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Würmer.
abweichende, mehr denen der Lumbricinen sich anschliessende Bildungen sind, oder
aus Modificationen von Schleifencanälen entstanden, diese Frage ist noch nicht beant-
wortet. Abweichend verhalten sich die weiblichen Organe, die Eier scheinen an zer-
streuten Stellen im Körperparenchym zu entstehen. Die Oviducte vereinigen sich an
einem unpaaren Abschnitte, der nach Loven selbständig, nach Semper gemeinschaftlich
mit dem Enddarme, also in einer Cloake, ausmünden soll (Z. Z. IX.). Durch das letztere
Verhalten wird an die Rotatorien erinnert.
Die geschlechtliche Trennung der Räderthiere, von Dalrymple (Philos. Transact. 1849)
entdeckt, wurde, von Leydig allgemein nachgewiesen und fester begründet. Später auch
von Cohn und von Gosse (Ann. nat. bist. 1856. S. 337), durch welche die von Leydig
entdeckte rudimentäre Organisation der Männchen bei den Gattungen Notommata und
Hydatina für eine grosse Anzahl von Gattungen festgestellt wurde, so dass sie als eine
allgemeine angesehen werden darf. Sie bildet eine Erscheinung, die in grösserer Ver-
breitung bei den Krustenthieren sich findet, und auf einer einseitigen Ausbildung des
Organismus beruht, die schon in der geschlechtlichen Trennung ihren Anfang hat.
Mit der rudimentären Entwickelung der Männchen, deren individuelle Existenz
offenbar nur auf eine kurze Zeit beschränkt ist, läuft noch eine andere die Fortpflanzung
betreffende Erscheinung , die von Wichtigkeit ist. Sie besteht in dem Vorkommen von
zweierlei Formen von Eiern. Die einen, während des Sommers zur Reife kommenden,
von den Weibchen häufig mit sich herumgetragen, sind von den später gelegten ver-
schieden. Letztere sind durch eine harte Schale ausgezeichnet, und werden als »Winter-
eier« bezeichnet, da sie gegen den Herbst gelegt, während jener Jahreszeit sich vor-
finden. Da das Auftreten der Männchen mit der Production der Wintereier zeitlich
zusammenfällt, ist es, wie Cohn erörterte, wahrscheinlich, dass nur die Wintereier be-
fruchtet sind, während die Sommereier vom Gesichtspuncte der Parthenogenesis aus
beurtheilt werden müssen. Auch darin ergeben sich Analogien mit Krustenthieren, doch
scheint es mir nicht gerechtfertigt, aus der Aehnlichkeit oekologischer Erscheinungen
verwandtschaftliche Beziehungen abzuleiten; sie können sie stützen, wo sie durch
Uebereinstimmung der Organisation bereits begründet sind, nicht aber können sie sie
begründen. Denn jene Erscheinungen können aus Anpassungen der mannichfaltigsten
Art hervorgehen. Dass aber den Räderthieren und den niederen Crustaceen, — denen
ich selbst erstere näher brachte, — eine nähere Gemeinsamkeit der Abstammung nicht
zu Grunde liegt, geht aus einer strengeren Vergleichung der Organisation deutlich
hervor.
Die Formelemente des Samens der Ringelwürmer stimmen im wesentlichen
Verhalten mit einander überein. Es sind überall bewegliche, häufig mit einem ver-
dickten Ende versehene Fäden. Bei vielen wird der Samen in besonderen Abschnitten
der männlichen Ausführwege zu bestimmt geformten Massen vereinigt, zu Spermato-
phoren, welche als solche in den weiblichen Apparat — bei den Scoleinen in die Recepta-
cula seminis — übertragen werden. Bei einem Theile der Scoleinen (Tubifex und Ver-
wandte) sind diese Spermatophoren ohne äussere Umhüllung, und werden — analog wie
bei manchen Arthropoden (Orfhoptera) — aus verklebten Samenfäden dargestellt. Bereits
in der ersten Auflage dieses Buches habe ich dieser Gebilde für Tubifex Erwähnung
gethan. Man findet sie in den Samentaschen. Indem die beweglichen Enden der Fäden
an der Oberfläche des meist langgestreckten Spermatophor vorragen, und dem ganzen
Gebilde eine Ortsbewegung möglich machen, erhalten diese Spermatophoren den An-
schein bewimperter Organismen, wie sie denn auch schon mehrfach als Parasiten der
Receptacula seminis angesehen worden sind. — Verschieden hiervon sind die spindel-
förmigen Spermatophoren der Hirudineen, bei denen die Samenmasse in eine resisitente
homogene Hülle verpackt ist. Sie werden hier in die Scheide übertragen, oder da, wo
eine solche fehlt, an die weibliche Geschlechtsöffnung befestigt. Sie sind von Fr. Müller
Würmer.
abweichende, mehr denen der Lumbricinen sich anschliessende Bildungen sind, oder
aus Modificationen von Schleifencanälen entstanden, diese Frage ist noch nicht beant-
wortet. Abweichend verhalten sich die weiblichen Organe, die Eier scheinen an zer-
streuten Stellen im Körperparenchym zu entstehen. Die Oviducte vereinigen sich an
einem unpaaren Abschnitte, der nach Loven selbständig, nach Semper gemeinschaftlich
mit dem Enddarme, also in einer Cloake, ausmünden soll (Z. Z. IX.). Durch das letztere
Verhalten wird an die Rotatorien erinnert.
