Stutz- und Bewegungsorgane.
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sich nicht wundern dürfen, dass die Beobachtungen über die histiologische Zusammen-
setzung so kleiner Organismen noch so lückenhaft sind.
Festere Zustände der glasartig hell gewordenen Cuticula sind als Panzerbildung bei
Stylonyehia, Euplotes, Aspidisca, Spirochona, Coleps u. a. bekannt. Die Verlängerungen
an der Körperoberfläche der Infusorien in Tentakeln und Wimperhaaren sind als ver-
schiedene, aber doch in einander übergehende Bildungen anzusehen. Die Tentakeln der
Acineten können als niedere Zustände betrachtet werden , da die gleichen Gebilde als
Attribute von Embryen höherer Infusorien auftreten. In dem einen Falle persistente
Gebilde, stellen sie im andern Falle vorübergehende vor und machen wahrscheinlich,
dass die Acinetenform die ältere ist und als Ausgangsform für andere Infusorien zu gel-
ten hat. Da jene Fortsätze sich unmittelbar in das Innere des Korpers erstrecken , oder
viel mehr Durchbrechungen der Rindenschichte des Körpers sind , als Fortsätze dersel-
ben , trennen sie sich von den Cilien. Die letzteren erscheinen in verschiedener Form
und Grösse, gehen aber so in einander über, dass keine scharf begrenzten Abtheilungen
aufgestellt werden können. Bald erscheinen sie als feine Härchen, bald als längere
Geissein oder festere borstenartige Haken oder griffeiförmige Gebilde. Auch die anschei-
nend steiferen Fortsätze sind beweglich und können sich krümmen . ja es zeigen sogar
die fein zerfaserten Enden solcher grosser Wimpern (bei Oxytrichinen und Euplotinen
vollständige Bewegungserscheinungen. Nach der Vertheilung der Wimpern am Körper
hat Stein die Abtheilungen der Infusorien in holo-, hetero-, hypo- und peritriche ge-
schieden. — Im Anschlüsse an die Wimpern müssen die sogenannten »undulirenden
Membranen« aufgeführt werden , die als hyaline , breite , in welligen Falten sich bewe-
gende Fortsätze in der Nähe des Mundes angebracht sind. (v. Siebold, Z. Z. II.)
Die stäbchenförmigen Körnchen, welche nach der Beobachtung Allman's
einen unbeweglichen Faden aussenden, und dadurch den Nesselzellen vergleichbar wei -
den , sind von Stein als »Tastkörperchen« erklärt worden , und derselbe hält daran auch
dann noch fest, als er die »borstenartigen Fäden« mit den erwähnten Körperchen in Zu-
sammenhang erkannte. Stein erklärt sie durch Ausdehnung des Körperchens selbst,
bei Einwirkung von Essigsäure oder bei lebhaften Contractionen zu Stande gekommen.
Sie finden sich bei Paramaecium, Bursaria, Loxophyllum, Nassula, Ophryodendron etc.
vor, und durchsetzen die Rindenschicht des Körpers in senkrechter oder mehr schräger
Richtung. Das nähere Verhalten dieser Gebilde bedarf bis zur völligen Aufklärung noch
sehr eines eingehenden Studiums. Gibt doch Kölliker [Ic. hist. I.) an, dass er sich »aufs
Bestimmteste davon überzeugt habe , dass Allman im Rechte ist,« dass er aber die von
diesem gegebene Auffassung »für nichts weniger als gesichert« halte (!). Als eine beson-
dere Differenzirung des Integumentes ist der Haftapparat von Trichodina anzusehen, der
aus einem am Hinterrande des Körpers befindlichen Ringe gebildet wird, von welchem
eine biegsame festere Membran vorsteht, Vom Ringe entspringen feine, gleichfalls feste
Zähnchen, die theils nach innen, theils nach aussen gerichtet sind. Bei einer Art kommt
innerhalb des ersten Ringes noch ein zweiter vor.
Stütz- und Bewegimgsorgane.
Skeletbilclimgen.
§ 40-
Unter diesen vereinige ich die festen Gebilde, welche entweder als Scha-
len und Gehäuse den Körper äusserlich überziehen, oder als ein Gerüst werk
die weiche Körpersubstanz durchsetzen. Alle hier einzureihenden Gebilde
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sich nicht wundern dürfen, dass die Beobachtungen über die histiologische Zusammen-
setzung so kleiner Organismen noch so lückenhaft sind.
