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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0332

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Muskelsystem.

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der Stacheln variirt auch der Umfang der Gelenkhöcker auf den Platten der Schale.
Haarartig fein oder lanzettförmig erscheinen sie bei den Spatangen. Als keulenförmige
Gebilde oder lange Spiesse findet man sie bei den Cidariden (Acrocladia). Auch ab-
geplattete Formen kommen vor.

Andere Hautorgane eigenthümlicher Natur sind die Pedicellarien, die sowohl den
Seesternen als den Seeigeln zukommen. Sichestehenaus einem stielartigen musku-
lösen Integumentfortsatze, der gegen das Ende durch ein feines Kalkskelet gestützt wird
und in zwei bis drei zangenartige gegen einander bewegliche
Klappen ausläuft. Diese besitzen gleichfalls ein Kalkskelet. Fig. 79.

Bei den Echinoiden herrschen die dreiklappigen , bei den
Ästenden die zwei klappigen Formen vor. Sie finden sich
über den ganzen Körper zerstreut, bei den Seesternen beson-
ders an der Basis der Stacheln, bei den Seeigeln vorzüglich
auf dem den Mund umgehenden Perisom vertheilt.

Diese Körper, die ihrer Bewegungen wegen mehrfach
für selbständige parasitische Organismen angesehen wur-
den, dürfen wohl als modificirte Stachelbildungen anzusehen

sein, etwa derart, dass der nicht vollständig verkalkende Stiel der Pedicellarie dem
Stiele einer Asteriden-Paxilla entspräche, das auf letzterer befindliche Büschel von
Stachelchen aber durch die Arme der Pedicellarie dargestellt wird, die ähnlich
durch Muskeln bewegt werden, wie dies auch bei Echinidenstacheln der Fall ist.

Der weiche Ueberzug der Kalktheile besitzt bei den Seeigeln an manchen Stellen
Wimperepithel. Wimpernde zum Munde führende Streifen sind bei den Spatangen als
»Semitae«-bekannt.

Bezüglich des feinern Baues des Perisoms scheint den wenigen genauen Unter-
suchungen zufolge die Hauptmasse aus Bindesubstanz zu bestehen, die nach aussen von
einer Epithelschichte überlagert ist. Die Kalkablagerungen treffen stets die Bindegewebs-
schichle, so dass die übrig bleibenden weichen Parthien zur Verbindung der sclerosir-
ten Abschnitte dienen. Bei den Holothurien erreicht die lederartige Bindegewebsschichte
eine ansehnliche Mächtigkeit. Recht schwach ist sie bei den Synapten. Auch hier lagern
Kalktheile in ihr und zwar sind es häufig solche von bestimmter Form, wie die Kalkräd-
chen der Chirodolen, oder die durchbrochenen Plättchen (Fig. 78 B , welche die
Basen der ankerförmigen Hakenstücke (A) eingefügt tragen. Letztere ragen aus dem ln-
tegumente hervor und bedingen das klettenartige Haften der Synaptenhaut. Eigenthüm-
1 ich ist ferner für die Synapten ein dünner Cuticularüberzug der Epithelschichte,
welcher bei den Würmern ein häufiges Vorkommen bildet.

Auch in Gruppen beisammenstehende Nesselzellen, jenen der Cölenteraten ähnlich,
sind in der Haut von Synapten beobachtet.

Bewegungsorgane.
Miiskelsystem.

Die Muskulatur der Echinodermen ist im Allgemeinen mit dem Inle-
gumente und den davon ausgehenden Bildungen verbunden, und stellt damit

Fig. 79. Pedicellarien von Echinus saxatilis. A Eine Pedicellarie mit offenen Zangen-
armen, ß Mit geschlossenen Zangenarmen. (Nach Fkdl.)
 
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