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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Erasimy, Ludwig: Zur Geschichte des Wallfahrtsorts und Klosters Heiligenbronn: Oberamts Oberndorf in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0092

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87

(1464) wurde für einen Guardian und eine An-
^ Brüder ein beqneine Wohnung, ein Kloster, gebaut;
!>>^ "och eine Herberge, ein Pilgerhans, wie es vielfach
Nüv- herbeiströmenden Pilger errichtet wurde; denn die
^sahrt vergrößerte sich sehr.
8. Die Vernichtung des Klosters.
Wdas Kloster gesichert in seinem Bestände und
.e schnell eine gar segensreiche Thätigkeit in diesem
h'Et bes Schwarzwaldes. Es kam die unselige Glanbens-
^3- Das war eine stürmische und für viele Klöster
Zeit. Wir haben keine Nachrichten gefunden über
E>eilic,p s des einen oder andern Franziskaners, die in

^1; wirkten. Noch vom Jahre 1524 ist bekannt,
" .Zulauf zum Kloster und zur Gnadenstätte ein
^ war. Die Schwarzwälder sind zäh und lassen

^v>1 zuy unv ea^en >ccy
alten Glauben und den lieb und teuer gewordenen
^wn nicht so leicht und schnell abwendig machen. Zn-
3chörte Heiligenbronn zu Vordervsterreich.
^vlksss^ der verhängnisvolle Bauernkrieg, in welchem die
iühl't durch fanatische Aufwiegler und Prediger ver-
^f dx verblendet entsetzlich hausten, erstreckte sich auch
sWz ^ ^schwarzwald. Heiligenbronn, der Ort selbst, wurde
Kloster und der Gnadenkapelle und zwar von
^i„s ^ Jetzt wurde Heiligenbronn wieder verwaist und
Wut. Die Mönche flohen wahrscheinlich nach Villingen.
lie^n Bewohn^, des Weilers, die auch geflohen waren,
d, iu ihrem Eigentum nieder und an sie wnr-
^"ter des Klosters verpachtet. — Die Priester der
''versahen wieder aushilfsweise die Wallfahrtskirche.

trübe und auch Heiligenbrvnn litt sehr darunter,
il w den Streitigkeiten zwischen der Reichsstadt Rott-
H'u alten Hans von Laudenberg, „Inhaber und

^Zwamberg", dem auch in Heiligenbronn Gerechtsame
^ in "^'stelen die Nottweiler bei Snlgen ein Wirtshaus

^ndenb

^ailigenbronnen" ebenso. Sie nahmen den Amtmann
Uack Ä^vgers, Lickwig von Rechberg, gefangen und führten
^ ^^kil; L. 1539 war Tagsatznng in Oberndorf, es
an Vergleich. Die Nottweiler mußten die Unkosten
- Da 1000 fl. zahlen. (Zimm. Chronik III. 283.)
o^ziski ^ ^'E Zeiten nicht besserten, wurde alles was den
k e»: seither gehört hatte, im Jahre 1552 an einen
Klnsi ^-^Etz, Herrn in Schramberg, durch die Pfleger
.^^"'9e>l uw 310 fl. verkauft.
A klingen Berichten geschah dies im Einverständnis
^ Provinzial. In der Verkanfsnrknnde fehlt der
^nde>> Siegel des letzteren. Auch die Gelder kamen
Z ' ^bieich das Kloster Villingen für Heiligenbronn
s^Uaa )Etzt hatte, für die Stifter von Nechberg einen
^ie>i jährlich 14 hl. gestiftete Messen lesen zu
. Vstr s ewiges Licht zil unterhalten.
^ Mit letzteren Bestimmungen, daß Heiligenbronn
'^er Got^^^PEn bedacht war und daß vor dem Bilde der
ein immerwährendes Licht unterhalten wurde.
>v» ^ider s 0- Das 17. Jahrhundert.
^ so ^Zus Kloster nur eine gar kurze Blütezeit,
Es >Ki ^-,7 l'Ernichtet und kam nicht mehr zur Auferstehung.
1623, 1630, 1639 gaben sich die Minoriten
^ ski-,,^-.^ .Kloster wieder rn errickten: aber leider ver-

^ das Kloster^wieder zu errichten; aber lecker vcn
^ vlluskrL laborntum et suäawm Kut).
e 1640 erschien „gedruckt zu >lng<pu g ,


p ' ^rffii,^17"'.' "O.. 0"
u Erstx,^ ' .Er Heiligenbrnnniseben mirneulos Ln-
Schrifftspublicierling."

