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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0735

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720

Wirbelthiere.

Als die wichtigsten Elemente der elektrischen Organe sind die in den schon oben
erwähnten Kästchen oder Fächern eingelagerten elektrischen Platten anzusehen ; flach
ausgebreitete, aus verschmolzenen Zellen bestehende Gebilde, in welche die Endigungen
der elektrischen Nerven übergehen. Es ist immer nur Eine Fläche dieser Platten, mit
der die Nerven verschmelzen, und diese Fläche ist in allen Platten' eines Organes die-
selbe. Sie ist zugleich diejenige, die sich elektro-negativ verhält, wogegen die entgegen-
gesetzte freie Fläche der Platte elektro-positiv erscheint. Beim Zitterrochen ist die
obere Fläche elektro-positiv , denn der Antritt der Nerven an die in den Kästchen der
prismatischen Säulen gelegenen elektrischen Platten findet von unten her statt, und auch
bei Gymnotus treten sie an die hintere, im Moment der Elektricitäts-Entwickelung nega-
tive Fläche der Platten, und die vordere, sich positiv verhaltende ist die freie. Die Rich-
tung des Stromes geht daher von hinten nach vorne. Bei Malapterurus scheint das Ver-
halten ein umgekehrtes zu sein, indem nach Dubois-Reymond die Stromesrichtung vom
Kopfe zum Schwänze geht, obgleich die Nerven an der hinteren Seite der Platte heran-
treten, die vordere somit als die freie erscheint. Es hat sich aber herausgestellt , dass
je eine Platte von einem Nerven von hintenher durchbohrt wird, und letzterer erst an
der vorderen , im Momente des Schlags negativen Fläche an die elektrische Platte aus-
strahlt, so dass also auch hier die grösste Uebereinstimnuing zwischen anatomischem
Befunde und physiologischem Verhalten sich ergibt.

Die Herstellung eines Einklanges in den verschiedenen bisher über die elektrischen
Organe der Fische bestehenden Angaben verdanken wir M. Schültze (siehe dessen
Abhandlungen über die elektrischen Organe der Fische in Abhandl. der Naturforsch.
Gesellsch. zu Halle. Bd. IV. V. — Auch die elektrischen Organe von Mormyrus stimmen
mit Obigem überein. Es ist entweder die vordere Fläche der elektrischen Platte oder die
hintere, zu der der Nerv tritt , im ersteren Falle aber tritt der Nerv durch ein Loch der
Platte, um erst hinten mit ihr zu verschmelzen (M. dorsalis, anguilloides), so dass in
beiden Fällen das vordere Ende des Organs nach Analogie von Gymnotus , Malapterurus
und Torpedo sich positiv gegen das hintere verhalten wird. Im Schwanzorgane der
übrigen Rochen treten die Nerven von vorn zu einem der elektrischen Platte analogen
Gebilde.

Folgende Schriftdll sind noch über den Bau der elektrischen Organe der Fische anzu-
führen. Savi, Recherches anatomiques sur le Systeme nerveux et sur l'organ electrique
de ta torpille. Paris 1844. - Robin, Recherches sur un appareil qui se trouve sur les
poissons du genre des Raies, Ann. Sc. Hat. III. vii. — Ecker, Untersuchungen zur Ich-
thyologie. Freiburg 4 856.—Bilharz, das elektrische Organ des Zitterwelses. Leipzig
1857. — M. Schultze in A. A. Ph. 1S58. S. 193.

Organe der Empfindung.
Nervensystem.

§210.

Die Gentralorgane des Nervensystems lagern in dem über der Axe
des Rückgrates befindlichen Canale, der von dem oberen Bogensystem des
Axenskeletes umschlossen wird. Sie bestehen aus symmetrisch angeordneten
Nervenmassen, die nur bei den Acrania (Leptocardier) in der ganzen Lange
ein mehr gleichartiges Verhalten darbieten, wahrend sie bei den Cranioten
in zwei grössere Abschnitte, das Gehirn und das Hü c k e n m a rk geson-
 
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