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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0345

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Kreislauforgane.

§ 108.

Die ernährende Flüssigkeit ist bei den Echinodennen immer vom Dann—
cahal gesondert, sie ist gleieh jener der meisten Würmer, nicht mehr Chymus
w ie bei den Cölenteraten, sondern kann der Blutflüssigkeit der höheren Thiere
an die Seite gesetzt werden. Sie besteht überall aus einem klaren oder leicht
opalisirenden sellener getrübten oder auch gefärbten Fluidum, welches
höchst wahrscheinlich mit von aussen eingeführtem Wasser vermischt ist. In
dieser Flüssigkeil enthaltene Formelemente sind einfache Zellen, wie sie auch
sonsl als »Blutkörperchen« wirbelloser Thiere vorkommen.

Als Blutbahn dient erstlich ein besonderes Canalsystem, dann aber auch
der die Eingeweide umschliessende Leibeshohlraum, der auf eine noch nicht
ermittelte Weise mit der geschlossenen Blutbahn communicirt.

Eine vollständige Erkenntniss des die Kreislauforgane bildenden Canal-
systems ist bis jetzt noch nicht ermöglicht, und es sind wesentlich die Unter-
suchungen Tiedemann's. die auch hier die Unterlage bilden, auf der Jon.
Mi ller, oftmals verbessernd, fortgebaut hat.

Der ganze Apparat folgt in seiner Anordnung der radiären Anlage. Er
wird in der Hauptsache aus einem den Anfangstheil des Darms (Mund oder
Speiseröhre) umkreisenden Ganale dargestellt, der theils vom Darme kom-
mende Gefässe aufnimmt, theils mit einem anderen Blutgefässringe in Ver-
bindung steht. Dieser Verbindungscanal erscheint als ein pulsirender Schlauch
und ist einem Herzen gleich zu setzen. Von den Bingcanälen treten radiäre
Aeste ab. Da die Beziehungen des Blutgefässystems zu Athmungsorganen
noch keineswegs festgestellt sind, so kann von einer Scheidung in eine arte-
rielle und venöse Bahn noch keine Bede sein; die ganze Einrichtung scheint
vielmehr darauf zu zielen, die vom Darm aus gebildete Ernähiungsflüssigkeit
in den übrigen Körper überzuführen und sie dort zu vertheilen, wo zugleich
für die Vermittelung des Gasaustausches überall Anordnung getroffen ist.

Die Zartheil der Wandungen dieses Gefässystems, welches darin einem
anderen Apparate, dem Wassergefässysteme, gleichkommt, erschw ert die Ein-
sicht in die Verbreitungsweise, und wenn man früher die beiden Gefässysteme
als scharf von einander geschieden annahm , so besteht gegenwärtig wieder
Grund zu entgegengesetzter Meinung. Der Zusammenhang beider Systeme
stellt sich als immer wahrscheinlicher heraus.

Bei den Asteroiden sieht ein den Mund umziehendes dicht am Nerven-
ring befindliches Binggefäss mit einem unter dem dorsalen Perisom um den
After laufenden Bingcanale durch ein schlauchförmiges Herz in Verbindung.
Von den Binggelassen treten Canäle sowohl an den Darm, als zu den Armen,
doch bleibt deren ferneres Verhalten noch aufzudecken.

Für die Echuioiden ist der als Mundgefässring bezeichnete Canal dicht
mit dem entsprechenden Wassergefäss verlaufend, am Ende des Kauappa-
rates angebracht. Von ihm erstreckt sich ein schlauchförmiges Herz zum
 
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