Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0732

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
beiden inneren Zehen. Der lange Zehenbeuger der Säugethiere nimmt häufig
den Tibialis posticus auf und repräsentirt zugleich den kurzen, der sich erst
allmählich von ihm sondert. In ähnlichem Verhältniss steht der M. plantaris,
der gleichfalls häufig einen accessorischen Theil des langen Zehenbeugers
vorstellt.

Von den Abductoren und Adductoren, Beugern und Streckern des Endes
der hinteren Gliedmaassen muss im Allgemeinen wiederholt werden, was oben
von jenen der vorderen Extremität gesagt worden ist. Besonders hervorzu-
heben bleibt nur das Vorkommen besonderer Beugemuskeln für die einzelnen
Phalangen bei den Amphibien.

Eine cigenthümliche Einrichtung kommt bei den Vögeln durch Verbindung eines
Muskels des Oberschenkels mit dem langen Zehenbeuger zu Stande. Ein dem Gracilis der
Säugethiere homologer Muskel sendet nämlich seine Sehne über das Knie zum Unter-
schenkel, und da um den lateralen Rand abwärts bis zum Tibio-Tarsalgelenk, wo sie sich
mit der Sehne des langen Zehenbeugers verbindet. Beim Niedersitzen wird der Gracilis
durch Beugung des Knies gespannt, und wirkt dadurch auf die Sehne des Zehenbeugers,
so dass die Zehen sich krümmen, ohne dass eine Muskelthätigkeit ins Spiel kommt.

Elektrische Organe.

§ 209.

Eigentümliche, nur einer kleinen Anzahl von Fischen zukommende
Apparate stellen die sogenannten elektrischen Organe vor, die in anatomi-
scher Hinsicht durch die in ihnen stattfindende Endigung mächtiger Nerven-
massen, in physiologischer aber durch die Entwickelung der Elektricität
wichtig geworden sind. Die Nerven leiten centrifugal, und bieten auch in
ihrer Endigungsweise Verhältnisse dar, welche mit jenen der motorischen
Nerven in den Muskelfasern übereinkommen. Aus diesen Umständen leiten
wir die Berechtigung ab, diese Organe dem Muskelsysteme anzufügen. Ob
sie in einem genetischen Zusammenhange mit den Muskeln stehen oder nicht,
ist unbekannt.

Die mit diesen Organen ausgestatteten Fische gehören zu den Gattungen
Torpedo und Narcine unter den Bochen, Gymnotus unter den Aalen, Mala-
pterurus unter den Welsen; auch Mormyrus besitzt ähnliche Organe, die
aber bezüglich der bei den Uebrigen nachgewiesenen Elektricitätsentwickelung
noch nicht näher geprüft wurden. Endlich ist auch bei Baja ein meist als
pseudo-elektrisches Organ bekannter Apparat vorhanden, welcher, von ähn-
lichem Baue wie die anderen Organe, elektrische Erscheinungen nachgewie-
sen haben soll.

Obwohl in Lage und in dem gröberen anatomischen Verhalten in den
einzelnen Gattungen sehr von einander abweichend , kommen alle die er-
wähnten Organe darin mit einander überein, dass sie aus verschiedenartig
gestalteten, durch Bindegewebe abgegrenzten und mit einer gallertartigen
Substanz gefüllten »Kästchen« zusammengesetzt erscheinen. Zu der einen
Fläche dieser »Kästchen« treten die Nerven heran, um feine Netze zu bilden,
aus deuen schliesslich für jedes Kästchen eine die Nervenendigungen dar-
 
Annotationen