Die geschlechtliche Trennung der Räderthiere, von Dalrymple (Philos. Transact. 1849)
entdeckt, wurde, von Leydig allgemein nachgewiesen und fester begründet. Später auch
von Cohn und von Gosse (Ann. nat. bist. 1856. S. 337), durch welche die von Leydig
entdeckte rudimentäre Organisation der Männchen bei den Gattungen Notommata und
Hydatina für eine grosse Anzahl von Gattungen festgestellt wurde, so dass sie als eine
allgemeine angesehen werden darf. Sie bildet eine Erscheinung, die in grösserer Ver-
breitung bei den Krustenthieren sich findet, und auf einer einseitigen Ausbildung des
Organismus beruht, die schon in der geschlechtlichen Trennung ihren Anfang hat.
Mit der rudimentären Entwickelung der Männchen, deren individuelle Existenz
offenbar nur auf eine kurze Zeit beschränkt ist, läuft noch eine andere die Fortpflanzung
betreffende Erscheinung , die von Wichtigkeit ist. Sie besteht in dem Vorkommen von
zweierlei Formen von Eiern. Die einen, während des Sommers zur Reife kommenden,
von den Weibchen häufig mit sich herumgetragen, sind von den später gelegten ver-
schieden. Letztere sind durch eine harte Schale ausgezeichnet, und werden als »Winter-
eier« bezeichnet, da sie gegen den Herbst gelegt, während jener Jahreszeit sich vor-
finden. Da das Auftreten der Männchen mit der Production der Wintereier zeitlich
zusammenfällt, ist es, wie Cohn erörterte, wahrscheinlich, dass nur die Wintereier be-
fruchtet sind, während die Sommereier vom Gesichtspuncte der Parthenogenesis aus
beurtheilt werden müssen. Auch darin ergeben sich Analogien mit Krustenthieren, doch
scheint es mir nicht gerechtfertigt, aus der Aehnlichkeit oekologischer Erscheinungen
verwandtschaftliche Beziehungen abzuleiten; sie können sie stützen, wo sie durch
Uebereinstimmung der Organisation bereits begründet sind, nicht aber können sie sie
begründen. Denn jene Erscheinungen können aus Anpassungen der mannichfaltigsten
Art hervorgehen. Dass aber den Räderthieren und den niederen Crustaceen, — denen
ich selbst erstere näher brachte, — eine nähere Gemeinsamkeit der Abstammung nicht
zu Grunde liegt, geht aus einer strengeren Vergleichung der Organisation deutlich
hervor.
Die Formelemente des Samens der Ringelwürmer stimmen im wesentlichen
Verhalten mit einander überein. Es sind überall bewegliche, häufig mit einem ver-
dickten Ende versehene Fäden. Bei vielen wird der Samen in besonderen Abschnitten
der männlichen Ausführwege zu bestimmt geformten Massen vereinigt, zu Spermato-
phoren, welche als solche in den weiblichen Apparat — bei den Scoleinen in die Recepta-
cula seminis — übertragen werden. Bei einem Theile der Scoleinen (Tubifex und Ver-
wandte) sind diese Spermatophoren ohne äussere Umhüllung, und werden — analog wie
bei manchen Arthropoden (Orfhoptera) — aus verklebten Samenfäden dargestellt. Bereits
in der ersten Auflage dieses Buches habe ich dieser Gebilde für Tubifex Erwähnung
gethan. Man findet sie in den Samentaschen. Indem die beweglichen Enden der Fäden
an der Oberfläche des meist langgestreckten Spermatophor vorragen, und dem ganzen
Gebilde eine Ortsbewegung möglich machen, erhalten diese Spermatophoren den An-
schein bewimperter Organismen, wie sie denn auch schon mehrfach als Parasiten der
Receptacula seminis angesehen worden sind. — Verschieden hiervon sind die spindel-
förmigen Spermatophoren der Hirudineen, bei denen die Samenmasse in eine resisitente
homogene Hülle verpackt ist. Sie werden hier in die Scheide übertragen, oder da, wo
eine solche fehlt, an die weibliche Geschlechtsöffnung befestigt. Sie sind von Fr. Müller