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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0547

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Mollusken.

gleichnamige Organ der Wirbelthiere nicht denken darf. Aehnliche Drüsen
sind auch an der Leber von Gasteropoden nachgewiesen worden.

Die als »Leber« aufgeführten Drüsen sind meist durch ihre lebhaftere Färbung aus-
gezeichnet, und dadurch von anderen Drüsenorganen unterschieden. Das symmetrische
Verhalten der Lagerung und Einmündung der grossen Leberlappen scheint für die
Mollusken ein durchgreifendes zu sein , da es bei den Brachiopoden ebenso wie bei den
weil von diesen entfernten Cephalopoden besteht. Ich möchte das Vorkommen von
vier Leberlappen bei Nautilus sowie bei Brachiopoden hervorheben, und besonders an
das Verhalten derselben bei Lingula aufmerksam machen, wo zwei vor, zwei hinter dem
Dissepimente (Gastroparietal-Bande) in den Darm münden, und damit eine Gliederung
ausdrücken.

Die mehr unregelmässige Anordnung der Leberlappen bei Lamellibranchiaten , wo
die Leber mit den Keimdrüsen innig vereint dem Darme enge verbunden ist, und letzteren
oft schwer davon trennen lässt, scheint vielmehr ebenso wie bei den Gasteropoden durch
die Windungen des Darmes, oder auch besonders bei schalentragenden Schnecken durch
die assymetrische Bildung des Eingeweidesackes bedingt zu sein. Dies geht aus jenen
Fällen hervor, wo die Leber noch Spuren von Symmetrie zeigt, oder in ihren Lappen
sogar deutlich symmetrisch angeordnet erscheint. Letzteres ist der Fall bei Dentalium,
dessen Leber aus zwei fingerförmig gelappten Drüsenbüscheln besteht, die einander
gegenüber in den Darm ausmünden. Auch die vier, paarig untereinander vereinigten
Leberschläuche von Phyllirhoe können hieher gerechnet werden, da ihre eigentümliche
Stellung, zwei oben, zwei unten nichts Anderes als eine Accomodation an die seitlich
comprimirte Körperform des Thieres ausdrückt. Ferner ist die Leber bei den Gymnobran-
chiaten mit nur wenig gewundenem Darm gleichfalls nicht selten in einiger Symmetrie
zu erkennen, und endlich weisen die Aeolidier mit verästeltem Darmcanal unzweifelhaft
auf eine bilaterale Leberanlage hin. Indem wir so auch die Assymetrie dieses Organs
als eine durch die Umänderung der äusseren Leibesform erworbene ansehen müssen,
reiht sich dieses Organ an das gleiche mancher Würmer und niederer Arthropoden
enger an.

Die Darmanhänge der Aeolidier und anderer, wie Actaeon, Limapontia, haben in
Frankreich eine Zeit lang zu einem Streife über die Gesammtorganisation dieser Thiere
geführt. Indem man die durch sie mögliche Vertheilung des Chymus im Körper her-
vorhob, sah man in dieser Vorrichtung einen Ersatz für das damals noch nicht erkannte
Blutgefässystem, und statuirte darauf die Abtheilung der »Phlebenteraten«. Die Zahl
der Fortsätze steht gewöhnlich in engem Connexe mit der Zahl der Rückenanhänge. Die
Verbindung dieser einzelnen Blindsäcke mit dem Darme ist bei den einzelnen Gattungen
verschieden. Wir haben davon zwei Hauptformen angenommen. Im einen Falle bildet
der Mitteldarm eine ansehnliche mediane Verlängerung nach hinten, die beiderseits mit
verästelten Blindschläuchen besetzt ist. Hieher gehört Aeolis, auch Tergipes kann hieher
gerechnet werden, und zwar als Repräsentant der einfachsten Form, da bei diesem die
Anhänge des medianen Blinddarms unverästelt zu denRückencirren gehen. Ein anderer
Fall wird durch das Vorkommen von paarigen, vom Mitteldarm entspringenden Blind-
schläuchen gegeben. Jederseits tritt gemeinsam ein nach vorne und ein nach hinten
verlaufender Schlauch ab, deren jeder wieder einfache oder mehrfach ramificirte Fortsätze
zu den Girren entsendet. Als Beispiel mag Antiopa gelten. Der einfachste Zustand
trifft sich bei Limapontia, wo nur die vier Schläuche mit kurzen Ausbuchtungen, aber
keine Rückencirren, existiren. Man darf dieses Verhalten vielleicht als das primitive
betrachten, und die Bildungeines medianen, unpaaren Darmfortsatzes als eine daraus
hervorgegangene Modifikation, denn der erslere Zustand ist der verbreitetcre, und ent-
spricht zugleich der typischen Duplicität der Leber. Au eine Verschmelzung der beiden
 
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