Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0127

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
112

Protozoen.

aucl) für manche Protoplasten wie Rhizopoden nachgewiesen. Nach Carter leitet
er bei Amöben (Diffhtgia piriformis) im Nucleus die Bildung von Kugeln ein, die in die
Leibessubstanz übertreten, und dort Sich weiter vermehren, um -wahrscheinlich nach
ihrem Austritte aus dem Körper neue amöbenartige Individuen vorzustellen (Ann. nat.
hist. 1863). Endlich isl Conjugation auch bei Actinospharium nachgewiesen, wo sogar
drei Individuen zusammentreten können.

Was die Conjugation der Infusorien betrifft, so ist sie zunächst als eine wirkliche Ver-
schmelzung (Concrescenz) anzusehen und nicht als eine blosse Verkittung mittelst einer ab-
gesonderten Substanz. Die Grade der Ausdehnung der Verbindung sind verschieden, und
ebenso die Flächen des Körpers, an denen sie stattfindet, so dass eine terminale, laterale
und ventrale Conjugation unterschieden werden kann. Beider nachmaligen Trennung
der copulirten Individuen findet eine Neubildung von Theilen statt , die einen Beleg von
der Vollständigkeit der Verwachsung abgibt. So bildet sich an den in der Trennung
begriffenen Individuen ein neuer Cilienbesatz um den Mund , und es geschieht so eine
Umbildung der Verbundenen. Die Conjugation ungleich grosser Individuen , die sich
sonst bei gleicher Körpergrösse conjugiren, ist von Stein bei Paramaecium und Aniphilep-
tus beobachtet, auch bei den Ophrydinen und Vorticellinen ist sie nachgewiesen worden.
Sie wurde früher als Knospenbildung gedeutet, wie die Conjugation gleich grosser Indi-
viduen als Theilungszustand beurtheilt wurde. Von diesen beiden Vermehrungsweisen
Schein! die Knospenbildung thatsächlich sehr selten zu sein (Spirochona). Die Theilung
ist Längstheilung bei Vorticellinen, Ophrydinen und Trichodinen ; Quertheilung bei den
übrigen.

Das als Nucleolus bezeichnete Gebilde scheint nicht allen Infusorien zuzukom-
men. Nach Stein fehlt es den Vorticellinen , wo es nach Engelmann und Balbiani vor-
kommen soll, fei ner bei Urostyla (U. grandis). Jenen Infusorien, die einen mehrgliedri-
gen oder vielzähligen Nucleus besitzen, kommt nur ein Nucleolus zu. Davonmachen
nur die Oxytrichinen eine Ausnahme, wo auf einen Nucleus (z. B. bei Stylonychia myti-
lus) zwei Nueleoli treffen.

Sowohl bezüglich der Veränderungen der als Geschlechtsapparat fungirenden Theile
als auch hinsichtlich ihrer Deutung bestehen noch sehr verschiedene Meinungen. So
sieht Balbiani die erste Veränderung des Nucleus in der Bildung eines hellen Bläschens,
das er als Keimbläschen betrachtet. Der Nucleus ist ihm damit primitive Eizelle, aus
der durch Theilung in gleichgebildete Elemente der »Eierstock« hervorgehen soll. Das-
selbe Organ bezeichnet Stein als »Placentae Aehnliche Veränderungen soll der Nucleo-
lus, die primitive männliche Keimzelle, erleiden, und schliesslich einen »Hoden« vorstel-
len. Aus der Vereinigung der durch die Nucleustheilung entstandenen Segmente entsteht
nicht immer ein einzelner Körper; es kann sich nur ein Theil der Segmente zu einer keim-
bildenden Masse, der»Placenta« zusammenfügen, indess der Rest wieder zu einemNueleus
zusammentritt. Die Einwirkung der aus dein Nucleolus sich entwickelnden Samen-
elemente scheint durch eine unmittelbare Verbindung zu Stande zu kommen, wenigstens hat
Stein bei mehreren Infusorien (Pleuronema chrysalis, Paramaecium aurelia, Prorodon
teres und Eucheliodon faretus) »stabforniige Körperchen« im Nucleus beobachtet. Aus
den »Embryonalkugeln« scheint sich bald nur je ein Embryo zu bilden, bald gehen durch
Differenzirung der einen festeren zapfenförmigen Kern umgebenden Substanz mehrfache
Embryonen hervor, so dass die Einrichtung mit einem knospenbildenden Keimstocke
verglichen werden kann. Diese Vergleichung erhält, noch dadurch eine Unterstützung,
dass bei Vorticellinen, wo jenes Verhalten getroffen wird, ein Nucleolus und damit ein
männlicher Apparat zu fehlen scheint. Die aus der Placenta oder den Embryonalkugeln
sich bildenden Keime werden entweder bald nach aussen geführt, oder sie formen sich
im Innern des Mutterkörpers in Embryonen um. Für den Austritt der Brut bilden sich
in einzelnen fällen bestimmte Canäle (Geburtscanäle nach Stein), die sogar (bei Oxytri-
 
Annotationen