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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0258

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Kreislauforgane.

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steht dasselbe nur im vordem Theile mit den Hautgefässen in Zusammenhang. Es wird
jeder Lemniscus von einem ringförmigen Gefässtämmchen umzogen, welches ein das
Parenchym durchsetzendes Netzwerk abgiebt. Bei Echinorhynchus gigas durchzieht noch
ein grösseres Gefäss die Miite des Lemniscus (Rudolphi, Entozool. I. S. 254. Westrumb,
S. 53. Ausser diesen beiden Autoren vergl. man noch v. Siebold, Vergl. Anat. S. 133.
Greeff, A. Nat. 1864. S. 10t.) In diesem Canalsystem möchte ich ein E rn ä h r u n g s-
organ eigenthümlicher Art sehen. Von aussen her aufgenommene Substanzen
werden durch die Cuticularschichte des Integuments, die, wie es scheint, von t-oren-
canälen durchsetzt ist, in diese Canäle eindringen können , und vermögen sich von da
aus im Hautschlauche zu vertheilen, so dass ähnliche Beziehungen wie beim Gastrovas-
cularapparate der Cölenteraten gegeben sind. Durch die in die Leibeshöhle vom Inte-
gumente her einragenden Lemnisci wird eine directere Wechselbeziehung des Inhalts
derselben mit dem Canalsysteme der Haut (durch den Gefässreichthum der Lemnisci)
möglich gemacht. —• Die Vergleichung mit andern Apparaten muss vorläufig als völlig
resultatlos bezeichnet werden.

§ 84.

In den bisher betrachteten Formen des Blutgefässystems war die Rolle
des Centraiorgans an die manniehfaltigsten Abschnitte übertragen, und es
bot sich in dieser Hinsicht, nicht minder wie in der Zahl der vorliegend
contractilen Strecken eine grosse Mannichfaltigkeit. Dadurch entsieht ein
Gegensatz zu den Tunicaten, bei denen das Gef.issystem wenigstens in den
wichtigsten Puncten, übereinstimmende Verhältnisse darbietet. Diese spre-
chen sich vor allem in dem Vorhandensein eines Herzens aus, w elches
aus einer Strecke des ventralen Liingsstanimes hervor-
gegangen sein muss. Auch da, wo es den einzigen Abschnitt der Biut-
bahn bildet, hat es eine ventrale Lage. Es erscheint allgemein als rundlicher
oder länglicher Schlauch, in der Regel von einem dünnwandigen Pericardium
umgeben, zwischen den Eingeweiden und der Kieme angebracht. So nimmt
es bei den Appendicularien das frei in der Leibeshöhle circulirende Blut auf
und giebt es wieder ab, ohne mit Gefassen in Verbindung zu stehen, so dass
die Blutbewegung eine im Ganzen wenig regelmässige ist. Eine höhere Stufe
nehmen die A&cidien ein. Das langgestreckte Herz derselben liegt in der
Nähe der Verdauungs- und Geschlechtsorgane und biegt sich an beiden
Enden in je ein Gefäss um, von welchen das eine in ventraler Bichtung sich
in ein das Kiemengerüsle durchsetzendes, netzförmiges Lacunensystem ver-
längert. Die Gefässwände gehen einfach in die Wandungen der betreffenden
Körperlheile über, ohne fernerhin gesonderte Membranen darzustellen. Aus
diesem Maschenwerke von Hohlräumen sammelt sich auf der Dorsalseite des
Kiemensackes ein grösserer Canal, der mit weiteren Bluträ-umen der Leibes-
höhle in offener Verbindung steht. Aus diesen entspringen reiche, oft
zierlich angeordnete Lacunennetze, welche den Mantel der Thiere durch-
ziehen, und die dann, wie jene der Leibeshöhle, wiederum mit dem andern
Ende des Herzens verbunden sind.

Bei den Sulpen besteht eine ähnliche Einrichtung. Der kurze, dünn-
wandige, meist durch Einschnürungen abgetheilte Herzschlauch (Fig. 53. c)

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