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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0159

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Cölente raten.

In den Mesenterialfäden der Actinien soll nach V. Carüs (Syst. d. thier. Morph.
S. U8) Guanin nachzuweisen sein. Derselbe Stoff findet sich nach Kölliker's Angaben
im oben aufgeführten Organe bei Porpita (Schwimmpolypen von Messina. 4853. S. 63)
Durch dieses chemische Verhalten des Excretes lässt sich die excretorische Function
jener Organe als der Harnsecretion höherer Thiere analog ansehen. —

t

Organe der Fortpflanzung.
Ungeschlechtliche Fortpflanzung.

§59.

Bei der Fortpflanzung der Cölenteraten treffen wir neben zahlreichen
Formen ungeschlechtlicher Vermehrung, das Bestehen einer geschlechtlichen
Difl'erenzirung, welche in einzelnen Abtheilungen mit der ungeschlechtlichen
Vermehrung sich verflechtend, eine Reihe der verwickeltsten Erscheinungen
hervorruft.

Die ungeschlechtliche Vermehrung geschieht durch Theilung oder
Knospenbildung, und führt in vielen Fallen zur Bildung von Thierstöcken
der mannichfaltigsten Art. Finden diese Vorgänge am Körper einzelner Indi-
viduen oder an Stöcken statt, so nimmt immer der Gastrovascularapparat den
innigsten Antheil. Bei den Einzelthieren nimmt die Knospung ebenso ihren
Ausgang von jenem Organsysteme, wie jene Vorgänge auch bei den Thierstöcken
durch die Canalwände des Cönenchyms geleitet werden. Ernährung, Wachs-
thum und Vermehrung zeigen sich hier aufs klarste in ihrer engen Ver-
wandtschaft. Auch die Stätten, an denen die Geschlechtsproducte entstehen,
sind fast immer mit dem Gastrovascularsysteme verbunden; Abschnitte des
letzteren erzeugen bald Eier bald Samen und fungiren so als Geschlechts-
organe. Da diese Stellen häufig gar nicht durch besondere Einrichtungen
von den benachbarten abgegrenzt sind, sind sie auch nicht als Organe im
anatomischen Sinne anzusehen, und meistentheils sind sie nur zur Zeit der
Entwicklung der Geschlechtsproducte unterscheidbar. Auch besondere
Ausführwege fehlen. Die Beziehung dieser Theile zum Gastrovascularsystem
bedingt die dort gegebene radiäre Anordnung auch für die Geschlechtsappa-
rate, sowie dadurch auch alle Modifikationen" des ersteren an dem Verhalten
des letzteren sich abspiegeln. Die Geschlechtsproducte werden bei ober-
flächlicher Lagerung der keimbereitenden Stellen unmittelbar nach aussen
entleert. Sind sie tiefer im Körper eingebettet, so dienen die Hohlräume des
Gastrovascularsystems als Ausführwege, und es erfolgt der Austritt schliess-
lich durch die Mundöff'nung.

Die Beziehungen von beiderlei Geschlechtern zu einander sind verschie-
den. Sie sind bald auf einem Individuum vereinigt vorhanden, bald nach
den Individuen getrennt, und diese Trennung kann sich sogar auf die Colo-
nien fortsetzen, so dass es männliche und weibliche Thierstöcke giebt. Eine
Reihe von einfachen bis zu den complicirtesten Einrichtungen bieten die Ge-
schlechtsverhältnisse der Hydromedusiden kdar. Unter den Hydroiden ist
 
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