Athmungsorgane.
Athmungsorgane.
§ 1 69.
Der Aufenthalt der Mollusken im Wasser lässt die in diesem Thier-
stamm verbreiteten Athmungsorgane als Kiemen erscheinen. Auch da, wo
mit einer Aenderung des Aufenthalts das Organ sich rückgebildet hat und
völlig verschwand, wird die Luftathmung von denselben Theilen besorgt, an
denen sonst die Kieme angebracht war, wie z. B. in der kleinern Abtheilung
der Pulmonaten.
Die Kiemen sind immer Fortsätze des Integumentes und besitzen
somit ursprünglich eine oberflächliche Lagerung, die wohl durch Duplicaturen
anderer Hautregionen — Mantelbildungen — überdeckt, und so in einer be-
sondern Höhlung — der Kiemenhöhle — geborgen sein können, aber niemals
mit einem andern Organsystem sich verbinden, wie die Athmungsorgane
mancher Würmer und der Wirbelthiere mit einem Abschnitte des Traclus
intestinalis.
Die bezüglichen Organe müssen in zwei Abtheilungen gebracht werden.
Die eine ist bei den Brachiopoden entfaltet, deren Arme als Kiemen aufzu-
fassen sind. An diesen sind es zunächst die tentakelartigen Fädchen, welche
zur Vermittelung der Alhmung günstige Verhältnisse darbieten,? und mit den
die Arme durchziehenden Blutsinussen in Communieation stehen. Inwiefern
diese Organe, die im Bereiche der Mollusken isolirt stehen, in anderen Ab-
theilungen Homologa besitzen , ist nicht mit Gewissheit zu sagen , doch be-
steht einige Wahrscheinlichkeit, dass die Tentakel der Bryozoen unter den
Würmern hierher zu rechnen sind. Besonders die durch einen Lophophor
ausgezeichneten Formen stellen sich dem Verhalten der Brachiopodenarme
nahe. Dass ausser den Armen auch noch der Mantel eine respiratorische
Bedeutung besitzt, ist bei den Ecardines wahrscheinlich , da hier durch Fal-
tenbildung eine Oberllächenvergrösserung stattfindet.
§ no.
Als morphologisch von den Armen der Brachiopoden ganz verschiedene
Gebilde erscheinen die Kiemen der Otocardier. Es sind nicht mehr termi-
nale, sondern seitlieh am Körper befindliche Fortsätze, die in dem wenigst
.veränderten Zustand zwischen Mantel und Fuss entspringen. Sie bieten so-
wohl an Ausdehnung des ganzen Apparates als auch in Bezug auf Zusammen-
setzung aus einzelnen Fortsätzen eine lange Beihe vielartiger Modificationen.
Unter den Lamellibranchiaten stellen sie blattartige Gebilde dar, die zwischen
Mantel und dem mit dem Fuss endigenden Eingeweidesack entspringend, in
die vom Mantel beiderseits umschlossene Höhle einragen (Fig. 160. A.br). Ihr
freier Band ist gegen die Ventralfläche gerichtet. Fast alle Muschelthiere
besitzen zwei Paare solcher Kiemen, ein inneres, medianes und ein äusseres,
lateral gelagertes Paar. Das erstere ist häufig das grössere. Mit Ausnahme
35*
Athmungsorgane.
§ 1 69.
Der Aufenthalt der Mollusken im Wasser lässt die in diesem Thier-
stamm verbreiteten Athmungsorgane als Kiemen erscheinen. Auch da, wo
mit einer Aenderung des Aufenthalts das Organ sich rückgebildet hat und
völlig verschwand, wird die Luftathmung von denselben Theilen besorgt, an
denen sonst die Kieme angebracht war, wie z. B. in der kleinern Abtheilung
der Pulmonaten.
Die Kiemen sind immer Fortsätze des Integumentes und besitzen
somit ursprünglich eine oberflächliche Lagerung, die wohl durch Duplicaturen
anderer Hautregionen — Mantelbildungen — überdeckt, und so in einer be-
sondern Höhlung — der Kiemenhöhle — geborgen sein können, aber niemals
mit einem andern Organsystem sich verbinden, wie die Athmungsorgane
mancher Würmer und der Wirbelthiere mit einem Abschnitte des Traclus
intestinalis.
Die bezüglichen Organe müssen in zwei Abtheilungen gebracht werden.
Die eine ist bei den Brachiopoden entfaltet, deren Arme als Kiemen aufzu-
fassen sind. An diesen sind es zunächst die tentakelartigen Fädchen, welche
zur Vermittelung der Alhmung günstige Verhältnisse darbieten,? und mit den
die Arme durchziehenden Blutsinussen in Communieation stehen. Inwiefern
diese Organe, die im Bereiche der Mollusken isolirt stehen, in anderen Ab-
theilungen Homologa besitzen , ist nicht mit Gewissheit zu sagen , doch be-
steht einige Wahrscheinlichkeit, dass die Tentakel der Bryozoen unter den
Würmern hierher zu rechnen sind. Besonders die durch einen Lophophor
ausgezeichneten Formen stellen sich dem Verhalten der Brachiopodenarme
nahe. Dass ausser den Armen auch noch der Mantel eine respiratorische
Bedeutung besitzt, ist bei den Ecardines wahrscheinlich , da hier durch Fal-
tenbildung eine Oberllächenvergrösserung stattfindet.
§ no.
Als morphologisch von den Armen der Brachiopoden ganz verschiedene
Gebilde erscheinen die Kiemen der Otocardier. Es sind nicht mehr termi-
nale, sondern seitlieh am Körper befindliche Fortsätze, die in dem wenigst
.veränderten Zustand zwischen Mantel und Fuss entspringen. Sie bieten so-
wohl an Ausdehnung des ganzen Apparates als auch in Bezug auf Zusammen-
setzung aus einzelnen Fortsätzen eine lange Beihe vielartiger Modificationen.
Unter den Lamellibranchiaten stellen sie blattartige Gebilde dar, die zwischen
Mantel und dem mit dem Fuss endigenden Eingeweidesack entspringend, in
die vom Mantel beiderseits umschlossene Höhle einragen (Fig. 160. A.br). Ihr
freier Band ist gegen die Ventralfläche gerichtet. Fast alle Muschelthiere
besitzen zwei Paare solcher Kiemen, ein inneres, medianes und ein äusseres,
lateral gelagertes Paar. Das erstere ist häufig das grössere. Mit Ausnahme
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