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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0142

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Organe der Empfindung.

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Auch das Nervensystem der Ctenophoren ist bis jetzt nur bei einigen
nachgewiesen. Die Centren desselben liegen als mehrere mit einander ver-
bundene Ganglien am Grunde der verdauenden Cavität. Sie senden Nerven-
stämmchen sowohl zu den unter den Schwimmplättehenreihen verlaufenden
Radiärcanälen als auch zum Magen hin.

Ein Nervensystem der Medusen ist zum ersten Male von Agassiz von mehreren Me-
dusen [Sarsia, Tiaropsis, Staurophora, Bougainvillia) beschrieben worden (Contrib. to the
nat. hist. of the Acalephae of N. A.j. Später wurden auch von F. Müller (Abb. d. nat.
Gesellsch. zu Halle V u. Aren. f. Nat. XXV) ähnliche Angaben für Charybdeiden ^Tamoya)
und für eine Geryonia (Liriope) gemacht, sowie auch von Leuckart (bei Eucope) ein das
Ringgefäss begleitender Nervenfaden mit ganglienartigen Anschwellungen beobachtet
wurde. Nach Hackel stimmen nur die von Fr. Müller bei Tamoya beschriebenen Theile
sowie die von Leuckart beobachteten mit dem Befunde bei Geryoniden iiberein, und da
nur von diesem Forscher genaue histiologische Untersuchungen angestellt wurden, ver-
dienen dessen Angaben vor andern den Vorzug.

Für die Ctenophoren haben die ersten bestimmten Angaben von Grant , der bei
Cydippe einen um den Mund verlaufenden Nervenring, und bei Beroe acht, von eben so
viel Ganglien entspringende Nervenstämmchen erkannt haben wollte, keine Bestätigung
gefunden. Von den meisten späteren Untersuchern wurden Nervencentren in einem
am Trichterpole des Körpers gelegenen ganglienartigen Gebilde erkannt. So von Milne-
Edwards (Ann. sc. IL), Will (Horae tergest.) Frey und Leuckart (Beiträge etc.). Auch
ich habe Aehnliches gesehen. Es bedürfen aber diese Verhältnisse einer erneuten Unter-
suchung, um so mehr als jene als Nervencentren gedeuteten Gebilde von Agassiz einer
anderen Auffassung unterstellt wurden.

Sinnesorgane.

§ 53.

Da die Sinnesorgane als Endapparate sensibler Nerven zu betrachten
sind, so wird bei der UnVollkommenheit unserer Kenntnisse von einem
Nervensysteme der Cölenteraten, auch über die als Sinnesorgane anzusehen-
den Theile keineswegs ein definitives Urtheil abgegeben werden können. Das
gilt sowohl für die Einrichtungen die man als dem Tastsinne vorstehend be-
trachtet, als auch von den höheren Sinnesorganen, die man vorzüglich als
Hör- und Sehwerkzeuge unterschieden hat. Dem im Integumente vorhan-
denen allgemeinen Gefühlssinne scheinen besondere Fortsatzbildungen des
Körpers zu dienen. Obschon Nervenendigungen hier noch nicht erkannt
sind, und in der grossen Mehrzahl der Fälle selbst für das Vorkommen von
Nerven noch keine Thatsachen bekannt wurden, so ist doch die Empfindlich-
keit jener Gebilde ein genügender Grund, in ihnen solche Sinnesorgane zu
sehen. Sowohl bei den Hydroidpolypen wie bei den Anthozoen fungiren die
kranzförmig den Mund umstehenden Tentakel als Tastorgane. Am Körper
der Medusen sind nicht allein an der Mundöffnung solche Gebilde häufig an-
gebracht, sondern es ist auch stets der Scheibenrand mit fadenartigen meist
ausserordentlich dehnbaren, seltener starren oder wenig beweglichen An-
hängen — Randfäden — besetzt. Aehnliche Gebilde erscheinen an den
 
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