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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0226

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Verdauungsorgane

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und After zugleich. Diese Einrichtung findet sieh unter den Plattwürmern
verbreitet, wo sie bei den Turbellarien das vorherrschende, bei den Trema-
loden das ausschliessliche Verhallen bildet. Eine Abtheilung der Turbellarien
(die Rhabdocölen) zeigt den Darnicanal als einen nur in seinein vorderen
Abschnitte deutlich gesonderten, durch den Körper sich erstreckenden ein-
lachen Blindschlauch, dessen Wandungen unmittelbar mit dem Körper-
parenchym verbunden sind. Diese frühe Differenzirung des vordem*fesp.
äussern Abschnittes entspricht dem bereits für die Infusorien erwähnten
Verhalten. Einen andern Anschluss hieran bieten auch jene Fälle, wo ein
eigentliches Darmlumen nicht exislirt. Die aufgenommenen Nahrungsstoffe
treten liier, wie bei Infusorien, aus dem Schlünde in Protoplasma, welches
die Stelle des Darmschlauches vertritt. Die Mundöffnung, die immer ohne
besondere Auszeichnung erscheint, besitzt sehr verschiedene Lagerungen,
und erinnert damit an Verhältnisse, die bei den Infusorien vorkommen. Sie
kann am vordem Körpertheile oder gegen die Mitte der Bauchfläche hin,
endlich sogar am hintern Abschnitte angebracht sein. Sie führt in einen, nur
wenigen (Schizostomeen) fehlenden, muskulösen Schlundkopf, der in vielen
Fällen protractil erscheint. Er bildet den am deutlichsten ausgeprägten Ab-
schnitt des Darmschlauches, und lässt sich in vielen Modifikationen durch die
meisten Abtheilungen der Würmer hindurch verfolgen. Der in verschiedener
Länge in denKörper sich erstreckende Darnicanal erscheint bei manchen mehr
ein beständig vorhandener Hohlraum des Leibesparenchyms, als ein spezifisch
gebauter Abschnitt des Darmtracts, da er ausser einer Epithellage keine
selbständigen Wandungen zu besitzen schein!.

Hieran lassen sich die Plänarien reihen,
die wegen der Verzweigungen des Darnies als
dendrocöte Turbellarien erscheinen. Die Mund-
öffnung (Fig. 39. o) lagert ventral oft nahe an
der Mitte. Der muskulöse Schlund der Rhabdo-
cölen besteht auch hier (p) und zeigt sich häutig
in ein rüsselförmiaes Gebilde von bedeutender
Ausdehnungsfähigkeit umgewandelt. Er führt
in eine, die Mitte des Körpers einnehmende
Höhle (v), die dem Endschlauche der Rhabdo-
cölen entspricht, sich aber in vielfache Aeste
verzweigt, die gegen den Rand des platten Kör-
pers ihren Verlauf nehmen. Durch Verbindun-
gen der Zweiee unter einander kann so"ar ein
förmliches Maschenwerk entstehen (Thysano-
zoon). Durch die offene Verbindung der Zweige
mit der Gentraihöhle wird der Chymus im Körper vertheilt, und damit tritt
der Darmcanal in die Function eines Gefässysterns über. — Eine ähnliche
Verzweigung des Darmschlauches ist bei vielen Tremalöden vorhanden. Der

Fig. 39. Verdauungsapparat von Eurylepla sanguinolenla. o Mund. p Pharynx.
v Magen, gv Verzweigungen der verdauenden Cavitüt. n Nervenknoten (Gehirn).

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