26
Vom Baue des Thierleibes.
Wickelung des menschlichen Urtheils zu suchen, dessen Anfänge stets analytischer Art
sind. Aber mit dem Antritt jener Erkcnntniss ist ein anderer Irrthum aufgestiegen, jener
nämlich , dass da , wo in der Natur keine, scharfe Grenze gezogen sei, auch der urthei-
lende Verstand keine schaffen dürfe und könne. Dann darfauch nicht mehr von Thicren
und Pflanzen die Rede sein, denn die Anwendung dieses Begriffes involvirt doch eine be-
stimmte Vorstellung für denselben, und gerade bei dem Bestehen \on beide Reiche mit
einander verbindenden Formen wird es Aufgabe, auch eine Begriffsbestimmung zu
suchen, die , eben weil jene Scheidung in der Natur nicht besteht, nur eine künstliche
sein kann. Sie ist desshaib auch subjeefiv, und wie sie auch in ihren Ergebnissen sich
darstellen mag, ist sie richtig, so bald das bei ihr angewendete Verfahren ein logisches
war. Eine solche Begriffsbestimmung eine dogmatische Annahme zu nennen zeigt vom
gänzlichen Verkennen der Natur jeder Begriffsbestimmung. — Das verschiedene Ver-
halten der Formelemente im Pflanzen- und Thierreich und die so sehr verschiedene
Differenzirung derselben ist bereits von Schleiden (A. A. Ph. 1838. S. 137) gewürdigt
w orden.
Gegenbaur, De animalium, plantarumque regni terrainis et dilferentiis. Lipsiae 1860.
Häckel, Radiolarien. Berlin 1862, S. 150 u. ff. Clauss, Uebcr die Grenze des thierischen
und pflanzlichen Lebens. Leipzig 1863. Ferner Häckel, Generelle Morphologie I. S. 101.
Vom Baue des Thierlcibes.
A. Von den Formelemcnten.
Die Zelle.
§11.
Die lebende Materie erscheint in ihrer einfachsten Form als eine eiweiss-
haltige Substanz, die man als Plasma oder Protöplasma^feezeichnet,
und die. für unsere optischen Hilfsmittel sich durchaus gleichartig darstellt.
Diese Materie tritt in Gestalt kleiner Klümpchen auf. In solchem Zustande
treffen wir die einfachsten Organismen. Während bei der gleichartigen Be-
schaffenheit des Protoplasma, in welchem höchstens noch Körnchen als ge-
sonderte Theile bemerkbar sind, für jene einfachsten Formen eine Abgren-
zung nach aussen durch gesonderte Hüllbildungen nicht besteht, kommt auf
einer weiteren Stufe eine Umhüllung zu Stande, die aus einer chemisch-
physikalischen Veränderung der äussersten Schichte hervorgeht. Dadurch
wird das mit allen Lebenserscheinungen und somit auch mit Bewegung aus-
gestattete Protoplasma von einer mehr oder minder starren Hülle umschlossen,
welche die Veränderlichkeit der Gestalt aufhebt, und eine bestimmte Form
bedingt. Solche Gebilde können auch in die Znsammensetzung von Orga-
nismen eingehen, wie dies bei vielen niederen Pflanzen der Fall ist. Form-
ejemente dieser Art sind von Häckel als Cytode bezeichnet, und dadurch
von einer andern, w eiter gesonderten Abtheilung mit Becht unterschie-
den worden.
Vom Baue des Thierleibes.
Wickelung des menschlichen Urtheils zu suchen, dessen Anfänge stets analytischer Art
sind. Aber mit dem Antritt jener Erkcnntniss ist ein anderer Irrthum aufgestiegen, jener
nämlich , dass da , wo in der Natur keine, scharfe Grenze gezogen sei, auch der urthei-
lende Verstand keine schaffen dürfe und könne. Dann darfauch nicht mehr von Thicren
und Pflanzen die Rede sein, denn die Anwendung dieses Begriffes involvirt doch eine be-
stimmte Vorstellung für denselben, und gerade bei dem Bestehen \on beide Reiche mit
einander verbindenden Formen wird es Aufgabe, auch eine Begriffsbestimmung zu
suchen, die , eben weil jene Scheidung in der Natur nicht besteht, nur eine künstliche
sein kann. Sie ist desshaib auch subjeefiv, und wie sie auch in ihren Ergebnissen sich
darstellen mag, ist sie richtig, so bald das bei ihr angewendete Verfahren ein logisches
war. Eine solche Begriffsbestimmung eine dogmatische Annahme zu nennen zeigt vom
gänzlichen Verkennen der Natur jeder Begriffsbestimmung. — Das verschiedene Ver-
halten der Formelemente im Pflanzen- und Thierreich und die so sehr verschiedene
Differenzirung derselben ist bereits von Schleiden (A. A. Ph. 1838. S. 137) gewürdigt
w orden.
Gegenbaur, De animalium, plantarumque regni terrainis et dilferentiis. Lipsiae 1860.
Häckel, Radiolarien. Berlin 1862, S. 150 u. ff. Clauss, Uebcr die Grenze des thierischen
und pflanzlichen Lebens. Leipzig 1863. Ferner Häckel, Generelle Morphologie I. S. 101.
Vom Baue des Thierlcibes.
A. Von den Formelemcnten.
Die Zelle.
§11.
Die lebende Materie erscheint in ihrer einfachsten Form als eine eiweiss-
haltige Substanz, die man als Plasma oder Protöplasma^feezeichnet,
und die. für unsere optischen Hilfsmittel sich durchaus gleichartig darstellt.
Diese Materie tritt in Gestalt kleiner Klümpchen auf. In solchem Zustande
treffen wir die einfachsten Organismen. Während bei der gleichartigen Be-
schaffenheit des Protoplasma, in welchem höchstens noch Körnchen als ge-
sonderte Theile bemerkbar sind, für jene einfachsten Formen eine Abgren-
zung nach aussen durch gesonderte Hüllbildungen nicht besteht, kommt auf
einer weiteren Stufe eine Umhüllung zu Stande, die aus einer chemisch-
physikalischen Veränderung der äussersten Schichte hervorgeht. Dadurch
wird das mit allen Lebenserscheinungen und somit auch mit Bewegung aus-
gestattete Protoplasma von einer mehr oder minder starren Hülle umschlossen,
welche die Veränderlichkeit der Gestalt aufhebt, und eine bestimmte Form
bedingt. Solche Gebilde können auch in die Znsammensetzung von Orga-
nismen eingehen, wie dies bei vielen niederen Pflanzen der Fall ist. Form-
ejemente dieser Art sind von Häckel als Cytode bezeichnet, und dadurch
von einer andern, w eiter gesonderten Abtheilung mit Becht unterschie-
den worden.