Festere Zustände der glasartig hell gewordenen Cuticula sind als Panzerbildung bei
Stylonyehia, Euplotes, Aspidisca, Spirochona, Coleps u. a. bekannt. Die Verlängerungen
an der Körperoberfläche der Infusorien in Tentakeln und Wimperhaaren sind als ver-
schiedene, aber doch in einander übergehende Bildungen anzusehen. Die Tentakeln der
Acineten können als niedere Zustände betrachtet werden , da die gleichen Gebilde als
Attribute von Embryen höherer Infusorien auftreten. In dem einen Falle persistente
Gebilde, stellen sie im andern Falle vorübergehende vor und machen wahrscheinlich,
dass die Acinetenform die ältere ist und als Ausgangsform für andere Infusorien zu gel-
ten hat. Da jene Fortsätze sich unmittelbar in das Innere des Korpers erstrecken , oder
viel mehr Durchbrechungen der Rindenschichte des Körpers sind , als Fortsätze dersel-
ben , trennen sie sich von den Cilien. Die letzteren erscheinen in verschiedener Form
und Grösse, gehen aber so in einander über, dass keine scharf begrenzten Abtheilungen
aufgestellt werden können. Bald erscheinen sie als feine Härchen, bald als längere
Geissein oder festere borstenartige Haken oder griffeiförmige Gebilde. Auch die anschei-
nend steiferen Fortsätze sind beweglich und können sich krümmen . ja es zeigen sogar
die fein zerfaserten Enden solcher grosser Wimpern (bei Oxytrichinen und Euplotinen
vollständige Bewegungserscheinungen. Nach der Vertheilung der Wimpern am Körper
hat Stein die Abtheilungen der Infusorien in holo-, hetero-, hypo- und peritriche ge-
schieden. — Im Anschlüsse an die Wimpern müssen die sogenannten »undulirenden
Membranen« aufgeführt werden , die als hyaline , breite , in welligen Falten sich bewe-
gende Fortsätze in der Nähe des Mundes angebracht sind. (v. Siebold, Z. Z. II.)
Die stäbchenförmigen Körnchen, welche nach der Beobachtung Allman's
einen unbeweglichen Faden aussenden, und dadurch den Nesselzellen vergleichbar wei -
den , sind von Stein als »Tastkörperchen« erklärt worden , und derselbe hält daran auch
dann noch fest, als er die »borstenartigen Fäden« mit den erwähnten Körperchen in Zu-
sammenhang erkannte. Stein erklärt sie durch Ausdehnung des Körperchens selbst,
bei Einwirkung von Essigsäure oder bei lebhaften Contractionen zu Stande gekommen.
Sie finden sich bei Paramaecium, Bursaria, Loxophyllum, Nassula, Ophryodendron etc.
vor, und durchsetzen die Rindenschicht des Körpers in senkrechter oder mehr schräger
Richtung. Das nähere Verhalten dieser Gebilde bedarf bis zur völligen Aufklärung noch
sehr eines eingehenden Studiums. Gibt doch Kölliker [Ic. hist. I.) an, dass er sich »aufs
Bestimmteste davon überzeugt habe , dass Allman im Rechte ist,« dass er aber die von
diesem gegebene Auffassung »für nichts weniger als gesichert« halte (!). Als eine beson-
dere Differenzirung des Integumentes ist der Haftapparat von Trichodina anzusehen, der
aus einem am Hinterrande des Körpers befindlichen Ringe gebildet wird, von welchem
eine biegsame festere Membran vorsteht, Vom Ringe entspringen feine, gleichfalls feste
Zähnchen, die theils nach innen, theils nach aussen gerichtet sind. Bei einer Art kommt
innerhalb des ersten Ringes noch ein zweiter vor.
Stütz- und Bewegimgsorgane.
Skeletbilclimgen.
§ 40-
Unter diesen vereinige ich die festen Gebilde, welche entweder als Scha-
len und Gehäuse den Körper äusserlich überziehen, oder als ein Gerüst werk
die weiche Körpersubstanz durchsetzen. Alle hier einzureihenden Gebilde