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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0120

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Organe der Ernährung.

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eolonie durchziehendes zweites Canalsystem gebildet wird, dessen Wan-
dungen die Oberfläche der ursprünglichen Individuen vorstellen (Nardoaj.

Bei mehr regelmässiger Anordnung der Canäle durchsetzen dieselben
radienartig von der Darmhöhle ausgehend die Dicke der Leibeswände (Sycon,
üunstervillia). Wir treffen also ein Hohlraumsystem, welches aus weiteren
Räumen gebildet wird, die mit grösserer Oeffhung (Ostium) ausmünden,
indess zahlreichere kleinere Oeffnungen (Poren) von den Canälen zur Ober-
fläche leiten. Dadurch kann Wasser im ganzen Organismus vertheilt
werden. Bei den minder differenzirten Formen sind diese Einrichtungen
inconstant. Die Veränderlichkeit des contractilen Parenchyms lässt Canäle
sich schliessen und entstehen, und bedingt so Uniwandlungen des ge«-
sammten Apparates, von welchem die grösseren Räume mit den Mund-
öffnungen die relativ beständigsten Theile sind.

Als die bedeutendsten Eigenthümlichkeiten müssen jene erachtet wer-
den, die in einer regelmässigen Anordnung der Ostien sich zeigen, indem
diese in einen vom übrigen Canalsysteme immer mehr sich sondernden Raum
führen. Fig. 9 zeigt in .4 und B dieses Yerhältniss, wobei in B die Poren
sich vermindert haben. Daran schliesst sich eine fernere Ausbildung des
Ostium und der von ihm aus beginnenden Cavität. Wir sehen die Wan-

Fig. 9.

C B A

düngen der letzteren regelmässiger gestaltet, 'sogar mit einspringenden Lei-
sten versehen, durch welche Dissepimente gebildet werden. In Fig 9 C ist
dieser Zustand dargestellt. Endlich kann auch an diesen nicht blos eine
regelmässige Anordnung auftreten, sondern ihre anfänglich schwankende
Zahl w ird beständig und dadurch erhalten w ir eine Einrichtung , die nicht
blos in ihren Grundzügen an die Verhältnisse der verdauenden Cavität der
Coelenteralen sich anreiht. Bei Axinella ist ein solches Verhalten deutlich
ausgesprochen. Je mehr jener centrale Baum, den wir als Magenhöhle be-
zeichnen wollen, differenzirt ist, desto untergeordneter ist das übrige Canal-
system. Auch an der Mundöffnung selbst ergeben sich Differenzii ungen.
Papillenförmige Erhebungen, durch Einschnitte in Lappen gelheilt, bilden
einen Tentakelkranz (Osculina). Die gesammte Einrichtung des Hohlraum-
Systems tritt so allmählich auf die Stufe des Gastrovasculars^stems der lvo-

Fig. 9. Querschnitte durch Spongien (Schema), v IVragenhöhle. c Canäle. In A ist das
gesammte Hohlraumsystem mehr gleichartig. In B ist eine centrale Höhle deutlich
gesondert und in C ist dieselbe durch Septa weiter differenzirt.
 
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