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Von den thierischen Typen.
Leistungen der einzelnen Organe und ihres Werthes für die Oekonomie des
Thierleibes unerlasslich. Ebenso ist von Wichtigkeit die Bekanntschaft mit
den äusseren Lebensverhältnissen des Thieres, weil aus dieser sich die ur-
sächlichen Momente ergeben, auf welche ganze Reihen von Beziehungen der
Organe sich stützen. Denn es sind Anp a ss ungszus tände an äussere
Bedingungen, durch welche eine grosse Zahl von Einrichtungen ihre bestimmte
Form erhält, oder zu Veränderungen dieser Form veranlasst wird.
Indem so die bestimmenden Momente für die Veränderungen des Orga-
nismus ausserhalb des letztern liegen oder doch zum grossen Theile da zu
suchen sind, entziehen sie sich unserer Aufgabe.
Die Abhängigkeit der Beurtheilung der Correlationen von physiologischen und allge-
mein biologischen Verhältnissen beschränkt unsere Erkenntniss derselben in hohem
Grade. Zumeist kennen wir diese Beziehungen nur in den oberflächlichsten Umrissen.
Besonders hat das für niedere Organismen seine Geltung. In den oberen Abtheilungen
des Thierreichs ist etwas mehr Klarheit darüber vorhanden. Für den Organismus der
Säugethiere oder der Vögel ist es möglich, eine grosse Anzahl der Wechselbeziehungen
nachzuweisen, und die Abhängigkeit des einen Organs vom andern zu verstehen. Neh-
men wir den Organismus eines Vogels, so sehen wir, wie vor allem die Art der Bewe-
gung ganze Organsysteme influenzirt. Wir treffen Modifikationen des Skeletes, besonders
der Extremitäten, und diese sind wieder von Umänderungen der Muskulatur begleitet.
Ebenso zeigt das Integument besondere Bildungen, die mit dem Flugvermögen in Zusam-
menhang stehen. Nicht minder sind die Athemorgane betheiligt, durch ihre Verbindung
mit Luftsäcken, und diese haben wieder Beziehungen zum Skelet durch die Pneumatici-
tät der Knochen. Daran schliessen sich die Organe des Kreislaufs, die Vertheilung der
Blutgefässe. So zeigen sich die einzelnen Glieder der Organisation zu einer Kette ver-
einigt, welche die Gesammterscheinung des Organismus repräsentirt. Wir sehen zu-
gleich, wie der Organismus an sich nur dann aus den Einzelorganen verstanden werden
kann, wenn diese in ihrem Zusammenhange auch nach dieser Seite erfasst werden.
Ton den thierischen Typen.
§35.
Im äussern wie im innern Gesammtbaue jedes Thieres erkennen wir
eine Anzahl von Einrichtungen, welche es mit einer verschieden grossen An-
zahl anderer Thiere gemeinsam hat. Diese Verhältnisse sind theils allge-
meiner Natur, betreffen die Lagerungsbeziehungen der wichtigsten Organ-
systeme oder die Anordnung der letzteren selbst, theils finden sie sich in der
speciellen Ausführung des einzelnen Organes gegeben, und gehen da bis zu
Uebereinstimmungen der Form-, Volum- und Zahlenverhältnisse herab.
Der ordnende Geist des Menschen hat für diese Beziehungen der Organismen
zu einander bestimmte Begriffe geschaffen, indem er die Summe aller sich
gleichverhaltenden Individuen als Art bezeichnet, die durch eine Anzahl von
Einrichtungen sich einander ähnlich erscheinenden Arten zur Gattung ver-
einigte und endlich diese wieder in grössere Abtheilungen, zu Familien, Ord-
nungen und Classen verband. Daraus entstand das zoologische System,
Von den thierischen Typen.
Leistungen der einzelnen Organe und ihres Werthes für die Oekonomie des
Thierleibes unerlasslich. Ebenso ist von Wichtigkeit die Bekanntschaft mit
den äusseren Lebensverhältnissen des Thieres, weil aus dieser sich die ur-
sächlichen Momente ergeben, auf welche ganze Reihen von Beziehungen der
Organe sich stützen. Denn es sind Anp a ss ungszus tände an äussere
Bedingungen, durch welche eine grosse Zahl von Einrichtungen ihre bestimmte
Form erhält, oder zu Veränderungen dieser Form veranlasst wird.
Indem so die bestimmenden Momente für die Veränderungen des Orga-
nismus ausserhalb des letztern liegen oder doch zum grossen Theile da zu
suchen sind, entziehen sie sich unserer Aufgabe.
Die Abhängigkeit der Beurtheilung der Correlationen von physiologischen und allge-
mein biologischen Verhältnissen beschränkt unsere Erkenntniss derselben in hohem
Grade. Zumeist kennen wir diese Beziehungen nur in den oberflächlichsten Umrissen.
Besonders hat das für niedere Organismen seine Geltung. In den oberen Abtheilungen
des Thierreichs ist etwas mehr Klarheit darüber vorhanden. Für den Organismus der
Säugethiere oder der Vögel ist es möglich, eine grosse Anzahl der Wechselbeziehungen
nachzuweisen, und die Abhängigkeit des einen Organs vom andern zu verstehen. Neh-
men wir den Organismus eines Vogels, so sehen wir, wie vor allem die Art der Bewe-
gung ganze Organsysteme influenzirt. Wir treffen Modifikationen des Skeletes, besonders
der Extremitäten, und diese sind wieder von Umänderungen der Muskulatur begleitet.
Ebenso zeigt das Integument besondere Bildungen, die mit dem Flugvermögen in Zusam-
menhang stehen. Nicht minder sind die Athemorgane betheiligt, durch ihre Verbindung
mit Luftsäcken, und diese haben wieder Beziehungen zum Skelet durch die Pneumatici-
tät der Knochen. Daran schliessen sich die Organe des Kreislaufs, die Vertheilung der
Blutgefässe. So zeigen sich die einzelnen Glieder der Organisation zu einer Kette ver-
einigt, welche die Gesammterscheinung des Organismus repräsentirt. Wir sehen zu-
gleich, wie der Organismus an sich nur dann aus den Einzelorganen verstanden werden
kann, wenn diese in ihrem Zusammenhange auch nach dieser Seite erfasst werden.
Ton den thierischen Typen.
§35.
Im äussern wie im innern Gesammtbaue jedes Thieres erkennen wir
eine Anzahl von Einrichtungen, welche es mit einer verschieden grossen An-
zahl anderer Thiere gemeinsam hat. Diese Verhältnisse sind theils allge-
meiner Natur, betreffen die Lagerungsbeziehungen der wichtigsten Organ-
systeme oder die Anordnung der letzteren selbst, theils finden sie sich in der
speciellen Ausführung des einzelnen Organes gegeben, und gehen da bis zu
Uebereinstimmungen der Form-, Volum- und Zahlenverhältnisse herab.
Der ordnende Geist des Menschen hat für diese Beziehungen der Organismen
zu einander bestimmte Begriffe geschaffen, indem er die Summe aller sich
gleichverhaltenden Individuen als Art bezeichnet, die durch eine Anzahl von
Einrichtungen sich einander ähnlich erscheinenden Arten zur Gattung ver-
einigte und endlich diese wieder in grössere Abtheilungen, zu Familien, Ord-
nungen und Classen verband. Daraus entstand das zoologische System,