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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0333

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318 Echinodermen.

einen Hautmuskelschläuch vor. Auch die Anordnung der Muskulatur ist im
Wesentlichen von der Entfaltung des Hautskelets abhängig, so dass sie nur
da, wo der Körper durch Gelenkverbindungen der einzelnen festen Stücke,
wie bei Asteroiden und Crinoiden, oder durch unzusammenhängende Kalk-
ablagerungen des Integumentes, wie bei den Holothurien, eine Verände-
rung seiner Form zulässt, zu einem Systeme von Körpermuskeln entwickelt
ist. Von grosser Wichtigkeit ist der Umstand, dass die Formelemente eine
bestimmte Regelmässigkeit der Gruppirung zeigen, und nicht durch flochlene
Fasermassen bilden, wie dies bei vielen Würmern der Fall ist. Dadurch
drückt sich an dem Muskelsysteme eine höhere Differenzirung aus.

Bei den Asteroiden und Crinoiden ist die an den Armen sieh verlheilende
Muskulatur wie diese selbst gegliedert, indem sie die Zwischenräume der
soliden Theile des Grundes der Ambulacralrinne ausfüllt. Bei den Crinoiden,
deren Armskelettheile durch ein elastisches Gewebe verbunden sind, lagern
die bezüglichen Muskeln auf der ambulacralen oder Bauchfläche des Thiers,
und dienen vorzugsweise zur Beugung, indess das elastische Zwischengewebe
der Gliedstücke streckend wirkt. Auch an den Pinnulae der Crinoiden be-
steht dieselbe Einrichtung.

Den Hc/iinoiden, deren Perisom zu einer festen aus unbeweglich ver-
bundenen Stücken bestehenden »Schale« erstarrt ist, fehlt deshalb eine solche
Muskulatur, und wir finden hier nur einzelne Muskeln auf der Schale zur
Bewegung der Stacheln oder stachelarligen Fortsätze, die sowie die im Innern
des Körpers vorhandenen nur zur Bewegung bestimmter Organe dienen, wie
z. B. die Muskeln des Kauapparates der Seeigel.

Diesem entgegengesetzte Verhältnisse bieten die Holothurien dar, bei
denen der Mangel grösserer Skeletslücke eine gleichmässige Entwickelung der
Muskulatur gestattet. Die Verbindung mit dem Integumente besteht in aus-
gesprochener Weise. Unter der Bindegevvebsschichte der Haut liegt eine
Ringmuskelschichte, auf welche nach innen zu fünf durch verschieden breite
Zwischenräume getrennte muskulöse Längsbänder (Fig. 82. m) folgen , die
sicli vorne an dem bereits oben beschriebenen Kalkringe (Fig. 85. R) inseriren.
Die Verbindung findet an den fünf Stücken statt, welche zum Durchlasse der
Nerven- und Ambulacralgefässe durchbohrt sind. Die Längsmuskelbänder
können auch gelheilt sein. Die Ringschichte besitzt bei den Holothurien
radiale Unterbrechungen , so dass sie eigentlich nur aus interradialen Quer-
faserfeldern dargestellt wird. Continuirlich erscheint sie dagegen bei den
Synapten.

Leber den Bau der Formelemente der Echinodermenmuskeln fehlen Untersuchun-
gen, die den gegenwärtigen Anforderungen entsprächen. Früheren Angaben zufolge ge-
hören die Muskelfasern zu den nicht quergestreiften. So nach R. Wagner, A. A. Ph. 1835.
Joh. Müller, A. B. 1843 und von Siebold. Vergl. Anat. S. 81. Anm. Nach Valentin (Anat.
du genre Echinus) dagegen sollen die Muskeln der Kauorgane und der Stacheln der
Echinen quergestreift sein. Auch von Quatrefages sind Querstreifungen für die Längs-
muskeln der Synapten angegeben, die bei der Contraction entstehen sollen. Sie werden
neuerdings von Baur in Abrede gestellt, während von Leydig (A. A. Ph. 1854. S. 305,,
sowohl für Echinus als Holothuria eine Längs- und Querdifferenzirung der Muskelfasern
beobachtet wurde.
 
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