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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0549

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Mollusken.

oder sie doch beim Ansehwellen durch Füllung mit Blut prall werden zu
lassen. Die Hervorstreckbarkeit gewisser in die Schalen oder in's Ge-
häuse zurückziehbarer Theilc, beruht auf diesen Beziehungen. Das oben als
»Fuss« unterschiedene Organ vermag erst dann als Locomotionsorgan zu
fungiren, wenn es mit Blut gefüllt ist. Bei dieser Schwellung grösserer
Körperpartien ist die Einführung von Wasser in die Blutbahn von
grossem Belange. Wir finden diese viel zu wenig beachtete Erscheinung bei
den Mollusken in grosser Verbreitung; speciell nachgewiesen ist sie in allen
Abtheilungen der Otocardier. Wenn auch dadurch der Werth der Blut-
flüssigkeit in nutritorischer Beziehung sinkt, so wird doch die Bedeu-
lung der Blutbahn als Schwellungsapparat des Körpers wesentlich erhöht,
denn durch jene Einrichtung wird die Aeusserung der genannten Erschei-
nung in grösserer Intensität ermöglicht. Durch Einlass beliebiger Quantitäten
von Wasser kann der Körper einer Muschel oder einer Schnecke je nach Be-
dürfniss sich füllen und ebenso leicht wieder durch Auslass der mit Wasser
gemischten Blutflüssigkeit ein vollkommenes oder nur partielles Abschwellen
eintreten lassen. Die ganze Einrichtung schliesst sich in functioneller Be-
ziehung an den irrigatorischen Apparat der Cölenteralen und an das Was-
sergefassystem der Würmer und Echinodermen an. —

Die Blutflüssigkeit der Mollusken ist in der Regel farblos; bei den La-
mellibranehiaten und Ccphalophoren ist dies zum grössten Theile der Fall,
wio schon aus der Verbindung der blutführenden Räume mit dem umgeben-
den Medium und der beständigen Mischung des Blutes mit Wasser hervor-
geht. Nur einige Gasteropodcn (Planorbis} besitzen eine rothe Blutflüssig-
keit. Bei den übrigen Gasteropodcn und den meisten Cephalopoden zeigt
sie einen bläulichen, opalisirenden Schimmer. Es gibt auch Cephalopoden,
deren Blut ins Violette oder Grüne spielt. An dieser Färbung der Blutflüssig-
keit betheiligen sich niemals die zelligen Elemente derselben. Diese er-
scheinen als rundliche , feine Molekel einschliessende Formelemente, oder
sie sind bei den Lamellibranchiaten und vielen Gasteropoden nicht seilen
uneben, in zackige Fortsätze ausgezogen, welche das Resultat activer Form-
veränderungen sind.

Nach der Lagerung der Hauptstämme und der Centraiorgane des Gefäss-
systems unter der Rückenfläche des Körpers lässt sich ein gemeinsames Ver-
halten bei fast allen Mollusken wahrnehmen. Wir können daher die Frage
aufwerfen, inwiefern diese Uebereinstimmung auf der Abstammung der ver-
schiedenen Formen des Gefässapparates von einer und derselben Einrichtung
beruht. In dieser Beziehung wird von dem Hauptorgan, dem Herzen, sowie
den davon ausgehenden grossen Arterienstämmen der sicherste Aufschluss
zu erhalten sein. Von den Brachiopoden wird aber für jetzt noch abgesehen
werden müssen, da bei diesen über die Richtung des Blutstroms, sowie über
die Bedeutung der einzelnen Gefässtämme keine sichern Thatsachen bekannt
sind. Legen wir zunächst das Gewicht auf die dorsale Ausdehnung des Ge-
fässapparates , auf das Vorkommen eines dorsalen Längsstammes, so
werden wir bei der Vergleichung desselben zunächst auf die Würmer ge-
führt 7 bei denen verschiedene Abtheilungen gleichfalls einen solchen Längs-
 
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