Das Büchlein ist verfaßt von dem hochw. 88. tll. v.
Justus Hausmann, Pfarrer in Oberndorf und Dekan des
Landkapitels Nottweil und gewidmet „der allerdurchlanchtigisten
Fürstin und Frawen, Frawen Clandiae, Ertzhertzogin zu Oester-
reich . . . Meiner gnädigisten Frawen und Pfarr-patroiras."
—- In der schwülstigen Art jener Zeit werden vier Wunder,
die in Heiligenbronn geschehen, anfgeführt. Da werden auch
noch einige merkwürdige Vorkommnisse erwähnt. Hausmann
berichtet vom geschnitzten Vesperbild und vom Gnadenbrnnnen,
daß das Volk „von Anno 1442 dahin sich in grosser menge
zu begeben angefangen". Wohl unrichtig ist die weitere Be-
merkung: „Da als dann außer dem Opffer der Andächtigen
ein Gotteshaus) gebawet und den Vätteren Karmeliter-Ordens
zugeeignet worden," das ist wohl ein Versehen und sollte
„Franziskaner-Ordens" heißen.
Vom Schwedenkrieg erzählt Hausmann sodann, daß, weil
die Schweden — „die mit allerhand Sekten vermischte Sol-
dateska — fnrchbare Verwüstungen anrichteten," so sei das
Gnadenbild — „die Miraknlos Nesperbildnus" — nach Obern-
dorf in die Pfarrkirche ans den S. Sebastianns-Altar n. 1632
geflüchtet worden. Im Jahre 1637 wurde es wieder nach
Heiligenbronn am hl. Geburtstag Mariä (8. September) in
feierlicher Prozession getragen. Das Wasser im Gnaden-
brnnnen war mit der Abwesenheit des hl. Bildes fast versiegt
und ganz sumpfig und übelriechend geworden, mit der Heimkehr
desselben sei es wieder gestiegen und frisch und gesund geworden.
Heute noch ist der Hanptwallsahrtstag an St. Mariä Geburt.
Die Jesuiten kamen 1652 nach Nottweil, um da bis zur
unglückseligen Aushebung des Ordens segensreich zu wirken.
Die Müllersche Chronik von 1703 berichtet ans dem Jahre
1654, daß in diesem Jahre Heiligenbronn den Jesuiten über-
geben worden sei. Eine ständige Niederlassung hatten sie wohl
nicht. Vielleicht versahen sie es einige Zeit aushilfsweise von
Nottweil ans für den Pfarrer von Snlgen, wohin Heiligen-
bronn schon lange gehörte.
10. Weitere Geschichte Heiligenbronns bis ins
19. Jahrhundert.
Von Heiligenbronn fehlen jetzt wieder die näheren Nach-
richten bis auf 1696. Ans dem Ordinariatsprotokoll (Pro-
tokoll-Auszüge vom Jahre 1696 bis 1795, mitgeteilt a. 1875
von Herrn Franz Zell, erzbischöflichem Archivar in Freibnrg)
vom 12. Dezember 1696 erhellt, daß nach Konstanz in die
bischöfliche Kanzlei ein Bericht über Heiligenbronn gekommen
ist. Lakonisch heißt es: „Eine Wahlfarth, genannt zum Hey-
ligen Brunnen will anfkhommen, c^uick tckciendum?" Ant-
wort: „Sollen von Herrn Dekan des Orts die mehrere Umb-
ständ begehrt werden."
Entweder war durch die widrigen Verhältnisse die Wall-
fahrt so gesunken, daß sie höhern Orts ganz unbekannt ge-
worden, oder haben die Einwohner Heiligenbronns sich um
einen Wallfahrtspriester wieder beworben und will der Aus-
druck „anfkhommen", der unglücklich gewählt ist, sagen, daß
wieder mehr und mehr Leute sich in Heiligenbronn einsanden.
Ob nach der traurigen Zerstörung der Kapelle eine ähn-
liche wieder gebaut worden ist, ist unbekannt. Eine muß ge-
baut worden sein sofort nach der Zerstörung, vielleicht ans
den Ruinen der alten. Diese ist wahrscheinlich wieder bau-
fällig geworden und will ein Bauer Christian Pfnndstein ans
Dankbarkeit für geleistete Hilfe (er hatte fünf Jahre lang
einen bösen Finger) zur Ehre der Mutter Gottes eine solche
bauen. Er ist ans Snlgen. Ob es die Mnttergotteskapelle
in Heiligenbronn sein soll?
 
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