Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0123

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wobei der Korper von stets neuen Massen des umgebenden Mediunis um-
spült wird. Der den Poriferen fehlende Ortswechsel wird bezüglich der Er-
neuerung des umgebenden Mediums compensirt durch die Wasserströmung
welche den Organismus der Schwämme durchzieht und durch den Cilienbesatz
der Ganahvandungen geregelt wird. Auch die Wimperhaare der Infusorien,
obschon eben so gut Bewegungsorgane, spielen eine Rolle bei der Athmung,
indem sie dem Wasserwechsel vorstehen.

Alle diese Einrichtungen können auf die Bezeichnung als Athmungs-
organe keinen Anspruch machen , da sie mit vielen anderen Leistungen in
gleicher bedeutungsvoller Beziehung stehen. Dagegen findet sich bereits bei
vielen Protisten eine der Wasseraufnahme ins Innere des Körpers dienende
Einrichtung, die damit bestimmtere Beziehungen zur Athmung darbietet.
Im Innern des Protoplasma erscheinen Hohlräume, die mit einem Fluidum
sich füllen und, nachdem sie das Maximum ihrer Ausdehnung erreicht, sich
unter allmählicher Gontraction wieder völlig entleeren, so dass sie in diesem
Zustande verschwunden scheinen. Die Folge der Expansionen und Gontrac-
linnen ist häutig der Systole und Diastole der Kreislaufscentren höherer Or-
ganismen ähnlich, eine regelmässige, rythmische. Solche contra etile
Blasen finden sich schon bei Amöben und anderen Protoplasten, so bei
Dillugia und Arcella, dann bei den Flagetlaten , endlich in grosser Verbrei-
tung bei den Infusorien. Es ist übrigens wohl zu beachten, dass ähnliche
contractile mit Flüssigkeit gefüllte Vaeuolen auch bei niederen Formen des
Ptlanzenreiches existiren, so dass dieselbe Erscheinung durch die Protisten
in die beiden grossen Reiche sich fortsetzt.

Das in den Blasen sich sammelnde Fluidum stammt aus dem Körper-
parenehym, und wird bei der Gontraction der Blase entweder wieder dahin
zurückgetrieben oder nach aussen entleert. Das letztere ist durch die Wahr-
nehmung feiner nach aussen gehender Gommunicalionen wahrscheinlich ge-
worden , es ist aber auch dabei die Aufnahme von Wasser durch denselben
Weg nicht mit Sicherheit abzusprechen. Die ganze, bei den Infusorien viel-
fach modificirte Einrichtung; zeist sowohl in ihrer Anlage als in ihrer Bedeu-
Hing für den Organismus verwandtschaftliche Beziehungen zu dem Wasser-
gefässsystem der Würmer. Das tritt besonders da deutlich hervor, wo die
Blasen mit besonderen zuführenden Ganälen versehen sind. Bald ist ein
Längscanal mit der Blase verbunden (bei Spirostomum), bald besteht eine
grössere Anzahl von Ganälen in rosettenförmiger Gruppirung (Paramaecium).

Die pulsirenclen Blasen der Amöben liegen im Protoplasma des Körpers; ihre Zahl
ist verschieden. Einem Theile der Amöben fehlen sie.

Bei den Infusorien liegen dieselben in der Rindenschichfe meist dicht unter der zar-
ten Cuticula und zwar an constanten Stellen. Ist nur eine contractile Blase vorhanden,
so liegt sie entweder vorn oder hinten; bestehen zwei, so findet sich je eine nahe an
einem Körperende. Durch eine grosse Anzahl kleiner scheibenförmiger Blasen ist Tra-
cheluis ovum (Fig. 8} ausgezeichnet. Bei diesem Thiere besteht noch ein besonderer
Wasserbehälter in dem vom verästelten Protoplasma durchsetzten Leibesraume, welcher
gleichfalls nach aussen hin communicirt, und mit dem plötzlichen Collabiren desThieres
sein Wasser rasch zu entleeren vermag. Besondere Membranen sind weder an der Wand
 
Annotationen