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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0121

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106

Protozoen.

rallen. Ist diese Einrichtung bei den Schwämmen zunächst auch nur in Be-
ziehung zur Ein- und Ausfuhr von Wasser erkannt , so ist damit doch auch
zugleich die Zufuhr von Nahrungsstoffen gegeben. Zur Fortleitung des
Wassers und Erhaltung einer regelmässigen Strömung dient die Wimper-
bekleidung, die entweder den Canälen auf grössere Strecken hin zukommt,
oder auf einzelne buchtig vertiefte Stellen der Ganalwandungen beschränkt
erscheint (Wimperschläuche der Spongillen).

Die Beziehungen der verschiedenen <leffnungen zur Wassereinfuhr werden von den
meisten Autoren dahin bestimmt, däss die Poren in zuleitende Canäle führen. Bei man-
chen führen sie in einen weiten dicht unter der äussern Körperschicide gelegenen Raum,
von dem wieder tiefere Canäle ausgehen. Diese sammeln sich nach verschiedenartiger
Verzweigung gegen die Oberfläche im Grunde der grösseren , meist röhrenartig vorste-
henden Ostien, durch welche das Wasser im Strahle ausgegossen werden soll. Nach
den Angaben von Miklucho-Maclay soll durch die Ostien auch Wasser einströmen. Ist
aber auch in der Thal die Ausfuhr durch die Ostien vermittelt, so geht daraus nur her-
vor, dass die Einrichtung in anderer Function steht , als der coelenterische Apparat der
Korallenthiere. Dass auch morphologisch ein anderer Apparat vorliege, kann keines-
wegs daraus geschlossen werden. Jedenfalls sind neue und gründliche Untersuchungen
nöthig, um diese merkwürdigen Einrichtungen richtig zu windigen.

Für die Nahrungsaufnahme hei den Schwämmen kommt das Verhalten des Paren-
chyms in Betracht, dessen oft als halb flüssig sich äussernder Zustand eine ähn-
liche Umschliessung der Nahrungsstoffe möglich macht, wie es vom Protoplasma
der Rhizopoden bekannt ist. In Folge derselben Erscheinung finden sich oft die ver-
schiedensten Fremdkörper im Parenchyrn von Schwämmen vor. Dadurch würde die
eigentliche Nahrungsaufnahme erst an den Wänden des Canalsystems vor sich gehen,
und letzteres diente mehr als ein zuleitender Apparat.

Kreislauforgane.

§ *5-

Die organologische DiH'erenzirung ist für diese Apparate nicht einmal
andeutungsweise vorhanden. Dieser Mangel entspricht dem Fehlen einer
vom Organismus durch den Verdauungsprocess bereiteten ernährenden
Flüssigkeit , durch welche die Theile des Körpers das im Stoffwechsel ver-
brauchte Material mittelbar wieder ersetzen. Die Ernährung erscheint viel-
mehr als eine unmittelbare , denn die aus der Zerlegung der Nahrungsstoffe
gewonnenen Substanzen gehen sofort in das wenig oder gar nicht diff'eren-
zirte Parenchyni des Körpers über. Die Function ist noch nicht anatomisch
localisirt, sondern wird von jedem Theile des Gesammtorganismus gleich-
mässig geleistet. Indem die ihrer Erscheinung nach hieher zu rechnenden
Einrichtungen immer mehr einer anderen Kategorie angehörig sich heraus-
stellten, bleibt uns nur übrig, die den Kreislauf ersetzenden Verhältnisse zu
betrachten, durch welche eine Vertheilung der etwa an einer Stelle aufge-
nommenen Stoffe auf mechanischem Wege vollzogen wird.

Vor allem sind es die Bewegungserscheinungen der Körpersubstanz, die
 
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