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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0600

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darunter gelegenen Knochcnplaltcn, sondern sind von diesen vollständig unabhängig
abgegrenzt. Aehnliche Hornplatten , die jedoch mit jenen keinen verwandtschaft-
lichen Zusammenhang besitzen, vielmehr aus selbständigen Anpassungen hervorgingen,
kehren unter den Säugethieren bei den Edentaten wieder, wo der Hautknochen-
panzer bei Dasypus, Chlamyphorus u. a. entsprechende Hornplatten trägt. Eine bis
jetzt unermittelte Modifikation bieten die »Schuppen« vonManis, die nagelartig gebaute
Hornplatten vorstellen, in welche die Lederhaut sich fortsetzt.

In den Nagel-, Krallen- und Hufbildungen geht die Lederhaut, durch reichliche Ent-
wickelung ihres Papillarkörpers Veränderungen ein. Sie bildet leistenartige Erhe-
llungen, oft, wie bei den Hufen, von bedeutender Grösse, an denen dann wieder papilten-
artige in die verhornte Masse einragende Fortsätze vorkommen können. Bezüglich der
Structur schliessen sich hier die Hörner vom Rhinoceros an, sowie die Hornscheiden der
Stirnzapfen der Wiederkäuer. In der Haut der Cetaceen sind diese Papillen gleichfalls
sehr entwickelt, so dass sie in die dicke Epidermisschichte mit einragen. Im Uebrjgen
treffen sich Papillarbildungen bei Säugethieren, auch bei Vögeln nur an den nackten
Stellen selbständig, während sie an den Feder- und Haartragenden mit diesen Gebilden
in Zusammenhang stehen (Leydig). Bringt man hiemit in Verbindung, dass sie bei den
Reptilien durch die Schuppen und Höcker etc. vertreten sind, so begründet sich damit
die Auffassung, dass in letzteren der Ausgangspunct für die in den höheren Abtheilungen
so differenten Integumentgebilde gesucht werden muss.

In der Textur der Lederhaut geben sich gleichfalls viele Eigenthümlichkeitcn zu
erkennen. Von solchen kann die Art der Schichtung des Bindegewebes hervorgehoben
werden. Sowohl bei Fischen und Amphibien als bei Reptilien bietet diese eine regel-
mässige Anordnung dar, indem horizontal geschichtete Lamellen von senkrecht aufstei-
genden Zügen oder Bündeln durchsetzt und je nach der Menge der letzteren wieder
selbst in grössere oder kleinere Bündel aufgelöst werden. Die Gesammtanordnung bietet
sich dann in ausnehmend regelmässiger Weise dar. Bei Vögeln und Säugethieren ist
dieses Verhalten verschwunden , und die Durchflechtung der Bindegewebsbündel ist
eine unregelmässige geworden. Die Entwickelung von elastischem Gewebe innerhalb
der Lederhaut nimmt bei Fischen ihren Anfang, bald in den oberflächlichen , bald in den
tieferen Schichten auftretend. Aus einzelnen Anpassungen entspringen wieder vielfältige
Eigenthümlichkeitcn. Sehr reiche Netze bildet das elastische Gewebe in den spreitbaren
Fortsatzbildungen des Integuments, wie z. B. in den Flughäuten. In jenen der Fleder-
mäuse stellt es zierliche dichte Netze dar. (Vergl. Leydig, Histologie u. A. A. Ph. 1 859.
S. 677.)

Epidermoidalgebilde.

§'178.

Von den Epidermoidalgebilden der Haut nehmen Federn und Haare
theils durch ihre Verbreitung in den beiden oberen Abtheilungen der Wirbel-
thiere, theils auch durch ihre eigenthümliche Erscheinung eine hervorragende
Stelle ein. Man pflegt beide als sehr nahe verwandte Bildungen anzusehen,
da sie sowohl in ihren Beziehungen zur Haut als auch in äusserlichen Ver-
hältnissen manches Uebereinstimmende bieten. Dennoch ergeben sich beide
bei Beachtung der genetischen Verhältnisse als ganz divergente Bildungen.
Die Entwickelung der Feder lehrt, dass dieses Gebilde sich viel näher an die
mannichfaltigen Höcker- und Schuppenbildungen der Reptilien anreiht, als
 
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