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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0462

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Die Spinndrüsen der Araneen werden nach ihrem Baues in oylindrische, schlauchs-
förmige, gelappte, verästelte und knotige unterschieden, so dass das den Faden bildende
Secret wahrscheinlich aus-verschiedenen, von den einzelnen dieser Drusen stammenden
Substanzen sich zusammensetzt. Die Combinationen der einzelnen Drüsen an den Spinn-
organen scheinen mannichfaltig zu sein. Die Zahl der Spinnwarzen beträgt bei Mygale zwei,
bei den übrigen Araneen drei Paare, nur bei einigen Arten von Clubiona und Drassus
kommt vor jenen noch ein verschmolzenes viertes Paar vor. Die Spinnröhrchen oder
Spinnspulen sind meist ausserordentlich zahlreich vorhanden. Auf einem Spihnfelde
bei Segestria kommen gegen 10 0, bei Tegenaria gegen 400, und bei Epeira sogar über
1000 vor. Diese Gebilde, scheinen übrigens auch sonst vielfach zu variiren und nehmen
erst mit dem Alter des Thieres zu. Vergl. Black wall , Trans. Linn. Soc. XVIII. S. 219,
ferner über den feineren Bau der Drüsen H. Meckel, A. A. Ph. 1846. S. 50. Üffinger,
Arch. f. micr. Anat. II. S. 1.

Organe der Fortpflanzung.
Geschlechtsorgane.

§ 141.

Die bei den Würmern nur in einzelnen Abtheilungen vorhandene Tren-
nung des Geschlechtes auf verschiedene Individuen ist bei den Arthropoden
zur Regel geworden, und nur bei einigen wenigen eine niedere Stufe einneh-
menden hat sich die herniaphroditische Bildung erhalten. Hei vielen erstreckt
sich die Trennung noch auf äussere Theile, auf den Umfang und die Be-
schaffenheit des Körpers. Die Vermehrung wird ausschliesslich durch den
Geschlechtsapparat besorgt, und was man bei den Arthropoden als unge-
schlechtliche Vermehrungsweise bezeichnet, wie die Erscheinungen der Par-
thenogenesis und des Generationswechsels hat in allen Fällen seinen Ausgang
von geschlechtlicher Differenzirung und kann morphologisch mit den Ver-
mehrungsweisen durch Theilung, Sprossung oder Knospenbildung nicht ver-
bunden werden. Selbst die bei gewissen Dipterenlarven (Cecidomyia) vorhan-
dene Art der Vermehrung, die man gleichfalls als Generationswechsel betrachlet,
setzt eine geschlechtliche Differenzirung voraus. Die sich bildenden Keime
gehen nämlich aus der Anlage der Geschlechtsdrüse hervor, und damit fällt
jeder Grund weg, diese Vermehrung als eine ungeschlechtliche zu betrachten.

Als Bildungsstätte der Geschlechlsproducte, sowie zur Ausbildung der-
selben bestehen'stets gesonderte Organe, die entweder einfach oder doch in
nur einem Paare vorhanden und in der Regel symmetrisch angeordnet sind.
Hierdurch gibt sich selbst in den niederen Glassen der Arthropoden voll-
kommenere Organisation zu erkennen, als in den oberen Abtheilungen der
Würmer. Die Centralisalion des Organismus ist auch hierin vollstän-
diger geworden. Hauptstücke des Geschlechtsapparates bilden , wie auch
sonst, die Keimdrüsen und ihre Ausführgänge. Durch sehr mannich fallige
Verhältnisse der Brutpffege hervorgegangen , aus Anpassungen an die ver-
schiedensten Lebensbedingungen, treffen wir bedeutende Complicationen der
Structur im Verlaufe der Ausführwege angebracht, so dass nur in den sei-
 
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