen auf
Maria hin nach dem Worte Salomons: „Wer mich findet,
findet das Leben und schöpft das Heil vom Herrn." (purnd.
c. 9); ebenso heißt sie „das Heil der Kranken".
5. Weiteres vom Gnadenort.
Gegen den Ausgang des Mittelalters erhellt sich das
Dunkel, das über Heiligenbronn ansgebreitet war, etwas.
Weil der hl. Brunnen mit dem Gnadenbild und der Kapelle
viele Leute an sich zog, so ließen sich gewiß einzelne fromme
Verehrer Mariä dort nieder, um dauernd in der Nähe dieser
geweihten Stätte zu sein. Der Wald lichtete sich und der
Ackerbau mehrte sich. Auch eine Herberge muß dort gewesen
sein zum Besten der Wallfahrer. In ihr wurde später ein
Nechberger gefangen genommen von den Rottweilern u. 1538,
wie wir noch hören werden.
Die Jagdrechte wurden begrenzt und geordnet. Im
Jahre 1438 erteilte Kaiser Sigismund auf dem Konzil zu
Basel dem Freiherrn Johann von Zimmern eine „Konfir-
mation" (Bestätigung) über den Forst und das Jagen in der
Freiherrschaft „Zimbern". Wörtlich heißt es in der Zimmer-
scheu Chronik (I. S. 254): „Und hebt soliche verberichte
Marke, Bann und Gewelde an, als uns derselbe von Zimbern
hat sürbringen lassen, mit Namen zu Lobenlinden und geth
für die Minich inher zum Hailigeuprunueu uud die Aschach
auf und aus biß zum Nappeunest und denn vom Nappennest
vor Rottenbnrg herumb biß an Wolfgarten und vom Wolf-
garten die stroß ab biß geen Marschalkenzimmbern, und den
von Marschalkzimbern bis an das Amenthal, und den vom Amen-
thal biß gen Widen, und von Widen gen Nütten und von
Rütten in das Aichach und vom Aichach vor Epsendorf Hölzer
anßhin ans der Neckerhalden und geen Epsendorf in das dors,
und vom dors die staig auf, die da geth geeu Rotweil und
von der staig ans die Neckerhalden außhin, bis geen Hohen-
stain und von Hohenstain vor Spitalsthan anßhin biß auf
die straße, und den von Lakendorf herein zwischen Tuningen
und Nürnberg bis ans die straße, und dann die straße in und
ein biß geen Schönbrunnen, von Schönbrunnen biß geen
Sulgen, von Sulgen biß geen die Lobenlinden."
Diese Namen sind alle recht interessant für unsere Zeit.
Die 'Freiherrn von Zimmern hatten auch iu Seedorf ein
schloß. Sie sind gewiß große Gönner und Wohlthäter des
Gnadenorts gewesen. Vom Jahre 1524 wissen wir, daß die
Frau des „Johann Wernher von Zimbern" in schwerer Krank-
heit zu Seedors lag. Sie war eine gute, wohlthätige, sehr
beliebte Herrin; denn die „Gemaindt" zu Seeeors, „gemain-
lich reich und arm, weib und mann" machten eine „grose wal-
fahrt" zu „dem Hailigenbronnen" und haben den Allmächtigen

und seine hl. Mutter um Glück und Wohlfahrt „irer Fracht
„angerüeft". Sie wurden erhört. (Zimm. Chronik II. S. 3ost
Wir sehen aus obigen Notizen, die uns überliefert snst
wie wichtig und angesehen schon damals Heiligenbronn
und daß hohe Gönner, aber auch eiu frommgläubiges Del
den Gnadenort liebten.
6. Stiftung des Klosters.
Wenn die Wallfahrer einen Gnadenort besuchen, so woklst
sie nicht nur beteu und flehen, sondern anch die Gnadennnt
benützen. Durch eine würdige und reumütige Beicht und din
eine gute hl. Kommunion wird die Seele gesund und dw>
ist anch leichter und sicherer Erhörung in leiblichen lllöu
zu hoffen. Zudem sind die Seelenwunden oft viel größer u>>
schwerer, als die Anliegen des Leibs und finden dieselbeistS ^
rade an Gnadenorten, wo die Heiligkeit des Ortes, die 5^
spräche der Heiligen, die guten Beispiele der anderen -7^.
sahrer wirken, oft die sicherste Heilung. Das weiß die
und so giebt sie den frommen Pilgern Gelegenheit, die gby
lichen Bedürfnisse zu befriedigen. . ^
Wer könnte zählen all die Wunder der Gnade, die
solchen Gnadenorten geschehen sind. Da werden FeindschaG
aufgehoben, unglückliche Ehen wieder gut, Ungerechtigkey
aufgehoben, Pflichtversänmnifse gut gemacht, der Glaube Hst,
gestärkt, die Hoffnung belebt, die hl. Liebe entzündet, das H"
gesund, die Seele erhält Frieden, die Leidenschaften nnst
weichen. Dann wird auch das irdische Weh gelindert l
oft ganz gehoben. So ist's heute noch, so war es früher-^
In diesem Sinne hat eine wohlthätige erlauchte Fräste
leider ist der Vorname nicht mehr bekannt — eine edle Grm ^
von Nechberg anch Vorsorge getroffen für den Wallfahrtsort, ^
immer Priester da seien für die Wallfahrer und ihre Seeles .
Sie stiftete ein Kloster, wohl in der Voraussetzung, ^
dadurch immer mehrere Priester zur Verfügung standen
daß durch ihr Kleid und ihre Ordensgelübde die Pilger e
beständige Predigt haben. .,.^dcr
Dies geschah im Jahre 1463 (vgl. K. Eybel, Geschiafst ^
Minoriten-Provinz, S. 10,11, 89,217, 292; ebenso
Stengele im „Diözesanarchiv von Schwaben" 1889 S-
Sie wählte dazu als Wächter des Heiligtums die
des hl. Franziskus. Diese besaßen schon seit 1267 ein
in Villingen und erfreuten sich der besonderen Gönnstllst,,
der Edlen von Nechberg und später der Herren von BistlUö
7. Die Franziskaner in Heiligenbronn. ^
Bekanntlich faßten die Söhne des hl. Franziskus,
ihm lrutres minores (mindere Brüder, Minoriten) ans '' ^
genannt, im Jahre 1221, also noch 5 Jahre vor .st'ch'
scheiden des seraphischen Ordenöstifters, festen Fuß in ,-^,,ell,
land und verbreiteten sich dort anfangs so auffallend !
daß u. 1239 die ursprünglich eine deutsche Provinz
geteilt werden mußte (die sächsische, kölnische und
Provinz). In der oberdeutschen Provinz entstanden die st
Klöster im 13. Jahrhundert, im 14. und 15. Jahrhun^^P
mehr je zwei, im 15. Jahrhundert neben Heiligenbronn ( gi
noch Hausach (1475). Alle Klöster dieser Provinz
sechs Knstodien eingeteilt. Zur cnstockin Lueviue 9^) ^ x.,
Würzburg, Gmünd, Ulm, Hall, Eßlingen, Rothenburg a.
Reutlingen, Pforzheim, Tübingen, Heilbronn und Heullst'
Die selige Stifterin sorgte für dieses
Schenkung voll Bauernhöfen (viliis), Aeckern (u§rist>,
(pvmerüs), Wäldern (mlvis) u. dergl. Der Schenkung^^,
anögefertigt in Nottweil von dem kaiserlichen
wurde im Archiv zu Villingeu verwahrt. Schon un

.
 
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