DIE FORM / MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
Ausdruck auch in der Natur gibt, besteht die tiefe Einheit zwischen Natur und
Kunst.
Wir haben schon einmal darauf hingewiesen, daß der Formtrieb der Natur nicht
auf das Reich des Organischen beschränkt ist. Auch in der „vororganischen“ Natur
drängt alles nach der Form. Wolken, bewegtes Wasser, von den Naturkräften ge-
baute Landschaft, — überall sehen wir einen unerschöpflichen Reichtum an For-
men, und wo uns in der Landschaft Formlosigkeit entgegentritt, wie etwa im Hoch-
gebirge, da ist sie nur ein Zeichen dafür, daß die Kräfte der Zerstörung die des Auf-
baus überwiegen. Und nun ist es eine Tatsache von allergrößter Bedeutung, daß
wir in diesen Formen stets den Ausdruck echten Lebens sehen, und daß diese For-
men sich mit denen der organischen Natur sowohl wie auch der Kunst zu einer
höchst ausdrucksvollen Einheit vereinigen: daß der Pflanzen wuchs einer Gegend
mit deren geologischer Formung irgendwie eine lebendige Einheit bildet gerade so
wie es jede unter „natürlichen“ Verhältnissen entstandene Baukunst tut, ist eine
Tatsache, die man als eine Selbstverständlichkeit hinzunehmen pflegt, weil man an
sie gewöhnt ist, die aber im Grunde höchst geheimnisvoll und schwer begreiflich
ist, und die man nur verstehen kann als eineÄußerung jener tiefen Einheit desForm-
triebes, der durch die ganze Welt geht.
Und nun entspricht dieser „vororganischen“ Form der Erde im Reiche des Men-
schengeistes die „nachörganische“ der Technik und Maschine. Die Kräfte, mit denen
sie zu tun hat, sind im Grunde die gleichen, die die Natur beherrschen. Nur walten
und gestalten sie jetzt nicht mehr in freiem Spiel, sondern gebändigt, eingeordnet
in eine Welt von Zwecken. Sie sind, wenn man so sagen will, „organisiert“, wobei
man sich nur darüber klar sein muß, daß dieses Wort nichts dem Lebendig-orga-
nischen Verwandtes, sondern dessen Gegenteil bedeutet. Die Kräfte sind von einer
außer ihnen selbst wirkenden Macht beherrscht, — aber auch diese Macht kann an
der Natur der Kräfte nichts ändern, weil sie sie sonst zerstören müßte. Die Natur
der Kräfte bleibt, und deshalb ist auch die Form, in der sie sich hier äußern, voll
lebendigen Ausdrucks.
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Ausdruck auch in der Natur gibt, besteht die tiefe Einheit zwischen Natur und
Kunst.
Wir haben schon einmal darauf hingewiesen, daß der Formtrieb der Natur nicht
auf das Reich des Organischen beschränkt ist. Auch in der „vororganischen“ Natur
drängt alles nach der Form. Wolken, bewegtes Wasser, von den Naturkräften ge-
baute Landschaft, — überall sehen wir einen unerschöpflichen Reichtum an For-
men, und wo uns in der Landschaft Formlosigkeit entgegentritt, wie etwa im Hoch-
gebirge, da ist sie nur ein Zeichen dafür, daß die Kräfte der Zerstörung die des Auf-
baus überwiegen. Und nun ist es eine Tatsache von allergrößter Bedeutung, daß
wir in diesen Formen stets den Ausdruck echten Lebens sehen, und daß diese For-
men sich mit denen der organischen Natur sowohl wie auch der Kunst zu einer
höchst ausdrucksvollen Einheit vereinigen: daß der Pflanzen wuchs einer Gegend
mit deren geologischer Formung irgendwie eine lebendige Einheit bildet gerade so
wie es jede unter „natürlichen“ Verhältnissen entstandene Baukunst tut, ist eine
Tatsache, die man als eine Selbstverständlichkeit hinzunehmen pflegt, weil man an
sie gewöhnt ist, die aber im Grunde höchst geheimnisvoll und schwer begreiflich
ist, und die man nur verstehen kann als eineÄußerung jener tiefen Einheit desForm-
triebes, der durch die ganze Welt geht.
Und nun entspricht dieser „vororganischen“ Form der Erde im Reiche des Men-
schengeistes die „nachörganische“ der Technik und Maschine. Die Kräfte, mit denen
sie zu tun hat, sind im Grunde die gleichen, die die Natur beherrschen. Nur walten
und gestalten sie jetzt nicht mehr in freiem Spiel, sondern gebändigt, eingeordnet
in eine Welt von Zwecken. Sie sind, wenn man so sagen will, „organisiert“, wobei
man sich nur darüber klar sein muß, daß dieses Wort nichts dem Lebendig-orga-
nischen Verwandtes, sondern dessen Gegenteil bedeutet. Die Kräfte sind von einer
außer ihnen selbst wirkenden Macht beherrscht, — aber auch diese Macht kann an
der Natur der Kräfte nichts ändern, weil sie sie sonst zerstören müßte. Die Natur
der Kräfte bleibt, und deshalb ist auch die Form, in der sie sich hier äußern, voll
lebendigen Ausdrucks.
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