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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0122

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hier von Belang sein können. Wenn wir von den Rhizopoden ausgehen, so treffen
wir hier eine stete Durchmischung des Protoplasma durch die Bewegung des
Körpers hervorgebracht. Mit der Bildung feinerer Fortsätze des Protoplasma
wird diese Bewegung noch deutlicher, indem an den Pseudopodien eine
dauernde auf- und absteigende Strömung vor sich geht , die aus der Fort-
leitung der Körnchen sich kund gibt. Bei einem Theile der Spongien wird
durch das Zusammenfliessen der Formelemente vwe durch den steten Wech-
sel der Form derselben eine ähnliche Erscheinung gegeben. Der differen-
zirtere Organismus der Infusorien zeigt jene Bewegungserscheinungen nur
vsq Parenchym des Körpers (dem Innenparenchym Stein's), welches durch
die Lageveränderung der aufgenommenen Nahrungsmassen sich contractu!
erweist.

Die Körnchenbewegung an den Pseudopodien der Rhizopoclen bietet eine der wich-
tigsten Lehenserscheinungen des indifferenten Protoplasma dar. Die ersten genaueren
Darstellungen dieses Phänomens verdanken wir Max Schultze (Organismus der Poly-
thalamien). Von Reichert (A. A. PI). 1862) wurde die Erscheinung anders gedeutet. Ey
erklärte die Körnchen für Contractionsweilen. Das von Hvckel (Z. Z. 1865; nachgewie-
sene Vorkommen von gefärbten Körnchen (bei einer Radiolarienform : Actinelius purpu-
reus) dürfte jeden Zweifel an der Selbständigkeit der Körnchen sow ie an ihrer Bewegung
gehoben haben.

Die Bewegung des Parenchyms der Infusorien äussert sich bei einigen Paramae-
cium) als eine conslanle Rotation, die in ganz bestimmter Richtung vor sich geht. Sehr
lebhaft ist sie bei P. bursaria, weniger energisch bei P. aurelia. Stein hält diese Bewe-
gung für eine passive und sieht die Ursache in einem »Nahrungsstrome«, der »von den
in der Nähe des Mundes stehenden Körperw impern erregt« wird. Allerdings stimmt die
Richtung der Bewegung mit der Lage des Schlundes zusammen, aber eine befriedigende
Erklärung scheint mir damit doch nicht gegeben zu sein. Da die Bewegung eine con-
tinuirliche ist, und jene Wimpern doch nicht unmittelbar auf das Parenchym wirken
können, so inuss doch unter der Voraussetzung der Passivität des Parenchyms etwas
den »Nahrungsstrom« selbst Repräsentirendes Vorhanden sein : Wasser allein, oder Wasser
mit Nahrungstheilen. Ein beständiges Einströmen von Wasser ist nun durch die Be-
obachtung nicht nachzuweisen, und würde auch einen eben so wenig nachgewiesenen
beständigen Austritt bedingen. Die ^Beziehung der Erscheinung auf die Strömungen
des Protoplasma anderer Organismen ist demnach keineswegs aufzugeben.

Atlimimgsorgane. Wassergefässe.

§ w.

Der den Process der Äthmuns bildende Gasaustausch zwischen) dem
Körper und dem umgebenden Medium wird bei den niedersten , nur aus
indifferentem Protoplasma bestehenden Organismen an dem gesammten Kör-
per gleichmässig stattfinden, da jeder Rörpertheil durch die Pseudopodien-
bildung nach der Oberflache gelangen kann. Die durch die Pseudopodien der
Bhizopoden gegebene betrachtliche Vergrösserung der Oberfläche des Kör-
pers ist dabei von eben so grosser Wichtigkeit als der Wechsel des Ortes,
 
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